Seit mehr als einem Jahr haben viele Bewohner des Kniebis auch große Probleme, übers Festnetz zu telefonieren. Foto: Federico Gambarini/dpa

Seit mehr als einem Jahr haben die Anwohner von Freudenstadts Teilort Kniebis mit einer Störung ihrer Telefonleitung zu kämpfen. Das Problem ist gravierend. Denn immer wieder ist wochenlang die Leitung tot, Anrufe gehen weder rein noch raus.

Wer auf dem Kniebis lebt und mit der Außenwelt Kontakt aufnehmen möchte, hat es nicht leicht. Nur ein Teil des Ortes hat bisher Breitbandanschlüsse erhalten. Und auch das Handynetz lässt vielerorts zu Wünschen übrig.

Doch damit nicht genug. Denn seit mehr als einem Jahr haben viele Bewohner des Kniebis auch große Probleme, übers Festnetz zu telefonieren. „Da lebt man ein bissle wie in der Steinzeit“, meint Utz Schneller, der in Kniebis wohnt und dort auch arbeitet.

Wochenlang Leitung tot

Immer wieder sei über mehrere Wochen die Telefonleitung komplett unterbrochen, berichtet Schneller. Das erste Mal sei das Problem zum Jahreswechsel 2021/22 aufgetreten. „Da war die Leitung zwischen drei und dreieinhalb Wochen tot.“ Und auch als die Verbindung wiederhergestellt war, sei die Leitung immer wieder gestört gewesen.

Im Sommer sei dann der nächste Totalausfall gewesen. Zweimal sei das Telefon für zweieinhalb Wochen ausgefallen, berichtet Schneller. Und dann erneut von Ende Dezember bis Anfang Februar.

Mit diesem Problem ist Schneller nicht alleine, wie Ortsvorsteher Helmut Klaißle bestätigt. 50 bis 80 Anschlüsse seien betroffen, schätzt Klaißle. Allerdings falle nicht bei allen Haushalten gleichzeitig das Telefon aus. Probleme gebe es vor allem im Kohlwaldweg, in der Sonnenwiese und im Rimbachweg.

Architekt fordert 18 000 Euro Schadensersatz

Für die Anwohner hat das teils dramatische Auswirkungen. So betreibt zum Beispiel Schneller ein Architekturbüro in seinem Wohnhaus, sodass die ständigen Störungen ihn auch beruflich treffen. „Meine Handwerker kommen nicht durch, die Bauherren sind nicht erreichbar“, ärgert sich Schneller. Er fordere deshalb 18 000 Euro Schadensersatz von der Telekom.

Noch härter trifft es die vielen älteren Bewohner des Kniebis. Ist die Leitung unterbrochen, können sie in Notfällen weder ihre Angehörigen noch den Notarzt anrufen. Auch die Notruftaste des Roten Kreuzes funktioniert dann nicht mehr, denn auch diese ist an das Telefonnetz angeschlossen.

Große Gefahr für Ältere

Wie gefährlich das werden kann, berichtet eine Frau, deren Mutter in Kniebis wohnt und die lieber anonym bleiben möchte. „Meine Mutter ist vor einigen Wochen gestürzt“, erzählt die Frau. Weil die Leitung nicht funktionierte, habe ihre Mutter keine Hilfe verständigen können. Erst nach zwei Stunden sei sie gefunden worden.

Doch warum kommt es überhaupt zu den ständigen Ausfällen? Dazu weiß Ortsvorsteher Klaißle mehr: „Die Leitung hoch auf den Kniebis ist so marode, dass Wasser eintritt und eine Firma immer wieder Flickarbeiten durchführen muss."

Das grundlegende Problem: Die Leitung sei noch eine alte Kupferleitung. Diese könne die Telekom nicht mehr austauschen. Und eine Glasfaserleitung als Ersatz verlegen wolle die Telekom nicht. „Das lohnt sich für die nicht“, meint der Klaißle.

Was die Telekom zu all dem denkt, bleibt offen. Einem Gesprächsangebot unserer Redaktion weicht das Unternehmen aus. Als Antwort auf unsere Anfrage bekommen wir nur eine kurze Auskunft per E-Mail. Darin bestätigt die Telekom, dass das Problem durch eindringendes Wasser entstanden ist. „Das beschädigte Kabel wurde bereits repariert“, heißt es in der Nachricht. Ab dieser Woche sollte daher alles wieder funktionieren, schätzt die Telekom.

Doch Schneller bleibt skeptisch: „Die haben die Leitung in den letzten Jahren schon dreimal repariert.“