Mit bunten Plakaten machen die Schülerinnen und Schüler auf sich aufmerksam in Albstadt-Ebingen. Foto: Karina Eyrich

Schüler werden bei Umwelt-Demos immer wieder beleidigt. Jugendliche melden sich zu Wort. Mit Video

Region - Landauf, landab scheint es freitags kein Thema mehr zu geben, dassfür mehr Diskussionen sorgt, als die demonstrierenden Schüler, die bei der Aktion "Fridays for Future" für den Klimaschutz kämpfen. Die Meinungen zu diesen Kundgebungen gehen jedoch weit auseinander, wie wir immer wieder auf unserer Facebook-Seite feststellen können.

Auf der Fridays for Future-Internetseite haben die bundesweiten Organisatoren bereits eine Stellungnahme zu Hass und Kritik veröffentlicht. Darin heißt es: "Der Hass zeigt uns auch, dass wir mit unserer Kritik den Finger in Wunden, vor allem in konservativen Kreisen der Politik, legen." Man positioniere sich aber ganz klar gegen Hass und toleriere die Hasskommentare auch nicht, sondern gehe rechtlich dagegen vor.

Ein Kommentar auf der Facebookseite Schwarzwälder Bote Balingen, der die Meinung vieler zusammenfasst, lautet: "Genau diese Schreikinder johlen für besseres Klima, und dann bei Mama auf dem dicken Smartphone anrufen, die mit dem SUV herbeieilt und die kleinen Racker abholt und zur Verfütterung zu McDonald's karrt, um da dann klimagerecht Fastfood zu futtern und jede Menge Restmüll zu produzieren. Dieser ganze Hype ist einfach nur lächerlich!" in einem anderen Kommentar vermeldet ein Nutzer: „Schüler gehören in die schule und nicht auf irgendwelche Demos. die können doch noch gar keine eigene Meinung haben und labern eh nur nach was die erwachsenen ihnen vorlabern.“ Auch die Frage nach der Aufbewahrung des Pausenbrotes tauchte immer wieder auf.

Das sagen die Jugendlichen, die dahinterstecken

Wir haben verschiedene Organisatoren dieser Demonstrationen mit den Kommentaren konfrontiert und dabei erstaunliche Antworten erhalten.

Jonas Spreng organisiert die Demo in Rottweil und antwortet ganz klar: "Schüler gehören, ebenso wie Erwachsene, genau dann auf die Straße, wenn ihnen ein Anliegen wichtig ist. In diesem Fall geht es um unsere Zukunft."

Außerdem weist er freundlich darauf hin, dass jeder "einen Meinungsbildungsprozess" durchlaufen hat. Dabei wären alle zu dem Schluss gekommen, dass die Klimapolitik so nicht weitergehen könne. Man würde also nicht nur den Eltern "nachlabern".

Auf die Benutzung von Motorrollern und "Elterntaxis" würde Jonas Spreng auch lieber verzichten, was aber in vielen Fällen aufgrund von schlechter ÖPNV-Anbindung nicht möglich sei. Ganz nebenbei seien auch die Schüler nicht Schuld daran, wenn ihre Eltern mit einem SUV ganze 120 Kilometer zur Arbeit fahren. Sein Vesper transportiert der 16-Jährige übrigens "seit der ersten Klasse in der immer gleichen Tupperdose", die nicht jeden Tag im Müll landet.

Leonie Luippold und Sima Garanpour, die beiden Organisatorinnen aus Albstadt-Ebingen, finden  es sehr wichtig zu sagen, dass es keinesfalls das Ziel sei, nur auf besagte Demonstrationen zu gehen und dann genau dieses beschriebene Verhalten an den Tag zu legen. Die "Fridays for Future"-Bewegung solle als Sprungbrett dienen, endlich gehört zu werden.

Wichtig: eigene Lebensweise überdenken

Wichtig sei dabei auch, die eigene Lebensweise zu überdenken. "Es kommt einher mit Veränderung, die wir gerade an unseren Schulen versuchen umzusetzen", erklären die beiden jungen Frauen. Man versuche etwa, Plastikbecher aus der Mensa zu verbannen oder das Heizen mit erneuerbaren Energien in öffentlichen Einrichtungen zu fördern.

Auf die Aussage, dass Schüler nicht auf Demos, sondern in die Schule gehören, haben Sima Garanpour und Leonie Luippold einen guten Einwand: "Wir finden es sehr bedauerlich, dass sich plötzlich so viele Menschen besorgt zeigen, dass unsere Bildung zu kurz kommt. Doch warum sorgen sich denn genau diese Menschen nicht darum, dass uns, wenn wir so weiterleben, eine Klimakatastrophe bevorsteht?"

Außerdem finden Garanpour und Luippold es schade, dass man mit 18 oder 19 Jahren anscheinend zu jung sei, um eine eigene Meinung zu haben. Die meisten Eltern würden die Schüler dabei unterstützen, versichern sie.  Und wie das Essen in die Schule kommt? "In Brotboxen. Ganz einfach in spülbaren und wiederverwendbaren Boxen." Getränke in Glasflaschen oder Thermoskannen, und wenn es doch mal was beim Bäcker gibt, dann bekomme man ein glückliches Schmunzeln bei den Worten "Bitte keine Tüte für mich" zurück.

Der nächste Freitag kommt bestimmt

Auch an diesem Freitag wird wieder vielerorts gestreikt. Die Deutsche Presse Agentur (dpa) spricht von mehr 1200 Demonstrationen in über 90 Ländern. Mit dabei sein werden Balingen (11 Uhr, Marktplatz), Calw (10.30 Uhr, Marktplatz), Freudenstadt (11 Uhr, Marktplatz), Villingen-Schwenningen (11.30 Uhr, Amtsgericht Villingen) und Rottweil (11 Uhr, Rathausplatz).

Die Initiatoren haben außerdem über 12.000 Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auf ihrer Seite, die gemeinsam die Aktion "Fridays for Future" unterstützen wollen. Am Freitag soll eine namentliche Liste an die Aktivisten übergeben werden.

Video von einer "Fridays for Future"-Demo in Albstadt: