Nach der Kritik an der Werbeaktion des DRK äußert sich DRK Geschäftsführer Johannes Stocker zu den Vorwürfen. (Symbolfoto) Foto: dpa

Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands äußert sich zu Vorwürfen. Rund 1500 neue Mitglieder.

Kreis Freudenstadt - Methoden einer "Drückerkolonne" hatten die Nutzer der Facebook-Gruppe "Blaulicht News Horb am Neckar" der Werberfirma vorgeworfen, die in Zusammenarbeit mit dem DRK Freudenstadt für neue Mitglieder sorgen soll. Sie hätten die Haustürbesuche als "aufdringlich" empfunden, praktisch mit Fuß in der Haustür, darüber hinaus als penetrant. In manchen Fällen hätten die Werber noch abends um 20.30 Uhr geklingelt.

"Nein heißt nein"

Johannes Stocker, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands, ist den Vorwürfen nachgegangen. Sein Standpunkt bei der Suche nach neuen Fördermitgliedern: "Nein heißt nein, das ist zu akzeptieren. Und das tun wir auch." Er stehe seit Beginn der Aktion täglich im Kontakt mit dem Teamleiter der Firma. Nach den öffentlich geäußerten Vorwürfen habe es am Folgetag eine Besprechung mit allen beteiligten Mitarbeitern gegeben. Den Fuß in die Tür zu stellen, wäre ein "No-go". Wo Einwohner des Kreises Grenzen überschritten sähen, könne umgehend reagiert werden. "Man kann jederzeit klar nachvollziehen, welcher Mitarbeiter der Firma wo war", so Stocker. Als eine Konsequenz aus den Vorwürfen sei vereinbart worden, abends keine Haustürbesuche mehr zu machen. Fragen und Kritik im Zusammenhang mit der Aktion stehe der Kreisverband offen gegenüber. Was Stocker bemängelt, ist eine anonyme Debatte im Internet. "Wir machen ein Beschwerdemanagement. Wer etwas vorzutragen hat, kann uns gerne direkt anrufen oder eine E-Mail schreiben, er bekommt umgehend Antwort", so der Geschäftsführer.

Beschwerden werden ernst genommen

Nach bislang rund 30.000 Hausbesuchen der Firma habe es auch rund 260 Anrufe gegeben. "Die meisten wollten sich vergewissern, dass es sich tatsächlich um eine Aktion des DRK handelt", so Stocker. Verunsicherung habe es wohl gegeben, weil zeitgleich unseriöse "Trittbrettfahrer" im Raum Loßburg und Baiersbronn unterwegs waren; mutmaßliche Betrüger, die angeblich Spenden für die DRK-Kroatienhilfe sammelten. "Die waren definitiv nicht von uns", so Stocker, "wir wollen auch keine Barspenden, ganz bewusst nicht, sondern fördernde Mitglieder."

Seriösität steht außer Frage

Die vom Kreisverband beauftragte Firma Kober aus Aalen nimmt Stocker in Schutz. Sie arbeite seriös, sei seit 1996 im Geschäft, dem DRK bekannt und arbeite auch mit anderen großen Hilfsorganisationen zusammen. Wenngleich ein Kundengespräch auch mal scheitern oder unglücklich laufen könne, so stehe die Seriosität von Kober nicht infrage. Das DRK achte auch darauf, keine falschen Anreize zu setzen: "Wir haben Kober bewusst keine Zielmarke vorgegeben", so Stocker (57), seit 2015 Geschäftsführer des DRK. Die Firma erhalte auch keine anteilige Provision pro gewonnener Mitgliedschaft, sondern einen vorab vereinbarten Fixbetrag. Für Werbemaßnahmen habe der Kreisverband jährlich ein eigenes Budget eingeplant, aus dem die Mittel stammen. Der Beitrag der neuen Mitglieder komme direkt den Ortsverbänden im Landkreis zugute. 24 Euro koste die Jahresmitgliedschaft als passiver Förderer des DRK im Kreis; wer wolle, könne auch  gerne einen höheren Beitrag leisten. Andeutungen in sozialen Netzwerken, wer nicht Mitglied sei, den lasse der Rettungsdienst im Notfall liegen, bezeichnet Stocker als "kompletten Schwachsinn".  
 
17 Beschwerden mit grundsätzlicher Kritik

In 17 Fällen der Beschwerden habe es grundsätzliche Kritik an der Aktion gegeben. "Diesen Standpunkt kann man auch vertreten", findet Stocker. Es sei die erste Haustürwerbung des DRK-Kreisverbands seit mindestens zehn Jahren. Früher seien die Mitglieder selbst unterwegs gewesen, allerdings könnten das mittlerweile weder die haupt- noch die ehrenamtlichen Helfer mehr stemmen. Deshalb sei die Aktion an einen Dienstleister vergeben worden. Übrigens mit Erfolg: Rund 1500  Fördermitglieder seien seit Beginn der Aktion am 9. Juli gewonnen worden. Zuvor hatte der Kreisverband etwa 7400 zahlende Unterstützer, Tendenz fallend. Noch bis Ende der Woche dauere die Werbeaktion im Landkreis. Die Firma sei noch unterwegs in Empfingen, Wörnersberg, Weitingen, Mühringen, Rohrdorf und Teilen Schopflochs. Das DRK hofft, dass noch weitere Unterstützer dazukommen. Wer sich dennoch überrumpelt fühle und die Unterschrift bereue, könne sie auch einfach widerrufen. Für Stocker ist  dies ein weiteres Indiz für die Seriosität der Aktion: »Was bringen uns viele Unterschriften, wenn die Hälfte gleich wieder abspringt«, fragt der Geschäftsführer. Bislang liege die Storno-Quote bei 6,33 Prozent.

Info

Weitere Informationen: DRK-Kreisverband, Telefon 07441/8 6 7 28, E-Mail info@drk-kv-fds.de.