Nicht nur die Tennisspieler haben derzeit mit der Hitze zu kämpfen, auch Volker Roller (links) von den Borussen-Eagles reagiert auf die extremen Bedingungen. Er wird heute mit viel Wassereimern am Spielfeldrand gegen die Weißweiler-Elf antreten und Trinkpausen einlegen. Fotos: Wagner (1)/Geideck (1),Montage: von Gottschalck Foto: Schwarzwälder-Bote

SportKlubs und Sportler bereiten sich auf die am Wochenende drohende Hitze vor / Ein AH-Turnier ist bereits abgesagt worden

Von Tim Geideck, Cornelius Eyckeler und Michael Stock

Während Sonnenanbeter an diesem Wochenende jubeln, werden die Sportler noch mehr ins Schwitzen kommen als ohnehin schon. Wie werden sie mit den extremen Bedingungen fertig? Und vor allem: Sind Sportveranstaltungen bei solch einer Rekord-Hitze überhaupt vertretbar?

Als Diana Akermann den Wetterbericht gesehen hat, traf sie fast der Schlag: Auf bis zu 35 Grad soll das Thermometer heute in Eutingen klettern – ausgerechnet an dem Wochenende, an der SV Eutingen sein großes Jugendturnier mit rund 60 Mannschaften veranstaltet. "Wir hatten deshalb in den letzten Tagen viele Diskussionen im Verein und werden das vor Ort auch noch mal mit den Trainern und Schiedsrichtern besprechen", sagt die Jugendleiterin des SV Eutingen, die aber auch zu bedenken gibt: "Das Turnier wegen der Hitze einfach abzusagen wäre sehr schade, und zwar für alle Beteiligten. Natürlich ist das eine Extrem-Situation, aber in dem Turnier steckt monatelange Vorarbeit und die Kinder freuen sich doch schon so sehr darauf."

Der SV Eutingen versucht deshalb das Beste aus der Situation zu machen: Er hat zusätzliche Sonnenschirme bestellt und wird so viele Wassereimer wie möglich wie möglich an den Spielfeldrand stellen, an denen sich die Spieler erfrischen können. Die Spielzeit wird eventuell verkürzt, Zwei-Minuten-Pausen eingelegt, wahrscheinlich entfallen auch die Platzierungsspiele. Zudem will der Verein den Spielern kostenlose Getränke zur Verfügung stellen. Akermann betont: "Wir werden die Trainer während des Turniers ganz besonders darauf hinweisen, auf das Auswechseln zu achten." Schließlich stellte die Eutinger Jugendleiterin fest, dass die Rekord-Hitze bei vielen teilnehmenden Vereinen gar kein Thema zu sein scheint. Lediglich ein Verein habe im Vorfeld angerufen und sich erkundigt, wie der Veranstalter auf das extreme Wetter reagieren wird. Akermann: "Das wundert mich schon ein wenig."

Im Jugendbereich ist Spielverlegung eher schwierig

Gnadenlose Wettkampfbedingungen gelten an diesem Wochenende auch für die Mannschaften vieler Tennisvereine in der Region. Trotz erbarmungsloser Hitze wird der Spielbetrieb zwar nicht abgesagt, allerdings haben die Vereine die Möglichkeit, Spieltermine zu ändern. "Wir haben an alle Tennisclubs im Bezirk ein Rundschreiben rausgegeben, um diese über die Möglichkeit von Spielverschiebungen zu informieren", sagt Wolfgang Fritz, Sportwart des Bezirks Neckar/Alb/Schwarzwald. Auf Verbandsebene können die Ansetzungen auf eine andere Uhrzeit oder einen anderen Tag verlegt werden. Dies müssen die Vereine untereinander koordinieren. Vor allem im Jugendbereich ist eine Spielverlegung laut Fritz eher schwierig: "Viele der jüngeren Spieler sind zum Beispiel auf Freizeiten oder anderweitig eingespannt und müssen oft den vorgegebenen Termin wahrnehmen". Für Fritz ist das heiße Wetter jedoch kein Hinderungsgrund. Er selbst hat diese Woche bei den Herren 70 ohne Probleme ein Spiel absolviert. "Dann wird es für die jüngeren Spieler wahrscheinlich auch kein Problem sein", so der Bezirkssportwart.

Frercks Hartwig betreut unter anderem Tennisteams aus Dettingen, Glatt oder Wachendorf und sieht das etwas anders: "Vor den Trainingsstunden diese Woche habe ich es den Spielern freigestellt, ob sie ins Training kommen möchten oder nicht", so Hartwig. In einer Trainingsstunde in dieser Woche hat von 24 Kindern lediglich eines der Hitze getrotzt und ist zum Training erschienen. Der Rest hat wohl das Freibad dem Training vorgezogen.

Beim Tennis kann man nicht so einfach Tempo rausnehmen

Aber Frercks Hartwig hat dafür Verständnis, in diesem Fall. Für diejenigen, die das Training dennoch wahrnehmen gilt in diesen Tagen nur halbe Geschwindigkeit. Viel Trinken und immer wieder den Schatten aufsuchen sind die obersten Gebote bei 35 Grad. "So oft es geht machen wir noch die Beregnungsanlage an, um zusätzlich für Abkühlung zu sorgen", so Hartwig, der hofft, dass viele Termine auf frühere oder spätere Zeiten verschoben werden, um der vollen Mittagshitze zu entgehen. Beim Wettkampf an sich ist es nämlich vorbei mit dem Schongang. "Beim Tennis ist es nicht wie bei anderen Sportarten, bei denen man Tempo rausnehmen kann. Hier heißt es entweder ganz oder gar nicht". Während dem Spiel sollte laut Hartwig die Gesundheit dennoch jederzeit vorgehen. Bei Anzeichen von Schwindel oder Schwächeanfällen, sollte man das Spiel lieber abbrechen.

Die Spieler der Herren 40-Mannschaft des TC Bildechingen sind zwar derzeit in Top-Form und konditionell voll auf der Höhe. Auf die Bitte ihres heutigen Gegners TC Sigmaringen wollten sie allerdings nicht eingehen: "Der Mannschaftsführer hatte gefragt, ob wir bereits um 12 statt um 14 Uhr starten wollen", berichtet Teamkapitän Markus Gramer. Doch das lehnte man aufgrund der noch ungesünderen Mittagstemperaturen ab. Nun beginnt das Auswärtsspiel ganz regulär um 14 Uhr.

Mit der Hitze zu kämpfen haben werden heute auch die Alten Herren der Spvgg Grömbach, die um 17 Uhr gegen die Weisweiler-Elf antreten. Das Spiel gegen die Traditionsmannschaft von Borussia Mönchengladbach ist ein ganz besonderes Geschenk, das sich der Grömbacher Fanclub Borussen-Eagles zum 25. Geburtstag gemacht hat. Eine Absage steht damit außer Frage. "Wir werden viele Wassereimer an den Spielfeldrand stellen und Trinkpausen einlegen. Außerdem können beide Teams so oft sie wollen auswechseln, aber mehr können wir leider nicht machen", sagt Vorstandsmitglied Reinhard Schlegel, der hofft, dass sich das Wetter bis 17 Uhr ein wenig abgekühlt hat. Das würde auch den Zuschauern entgegen kommen: Rund 300 Tickets haben die Spvgg Grömbach und die Borussen-Eagles im Vorverkauf bereits abgesetzt. Schlegel rechnet mit 600 bis 800 Fußball-Fans, die heute zum Grömbacher Sportplatz kommen werden. Für den wurde sogar ein Spitzenwert von 36 Grad vorhergesagt.

Segelflieger nutzen die Thermik des Wetters, um Höhe zu machen

Die Reißleine gezogen hat bereits der VfB Sigmarswangen. Das schon zur Tradition gewordene, am ersten Juli-Wochenende stattfindende AH-Stadtteilpokalturnier wurde aufgrund der Temperaturen abgesagt. Umso trauriger, weil es gerade generell immer schwieriger wird, Teams im AH-Bereich zu rekrutieren. Allerdings geht auch hier die Gesundheit klar vor und ganz aus der Welt ist das Turnier auch nicht, es soll ein neuer Termin gefunden werden.

Aber auch der umgekehrte Fall kann eintreten. Den Musbacher Segelfliegern etwa, die ab heute wieder um Punkte in der Zweiten Bundesliga kämpfen, kommt das Wetter nicht unbedingt unrecht, "im Gegenteil, so hohe Temperaturen erlauben sogar 1000 Kilometer-Flüge", sagt der langjährige Fluglehrer und ehemalige Sportleiter Lothar Schwark. Wichtig sei aber, so schnell wie möglich vom Startfeld wegzukommen, "wenn der Deckel erst mal drauf ist, kann es affenheiß werden".

Ist man dann aber in der Luft, und hier über dem Mittelgebirge gibt das Wetter viel Thermik her, geht es "hoch wie der Teufel". Und je höher man steigt, desto kühler wird es. "Je nach Wetterlage nimmt die Temperatur 0,65 bis ein Grad pro 100 Meter ab. Wenn es in Musbach also 30 Grad hat, kann es sein, dass man in 3000 Meter Höhe bei zehn Grad Außentemperatur fliegt", sagt Schwark. Und selbst ein Hitzegewitter wie es gestern eines gab, lässt die Piloten relativ locker, "so eins nämlich", sagt Schwark, "lässt sich problemlos umfliegen. Das wichtigste ist, dass die Piloten genug Trinken dabei haben. Drei bis vier Liter sollten es schon sein".