In dieser Filiale soll der Angeklagte Mitarbeiter bedroht haben. Foto: Wind

29-Jähriger bedroht Sparkassenmitarbeiter. Verhandlung in Rottweil. Urteil steht noch aus.  

Freudenstadt - Vor dem Landgericht Rottweil kam es zur Anklage gegen einen 29-Jährigen aus dem Kreisgebiet, der unter anderem drei Mitarbeiter der Kreisparkasse Freudenstadt genötigt und beleidigt haben soll.

"Kennen Sie das Gefühl, wenn Ihnen ein Kugelschreiber im Hals steckt?" – mit diesen Worten soll ein 29-Jähriger aus einer Kreisgemeinde die Mitarbeiter der Kreissparkasse Freudenstadt in der Filiale am Marktplatz am 11. Mai 2017 bedroht haben.

Eine Mitarbeiterin soll er außerdem zuvor schlimm beleidigt haben und einen Kugelschreiber mit Beschwerung in ihre Richtung und gegen eine Tür geworfen haben, weil seine Bankkarte eingezogen worden war. "Das ist das Schlimmste, was mir in meinem Leben bisher passiert ist", sagte die Betroffene vor Gericht: "Ich hatte schreckliche Angst." Nach einem Wortgefecht und dem Demolieren eines Schirmständers soll der Angeklagte die Sparkasse mit zwei Kugelschreibern und der Brille eines Bankmitarbeiters verlassen haben.

Die Polizei konnte ihn wenig später in der Peters-Tiefgarage festnehmen und seine Beute in einem Gebüsch vor der Tiefgarage sicherstellen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Bedrohung in Tateinheit mit Beleidigung und Nötigung in zwei tateinheitlichen Fallen vor. Die Verhandlung gab Einblicke in die Hintergründe der Tat. So soll der Angeklagte seit seinem 25. Lebensjahr an einer endogenen Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis leiden. Wie er, sein Stiefvater und sein Betreuer vor Gericht aussagten, äußert sich diese Psychose immer wieder in Wahnvorstellungen.

"Mal hält er sich für einen Millionär, mal für einen Arzt oder Erfinder", berichtete sein Betreuer. Zudem fühle sich der 29-Jährige verfolgt.

Medikamente unter Drogen abgesetzt

Die bisherige psychatrische Behandlung sei nie lange erfolgreich gewesen, da der Mann nicht einsehe, dass er krank sei und immer wieder – auch unter Drogeneinfluss – seine Medikamente absetze. Darum steht er seit 2015 unter Betreuung und darf keinen Führerschein besitzen.

Bei diesem Thema und wenn es um Geld und Klinikaufenthalte gehe, sei er regelmäßig verbal aggressiv geworden und habe Mordrohungen gegen seine Mutter, seinen Stiefvater und seinen Betreuer gerichtet, hieß es vor Gericht.

So soll es im März 2017 in Freudenstadt zu einem Vorfall mit seiner Mutter gekommen sein. Weil sie die Polizei rufen wollte, soll der Angeklagte sie geschüttelt und ins Gesicht geschlagen haben. Wegen einer vorrangegangenen Bandscheibenoperation, von der der 29-Jährige gewusst haben soll, erlitt die Frau eine Verstauchung der Halswirbelsäule.

Seinen Stiefvater soll der Angeklagte in dieser Situation gegen den Oberschenkel getreten haben. "Das war das einzige Mal, dass er gegen uns körperlich ausfällig geworden ist", berichtete sein Stiefvater vor Gericht. Er habe auch mit einem Nudelholz und einem Stuhl gedroht, aber beides wieder zurück gestellt.

Vor Gericht muss sich der 29-Jährige darum zusätzlich wegen Bedrohung in zwei Fällen in Tateinheit mit Körperverletzung verantworten. Entgegen aller Schilderungen, zeigte sich der Angeklagte vor Gericht durchaus einsichtig. Auch seine psychische Erkrankung räumte er ein. "Ich bin nicht stolz auf das, was ich getan habe. Ich bin ausgerastet und habe die Kontrolle verloren", sagte er. Wenn er psychotisch sei, mache es in seinem Gehirn einen Klick und er könne nicht mehr klar denken. Seit einigen Monaten ist er stationär in psychischer Behandlung und medikamentös eingestellt. "Ich habe massiv an Lebensqualität gewonnen, habe keine Wahnvorstellungen mehr", meinte er.

Aussage der Mutter fehlt noch

Zu einem Urteil kam Richter Karlheinz Münzer noch nicht. Unter anderem fehlt noch die Aussage der Mutter und die Anhörung eines psychatrischen Gutachters. Die Anklage geht derweil davon aus, dass neben einer Strafe auch die Unterbringung in einem psychatrischen Krankenhaus vom Gericht angeordnet werden muss. Der Fortsetzungstermin ist für Donnerstag, 31. Januar, vorgesehen.