So macht’s Laune: Auch die B  500 gilt als Paradiesstrecke für Motorradfahrer. Foto: © pavel 1964 / Fotolia.com

Polizei kündigt verstärkt Kontrollen auf Vollgas-Strecke rund um die Alexanderschanze an.

Freudenstadt-Kniebis - Serpentinen und Steigungsstrecken mit lang gezogenen Kurven – auf der Schwarzwaldhochstraße lacht das Herz des Motorradfahrers. Drehzahlen im oberen vierstelligen Bereich und drüber gehen anderen aber auf die Nerven. Die Polizei kündigt Kontrollen an.

Auf der Schwarzwaldhochstraße gilt seit Pfingsten Tempo 70. Vor allem Raser auf zwei Rädern sollen damit auf rund 13 Kilometern zwischen Alexanderschanze und Ruhestein auf der B  500 ausgebremst werden. Wer hält sich dran, und wird das überwacht? Im Technischen Ausschuss des Kreistags blieben Fragen offen.

Walter Trefz von den Grünen hakte nach. Ihn interessierte obendrein, ob neben der Geschwindigkeit auch der Lärm überwacht wird. Der Kreis Rastatt im nördlichen Teil der Strecke gehe erfolgreich gegen Schnellfahrer vor. Die Antwort dürfte ihn nicht zufriedengestellt haben. Das Landratsamt hat wenig Möglichkeiten, gegen Motorradfahrer vorzugehen, räumte die Verwaltung ein.

Frust und Freude einer Kontrollaktion

Radarfallen in Form von "Starenkästen" bringen nichts: Entweder machen sie ein Foto von vorne oder von hinten. Das bedeutet, dass anders als bei Autos oder Lastwagen Gesicht und Kennzeichen des Temposünders nicht auf einem Bild festgehalten werden können. Überhaupt sei es schwierig, den Fahrer eindeutig zu identifizieren, wenn das Gesicht durch Helm und "Sturmhaube" verdeckt ist. Das geht nur, wenn man sie direkt aus dem Verkehr zieht. Um unzulässige Auspuff-Anlagen überhaupt erkennen zu können, dazu fehle dem Kreis der technische Sachverstand. Hier sei das Landratsamt auf die Polizei angewiesen.

Die hat den Motorradverkehr im Kreisgebiet durchaus im Auge. Laut Renate Diesch, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Tuttlingen, gab es am vergangenen Sonntag eine groß angelegte Messaktion um Freudenstadt. Von 10 bis 16 Uhr waren Beamte bei Besenfeld und der Erzgrube im Einsatz, erlebten an den Kontrollstellen Lob von den gemäßigten Fahrern für die Kontrolle, aber auch Frust: Die Biker warnten den Gegenverkehr mit der Lichthupe, so Diesch. Die Folge: Trotz "sehr hohen Verkehrsaufkommens" wurde nur ein Raser-Motorradfahrer ertappt, mit 144 Stundenkilometern. Zwei weitere waren auf abgefahrenen Reifen unterwegs.

Die Polizei kündigt an, die Schwarzwaldhochstraße verstärkt im Auge zu behalten. "Das ohnehin schon starke Besucheraufkommen hat sich durch die Eröffnung des Nationalparks noch weiter erhöht", so Manfred Schwanz vom Führungs- und Einsatzstab des Polizeipräsidiums (PP) Tuttlingen. Deshalb sei das Tempolimit angeordnet worden.

In den Sommermonaten werde es "verstärkt Kontrollen" auf den bekannten Motorradstrecken geben. Die B  500 stehe dabei besonders im Fokus. "Oberste Priorität" habe das Ziel, die Zahl der Motorradunfälle zu senken. Alleine in den vergangenen beiden Jahren seien im Zuständigkeitsgebiet des PP 28 Motorradfahrer ums Leben gekommen. Der Fokus ist in diesem Zusammenhang auch insbesondere auf die B 500 gerichtet. Statistisch gilt die B  500 im Landkreis Freudenstadt zwar nicht als "Todesstrecke" für Biker. Schwere, auch tödliche Unfälle gebe es dennoch (Info).

Was Grünen-Kreisrat Trefz interessieren dürfte: Die Beamten schauen nicht nur hin, sie hören auch. Die Polizei verfüge über Schallpegelmessgeräte. In Einzelfällen seien nicht serienmäßige Auspuffe montiert. "Oder die Schalldämpfer wurden entfernt", so Schwanz. Dies führe regelmäßig zum Erlöschen der Betriebserlaubnis und einem Bußgeld von 50 Euro, das in besonderen Fällen auf 90 Euro steigen kann. Punkte in der Verkehrssünderkartei in Flensburg gebe es keine.

Übrigens: Beim Landratsamt haben "Bleifüße" – ob auf zwei oder vier Rädern unterwegs – derzeit noch etwas Schonfrist. Aber die neue "Blitze" soll in diesem Jahr beschafft werden. Aus dem Kreistag wurde angeregt, ein neuartiges mobiles Gerät auf einem Anhänger zu beschaffen, ein "futuristisch anmutendes Ding". Derzeit sei die Verwaltung in Verhandlung mit zwei Anbietern von Radarfallen.

Info

Das Polizeipräsidium Tuttlingen erinnert an den Unfall am 19. Oktober 2013 beim Parkplatz Vogelskopf, als zwei Motorradfahrer in der Kurve zusammenstießen; ein Fahrer kam ums Leben. Auf der Strecke zwischen dem Ruhestein und Einmündung Alexanderschanze ereigneten sich zwischen dem 1. Januar 2013 und 31. Mai 2017 insgesamt 16 Motorradunfälle. Dabei wurde eine Person getötet.

Elf Personen wurden schwer und sechs Personen leicht verletzt. Drei Unfälle ereigneten sich in der Kurve beim Parkplatz Vogelskopf, die Anderen verteilen sich auf die gesamten Strecke. Wie viele Biker auf der B  500 im Schnitt unterwegs sind, vermag die Polizei nicht zu sagen. "Wir weisen aber darauf hin, dass Motorradfahren zum Freizeitsport geworden ist und die Schwerpunkte in den Abendstunden, zwischen 16 und 20 Uhr, liegen, und vor allem an den Wochenenden zwischen 10 und 17 Uhr", so die Polizei.