Hannes Finkbeiner stellt seinen zweiten Roman in Freudenstadt vor. Foto: Ulrike Klumpp

Autor liest am 28. Juni in Freudenstädter Thalia-Buchhandlung. Buch unter Pseudonym veröffentlicht.

Baiersbronn/Freudenstadt - Einen Extrem-Hypochonder ins Schwellenland Thailand und in den Dschungel zu schicken, das ist ja schon ein wenig boshaft. Hannes Finkbeiner macht’s in seinem zweiten Roman, aber nicht boshaft, sondern mit Empathie, Herz und Witz.

"Unheilbar glücklich" heißt der Titel des neuen Romans von Hannes Finkbeiner, diesmal allerdings unter dem Pseudonym Jonas Erzberg veröffentlicht. Der Autor und Journalist Hannes Finkbeiner, aufgewachsen in Schönmünz-ach, lebt heute in der Nähe von Braunschweig, pflegt aber enge Kontakte in seine Heimatregion, privat und beruflich. So stellt er auch seinen zweiten Roman in der Region vor, in der Buchhandlung Thalia in Freudenstadt am Freitag, 28. Juni, ab 19.30 Uhr.

"Ich hatte selbst so einen hypochondrischen Anfall", erzählt Finkbeiner, wie er auf die Idee gekommen ist, einen Hypochonder zum Protagonisten in einem Roman zu machen. Als dieser Anfall vorüber gewesen sei, habe er angefangen, über sich selbst zu lachen. Und was macht Finkbeiner mit dem Hypochonder namens Konstantin? Er schickt ihn nach Thailand und stellt ihn vor eine Herausforderung nach der anderen. Ganz nebenbei gibt der Autor, der bei verschiedenen Reisen insgesamt mehrere Monate in Thailand war, viele Einblicke in Land und Leben dort, ein Land, dessen Menschen er als herzensgut schildert.

Und so schwer es Finkbeiner seinem Protagonisten auch macht, er bleibt doch auf seiner Seite. "Ich mag ihn", sagt er über Konstantin. Und der ist wie schon die Hauptfigur in Finkbeiners erstem Roman, "Jogginghosen-Henry", ein ganz besonderer Charakter.

"Gestatten Hypochonder", stellt sich Konstantin auf den ersten Seiten des Buchs vor und hat sich damit wahrlich trefflich beschrieben. Oder wie sonst soll man jemanden nennen, der schon alle möglichen eingebildeten Krankheiten hinter sich gebracht hat, von Krebs – mehrmals – bis Diabetes und Muskelschwund, den es immer wieder erst ins Internet und dann zum Arzt treibt, weil er hinter allem gleich das Schlimmste vermutet? Konstantin ist 37, Nichtraucher, Single, weil ihn seine Freundin verlassen hat, ernährt sich – meistens – gesund, joggt täglich, fährt zuweilen Mountainbike und hat für Schlechtwettertage ein Rudergerät. Diesmal treibt ihn ein stechender, ziehender Schmerz, der sich im Oberbauch ausbreitet, zum Arzt. "Leberkrebs", ist Konstantin überzeugt.

Vom Wartezimmer nach Thailand

Im Wartezimmer von "Dr. Kalthand", der immer kalte Hände hat, aber eigentlich Friedrich P. Bischoff heißt, trifft Konstantin auf Freya. Diese "umwerfende Frau" ist kurz vor dem Abflug nach Thailand, wo sie als Yogalehrerin arbeitet. "Ich habe immer noch ein Plätzchen in meinen Kursen frei", sagt sie.

Und Konstantin, der denkt bei Thailand an Sonne, Palmen und Sandstrände, an Leben, Liebe und Freiheit, aber auch an Malaria, Ruhr und Typhus. Da er überzeugt ist, bald sterben zu müssen, reist er Freya hinterher. Für ihn beginnt damit ein echtes Abenteuer. "Junge, hören Sie doch auf, um ihr Leben herumzustehen, wie um ein Kunstwerk, das Sie nicht verstehen", hatte ihm sein Arzt empfohlen, und genau das tut Konstantin mit seiner spontanen Reise.

Er lässt sich auf ein fremdes Land ein, sieht sich mit tonnenweise fremdartigen Bakterien konfrontiert, hält beim Duschen den Mund verschlossen, um sich vor Typhus zu schützen, lernt kluge, aber auch ziemlich seltsame Menschen kennen.

Finkbeiner beschreibt einen Mann, der vor lauter Sorge das Leben vergisst, der ständig in sich hineinhorcht, den seine Sorgen zu aberwitzigen Aktionen verleiten.

Es ist weniger eine klassische Liebesgeschichte, mehr eine Reisegeschichte, eine Geschichte vom Suchen – auch nach sich selbst – und Finden, in der auch Gesellschaftskritik mitschwingt. Konstantin lässt den Leser schmunzeln, den Kopf schütteln und lachen, ist zuweilen aber auch wie eine Art Spiegel, in einer Zeit, in der viele das Desinfektionsmittel in der Handtasche tragen und bei jedem Wehwehchen Dr. Internet befragen.

Konstantin macht vieles Angst: Krankheiten, Epidemien, Klimawandel. Und auch wenn man über diesen verschrobenen Kerl oft lächelnd den Kopf schütteln muss, erweckt er doch auch Mitgefühl und Verständnis. Denn irgendwie hat doch jeder – wenn nicht sogar ein bisschen Konstantin in ihm selbst steckt – so jemanden in seinem Bekanntenkreis. "Leben ist die beste Therapie", sagt sein Arzt. Wie Recht er doch hat. Der Einritt zur Lesung in Freudenstadt am Freitag, 28. Juni, kostet acht Euro. Um Voranmeldung wird gebeten – in der Buchhandlung oder per E-Mail an thalia.freudenstadt@thalia.de.

Das Buch: Jonas Erzberg, Unheilbar glücklich, Bastei Lübbe 2019, 336 Seiten, ISBN: 978-3-431-04116-3, 18 Euro

Hannes Finkbeiner (42) ist in Schönmünzach aufgewachsen, absolvierte eine Ausbildung zum Restaurantfachmann und arbeitete mehrere Jahre als Bankett- und Restaurantleiter. In Hannover studierte er Journalistik. Dort ist er inzwischen seit Jahren auch als Dozent tätig. Er arbeitet zudem als Restaurantkritiker, freier Autor und Journalist. Der Vater zweiter Kinder lebt heute in Wolfenbüttel bei Braunschweig.