Die Kinder des Hilfsprojekts "New Future for Children" sind Johannes Vogel ans Herz gewachsen. Wieder zurück in Freudenstadt, macht er sich für die finanzielle Zukunft des Projekts stark. Foto: Vogel

Junger Freudenstädter leistet Freiwilligendienst in kambodschanischem Kinderheim "New Future for Children".

Freudenstadt - Johannes Vogel schwärmt noch immer von der einzigartigen Atmosphäre der Stadt an den Ufern des Mekong. Ein Jahr – von August 2012 bis Juli 2013 – verbrachte er in Phnom Penh, das mit rund 2,2 Millionen Einwohnern etwa dreimal so groß ist wie die Schwabenmetropole Stuttgart.

Nach der Schule nicht sofort weiter lernen, sondern die Welt kennenlernen – der 21 Jahre alte Freudenstädter ist froh, dass er sich vor einem Jahr für Letzteres entschied. Der frühere Schüler des Kepler-Gymnasiums Freudenstadt wollte "praktisch arbeiten und dort Hilfe leisten, wo sie gebraucht wird". Zudem hatte ihn das Reisefieber gepackt. Der Freiwilligendienst im Kinderheim "New Future for Children" (NFC), wo er täglich Englisch unterrichtete, war somit genau das Richtige für ihn.

Das kleine Königreich Kambodscha in Südostasien ist ein Land mit großer Geschichte. Das glanzvollste Kapitel stellt die Ära des mächtigen Angkor Imperiums (9. bis 15. Jahrhundert) dar. Während dieser Periode wurde mit der monumentalen Angkor Wat Tempelanlage das bis heute größte religiöse Bauwerk der Welt errichtet. Das dunkelste Kapitel der Geschichte Kambodschas dagegen liegt noch nicht weit zurück: die Diktatur der Roten Khmer Ende der 1970er- Jahre. In den vier Jahren ihrer brutalen Herrschaft kam im Durchschnitt jeder vierte Kambodschaner ums Leben. "Die Auswirkungen dieser Schreckenszeit sind bis heute zu sehen", sagt Vogel.

Auch wenn sich seitdem vieles verändert habe, sei Kambodscha noch immer auf Hilfe angewiesen. Aber: "Es gibt profitorientierte Kinderheime, wo die Kinder den Touristen für Geld vorgeführt werden", erzählt Vogel. Dies führe dazu, dass auch Organisationen wie "New Future for Children" in Misskredit geraten und Schwierigkeiten hätten, Spenden zu bekommen.

"Wir wollen den Kindern durch Bildung und eine gesicherte Umgebung eine selbstbestimmte Zukunft ermöglichen und langfristig wieder eine kritische Mittelschicht in Kambodscha etablieren", erläutert Vogel die Gründe für seinen Einsatz bei NFC. Die Hauptaufgaben des 21-Jährigen im Kinderheim waren der tägliche Englischunterricht für die 14 bis 18 Jahre alten, fortgeschritteneren Schüler, die Mithilfe bei der Organisation und Betreuung des wöchentlichen Fußballtrainings sowie das Organisieren von Workshops im Midway House, bei denen externe Experten über Karriere- und Gesundheitsthemen referierten.

Und die Arbeit der Organisation scheint Früchte zu tragen, wie Vogel anhand eines Beispiels zeigt: Dang Kosal ist heute 24 Jahre alt. Bevor er 2004 mit 15 Jahren zu NFC kam, verdiente er sich seinen Lebensunterhalt als Waisenkind in den Straßen von Phnom Penh, putzte Schuhe und verkaufte Zeitungen. Nebenbei musste er seinen jüngeren Bruder versorgen. Bei NFC arbeitete Kosal neben der Schule in einem Kulturzentrum und sammelte dort erste Kenntnisse in der Theaterproduktion. Nach Abschluss der zwölften Klasse stieg der ehrgeizige junge Mann bei der TV- und Filmgesellschaft "Khmer Mekong Films" bald vom Praktikanten zum festen Angestellten auf.

Leider sei die erfolgreiche Arbeit von NFC, das seit mittlerweile zehn Jahren besteht, massiv auf Spenden angewiesen – und die bleiben immer öfter aus. Wegen der Finanzkrise sei beispielsweise der Hauptspender der Organisation bankrott gegangen, erzählt Vogel. "Nach derzeitigem Stand reicht das Geld noch bis Mitte August", sagt Vogel. Er und seine Kollegin Lisa Orth aus Berlin haben aus diesem Grund eine Spendenkampagne für "ihre" Organisation ins Leben gerufen, einen ausführlichen Spendenaufruf verfasst und Flyer entworfen, die inzwischen in einigen Freudenstädter Geschäften ausliegen. So hat Brigitte Krebs vom Weltladen Freudenstadt ihre Unterstützung bereits zugesagt.

Jetzt hofft Vogel natürlich, dass sein Einsatz Früchte trägt und NFC im Kambodscha nicht schließen muss. "Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern", zitiert Vogel ein afrikanisches Sprichwort.

Weitere Informationen: www.newfutureforchildren.com

Seite 2: Das Projekt

"New Future for Children", kurz NFC, bietet in Phnom Penh, der Hauptstadt Kambodschas, 29 Kindern aus schwierigen Verhältnissen ein Zuhause. Diese ansonsten chancenlosen Kinder werden bei NFC individuell gefördert, besuchen eine ausgezeichnete Schule und bekommen zusätzlichen Englisch- und Computerunterricht im Kinderheim. Das Angebot beinhaltet außerdem zahlreiche Sport- und Freizeitaktivitäten sowie traditionellen Musik- und Tanzunterricht. Neben dem Kinderheim leitet NFC ein sogenanntes Midway House, in dem 15 dem Kinderheim entwachsene Universitätsstudenten unter Aufsicht und mit Unterstützung von NFC leben und schrittweise lernen können, auf eigenen Füßen zu stehen.

Wer spenden möchte, kann sich an den Weltladen in Freudenstadt wenden oder per E-Mail (spenden.nfc@gmail.com) mehr erfahren.