Von der Alexanderschanze bis zum Ruhestein waren Hans-Peter Matt (vorne) und Peter Sürth (Zweiter von rechts) mit einer kleinen Wandergruppe unterwegs auf "Barrierensuche". Foto: Blaich

Hans-Peter Matt und Peter Sürth lassen zwischen Alexanderschanze und Ruhestein ihren Gedanken freien Lauf.

Freudenstadt/Alexanderschanze - "Barrieren" nahmen sich Hans-Peter Matt und Peter Sürth zum Thema einer Tageswanderung von der Alexanderschanze zum Ruhestein. Sie ließen dabei ihren Gedankengängen freien Lauf.

Über Barrieren oder Mauern in den Köpfen und Hindernisse im Alltag von Menschen und Tieren machten sich die beiden Freigeister Gedanken, während sie von ihrem Ausgangspunkt im Naturpark in Richtung Nationalpark wanderten.

Die beiden Männer waren auf der Suche nach gemeinsamen Schnittpunkten und machten sich während ihrer Tour darüber Gedanken, auf welche Barrieren sie und ihre Mitmenschen im Alltag stoßen, die ihnen ein besseres Miteinander erschweren. Die Überlegungen galten nicht nur den Menschen, sondern auch der Mensch-Wildtier-Beziehung.

Seit 30 Jahren Rollstuhlfahrer

Hans-Peter Matt hat in Haslach ein Planungsbüro, ist Berater für Barrierefreiheit und Inklusion und seit einem Unfall vor 30 Jahren Rollstuhlfahrer. Bereits seit 2008 ist er in der Region in Sachen Natur und Barrierefreiheit tätig, plant und testet Projekte und Touren. Peter Sürth aus Herrenwies ist freiberuflicher Wildbiologe und Expeditionsleiter. Er beschäftigt sich ebenfalls mit Barrieren, allerdings in der Mensch-Wildtier-Beziehung.

Auf den 21 Kilometern ihrer Wanderung, die zum Teil über den Westweg führte, musste so mancher Stolperstein umfahren werden. Wenn gar nichts mehr ging, musste ein neuer Weg oder ein Umweg gefunden werden, denn ein "geht nicht" gab es für die beiden und ihre kleine Gruppe von Mitwanderern nicht.

Unterwegs traf die Gruppe auf andere Wanderer, die für Gespräche über das Thema Barrieren offen waren. Dabei kamen auch Themen wie sinkende Moral, mangelnder Respekt, Toleranz und Akzeptanz zur Sprache. Auch mit Moritz Franz-Gerstein, dem Planer des neuen Wisentgeheges an der Alexanderschanze. und der Schäferin Ute Svensson machten sich die beiden Gedanken über Barrieren und Hindernisse mit und ohne Tiere.

"Mehr als jede physische Barriere interessieren mich die Barrieren im Geist, denn sie sind die größten Hürden", sagte Hans-Peter Matt, der das Projekt als Erfolg verbuchte, und meinte, dass es irgendwann wiederholt werden sollte. Barrierefreiheit sei ein Querschnittsthema und die Vorstufe und Grundvoraussetzung für Akzeptanz, Wertschätzung und Inklusion. Sie bedeute integrieren und nicht separieren.

Auch für Peter Sürth ist die geistige Horizonterweiterung beim Thema Barrierefreiheit wichtig. Ihm liegt der Umgang der Menschen mit Wildtieren wie Wölfen, Luchsen und Braunbären am Herzen. Auch dabei stünden viele Barrieren, Ängste und Vorurteile im Weg, weil keine Erfahrungen bestünden und weil sich die Menschen dem Thema gar nicht nähern wollten, betonte er. Letztlich sei es eine Gratwanderung und es gehe eigentlich um den Umgang der Menschen mit anderen Lebewesen und darum, nötige Veränderungen anzunehmen und offen zu sein für Neues, anstatt sich dagegenzustemmen.

Für mehr Toleranz und Respekt

Das alles brauche Zeit, meinte Peter Sürth, genau wie der Nationalpark, philosophierte er weiter – Rom sei schließlich auch nicht an einem Tag erbaut worden.

Die beiden Männer wollten mit ihrer Expedition in erster Linie Aufmerksamkeit wecken und eigene Horizonte und Grenzen überwinden. "Jeder kann und sollte im Kleinen beginnen, seine eigenen Vorurteile zurückzunehmen, ein stückweit toleranter sein und seinem Gegenüber Respekt entgegenbringen, dann wäre oftmals schon viel erreicht", war für Hans-Peter Matt das Resümee der "Barrierentour".