Das Helferteam von der katholischen Kirchengemeinde (großes Bild) war am Sonntagvormittag gut auf den Besucherstrom (Bild links unten) vorbereitet. Über das große Interesse freute sich Martina Grebe (bild rechts unten). Fotos: Haubold Foto: Schwarzwälder-Bote

Vesperkirche Freudenstadt startet gestern mit großem Andrang / Mittagstisch wird bis Freitag angeboten

Von Petra Haubold Freudenstadt. Die Vesperkirche in der Freudenstädter Taborkirche ist gestartet. Mehr als 100 Besucher nutzten gestern das Mittagstisch-Angebot. Bis Freitag ist der Gemeindesaal Gasthaus und Treffpunkt in einem. Alle vorbereiteten warmen Essen waren gestern innerhalb einer Stunde weg: Viele, die den Gottesdienst in der Taborkirche besucht hatten, ließen sich auch gleich zum Mittagstisch im Gemeindesaal nieder. Schweinerahmbraten mit Knödel, Vegetarisches sowie Kaffee und Kuchen wurden serviert. Die in hellen Frühlingsfarben dekorierten Tische waren durchweg gut besetzt und ein gutes Dutzend ehrenamtlicher Helfer hatte ordentlich zu tun.

Unter dem Motto "Essen, Reden, Leben" stehen die kommenden fünf Tage, in denen sich der Gemeindesaal der Taborkirche als Ort der Begegnung bei einer gemeinsamen Mahlzeit präsentiert. Gut gerüstet hat sich hierfür das Helferteam um die Organisatoren Sven Brückner, Martina Grebe und Michael Paulus. Dass die Bereitschaft zum ehrenamtlichen Einsatz für die Vesperkirche so groß ist, genauso wie die Zusammenarbeit mit Caterer Dieter Wentz, freute Brückner ganz besonders. Während des gestrigen Gottesdiensts gab er seinen Helfern, die den Gemeindesaal in einen Speisesaal verwandelten, noch einmal letzte Anweisungen in Sachen Hygiene und Essensverteilung mit auf den Weg. Kurze Zeit später nutzten mehr als 100 Besucher während der Mittagszeit das Angebot.

80 warme Essen, dazu 50 vegetarische Speisen, und ein reichhaltiges Kuchenbufett waren vorbereitet. Zuvor nahm Diakon Georg Lorleberg in seiner sonntäglichen Predigt das Anliegen der Vesperkirche zum Anlass, um zur "Kommunikation auf Augenhöhe" zu ermutigen. "Suppe und Brot sind nicht alles", erinnerte der Diakon. Auf die Nächstenliebe komme es an. Und die Tischgäste seien nicht nur einfach Hilfsbedürftige, vielmehr seien es "die, die uns den Segen geben". Eine Woche lang sollen nun sozial Schwache, aber auch alle anderen, die die Vesperkirche unterstützen möchten, ein warmes Mittagessen erhalten. Spenden darf jeder, was er möchte, dazu stehen Spendenbecher auf den Tischen.

Für die vielen Solidaritätsesser, die am gestrigen Sonntag zum Auftakt kamen, war es selbstverständlich, dass sie für ein Essen auch etwas bezahlen, denn sie gehören ja nicht zum Kreis der Bedürftigen, für die die Vesperkirche eigentlich gedacht ist. "Es ist für einen guten Zweck, da will ich gerne helfen", meinte beispielsweise die 18-jährige Cennet Topcuoglu, die mit ihrem kleinen Sohn am Essen teilnahm. Auch Manuela Domgus, Mitarbeiterin im Stattlädle, wollte gestern mit dem Mittagessen ihren Sozialbeitrag leisten und befand: "Es ist schön, wenn ich nicht alleine essen muss." Für Raimund Augsburger, der zusammen mit seiner Familie im Taborsaal speiste, war freilich klar: Er will ein bisschen mehr geben, um dieses Projekt zu unterstützen. Und Wolfgang Günther wusste: "Menschen, die schon einmal von caritativer Hilfe profitiert haben, engagieren sich meist auch für andere."

Mit Spannung verfolgte der Leiter der Erlacher Höhe dann im Lauf der Mittagszeit den Zustrom der Besucher. Und das Interesse für das Projekt der Kirchen und Hilfseinrichtungen schien groß. Neben der leckeren Verpflegung wurde den Besuchern aber noch mehr geboten: Thomas Adrian vom Zentrum des Zuhörens nahm sich Zeit, um mit den Teilnehmern nach dem Essen zu sprechen. Wer wollte, konnte im Nebenraum bei einem der beiden Mitarbeiter auch seine Sorgen abladen. Für die musikalische Umrahmung sorgte Kirchenmusikdirektor Karl Echle am Klavier und für die kleinen Gäste gab es eine Kinderspielecke. Nun hoffen die Organisatoren, dass in dieser Woche viele Bedürftige kommen, um sich – wenn auch nur für kurze Zeit – einmal umsorgen zu lassen. u  Geöffnet ist die Vesperkirche bis Freitag, 21. Februar, täglich von 11.30 bis 14.30 Uhr. Um 13 Uhr gibt es einen geistlichen Impuls.