Internationale Hochzeitsgesellschaft feiert bei der Familie Müller. Freunde aus Indien mit dabei.
Freudenstadt - Schon bei der Hochzeit von Carmen und Michael Müller war ein Australier Trauzeuge. 27 Jahre später gab es bei ihrer Tochter Tracey Sydney eine Wiederholung. Im Standesamt stand ihr und ihrem Zukünftigen Sebastian Rabe die Tochter des damaligen Trauzeugen zur Seite.
Schon dreimal waren die Müllers aus Freudenstadt in Australien. Zweimal durchstreiften sie das Land auf dem Motorrad. Bei ihrem letzten Aufenthalt im Jahr 1993 war auch die kleine Tochter dabei. Die Motorradtour musste deshalb ausfallen. Stattdessen wurde ein Auto gemietet.
In Down Under lernte das Ehepaar Müller australische Motorradfahrer kennen und freundete sich mit ihnen an. Bis heute hat die Verbindung nicht nur gehalten – sie ist auch auf die nächste Generation übergesprungen.
So war es für Tracey Sydney Müller eine Selbstverständlichkeit, die Tochter von Neil Maxfield, dem einstigen Trauzeugen ihrer Eltern, zu fragen, ob sie ihre Trauzeugin sein wollte. Diese Aufgabe übernahm Kylie Maxfield zusammen mit Landsfrau Mel Kory und mit der besten Freundin der Braut nur allzu gerne.
Neil Maxfield hatte neben seiner Tochter auch Ehefrau Eni und acht weitere Australier nach Freudenstadt mitgebracht. Nach der standesamtlichen Trauung wurde bei der Feier auf dem Firmengelände des Autohauses Müller im Gewerbegebiet Wittlensweiler auch der zweite Trauzeuge von Carmen und Michael Müller, der Holländer Wilco Vonk mit Familie, erwartet. Doch damit nicht genug. Unter der internationalen Hochzeitsgesellschaft waren auch einige Inder – weitere Motorradfans, die das Ehepaar Müller von seinem Indientripp her kannte.
Vor zwei Jahren hatten die Müllers von ihren Kindern eine Reise zur Silberhochzeit geschenkt bekommen. Die Wahl fiel auf Indien. Über das Internet nahmen sie Kontakt zu einem Motorradclub auf, in dem sich indische Frauen zusammengeschlossen haben, um ihrem gemeinsamen Hobby nachzugehen. Die Frauen und ihre Familien versprachen, eine Tour auszuarbeiten und dafür Motorräder zur Verfügung zu stellen.
Die Mitarbeiter des Reisebüros hielten diese Art der Reiseplanung für äußerst riskant, erinnert sich Michael Müller, der versprechen musste, nach der Rückkehr vorbeizukommen und über die außergewöhnliche Tour zu berichten. Was dann in Indien geschah, konnten Carmen und Michael Müller kaum glauben: Schon am Flugzeug wurden sie von ihren Internetbekanntschaften abgeholt. "Wir waren von der Gastfreundschaft überwältigt", schwärmt Michael Müller noch heute. Er und seine Frau hätten durch den engen Kontakt Land und Leute viel intensiver kennengelernt als andere Urlauber.
Erst nach ihrer Rückkehr erfuhr das Ehepaar Müller, dass ihre neuen Freunde sich sogar ein Auto gemietet hatten, um ihre eigenen Motorräder ihren Gästen auszuleihen. Inzwischen hat der begeisterte Motorradfahrer Michael Müller, der bis dato moderne japanische Marken fuhr, seinen Fuhrpark um eine "Royal Enfield", eine indische Motorradmarke, erweitert. "Sie sieht aus wie ein Motorrad aus den 50er-Jahren, und so fährt sie sich auch", beschreibt er dieses Fahrgefühl, das nach Müllers Angaben eher dem eines Traktors mit zwei Rädern gleicht.
Auch der Kontakt zu den indischen Freunden Ashish, Monita und Tanishka Samant hat gehalten. Als diese von der Hochzeit erfuhren, stand auch für sie fest: "Wir kommen." Und auch sie kamen nicht alleine nach Freudenstadt. Im Gepäck hatten sie ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk: ein maßgeschneidertes, rotes Kleid aus indischer Seide mit Goldstickerei für die Braut, die es zur standesamtlichen Trauung trug.
Carmen und Michael Müller wollen, sobald es geht, zu einem Gegenbesuch nach Australien und Indien aufbrechen. Und auch das Ziel für die Hochzeitreise von Tracey Sydney und Sebastian Rabe im kommenden Jahr steht schon fest. Das junge Paar wird zu einer Motorradtour nach Australien aufbrechen und damit in die Fußstapfen von Carmen und Michael Müller treten.