In Themengruppen erarbeiteten die Jugendlichen Vorschläge für die Entwicklung der Stadt. Foto: Breitenreuter

Von besseren Einkaufsmöglichkeiten bis zum eigenen Raum: Teilnehmer arbeiten engagiert in Forum mit.

Freudenstadt - Am Anfang outeten sich 75 Prozent der Schüler, dass sie sich überhaupt nicht für Politik, vor allem Kommunalpolitik, interessieren. Am Ende sah es ganz anders aus. Dazwischen lagen rund fünf Stunden Mitarbeit beim Jugendforum der Stadt Freudenstadt in der Theodor-Gerhardt-Schule.

57 Jugendliche aus den 9. bis 11. Klassen aller städtischen Schulen beteiligten sich am Jugendforum, mit dem Stadtverwaltung und Gemeinderat alle zwei Jahre in Erfahrung bringen wollen, wo den jungen Mitbürgern der Stadt der Schuh drückt und was sie für eine Vorstellung haben, wie sich Freudenstadt weiterentwickeln sollte. Zur großen Abschlusspräsentation hatten sich neben Oberbürgermeister Julian Osswald auch etliche Vertreter der Stadtverwaltung, des Gemeinderats, der offenen Jugendarbeit und der Schulen eingefunden. Susanne Vergin vom Stadtjugendreferat, die mit einem kleinen Team das Jugendforum leitete, ging auf das bisher Erreichte ein. So geht der Proberaum für Bands, der in der Falkenrealschule eingerichtet wurde, auf eine Idee im Jugendforum zurück, ebenso das Sprayerprojekt der Stadtwerke und die Neugestaltung des Skateparks.

Das Jugendforum begann mit einem Referat von zwei Vertreterinnen der Landeszentrale für politische Bildung, die darauf eingingen, in welcher Form und mit welchen Themen sich Jugendliche an politischen Entscheidungen beteiligen möchten. Dabei, so erläuterte Vergin, seien auch Jugendgemeinderat oder offene Form der Beteiligung, wie in Freudenstadt praktiziert, angesprochen worden. Es habe dazu aber kein einheitliches Meinungsbild gegeben, gab Susanne Vergin bekannt.

Insgesamt bearbeiteten sieben Gruppen verschiedene Themen und präsentierten die Ergebnisse am Schluss. So formulierte zum Beispiel die Gruppe, die sich über Einkaufsmöglichkeiten Gedanken machte, dass es mehr und bessere Geschäfte in Freudenstadt geben sollte und hatte dazu auch konkrete Vorschläge. Die Gruppe Freizeit und Treffpunkte kritisierte den Grillplatz am Hüttenteich und schlug mehr überdachte Plätze in der Stadt vor, wo man sich treffen kann. Auch ein Bowlingcenter und ein Jugendraum standen auf der Wunschliste dieser Gruppe.

Die Gruppe Stadt und Stadtentwicklung schlug vor, die Schmierereien in der Stadt mit attraktiveren Motiven zu übermalen und animierte die Jugendlichen gleich, aktiv mitzumachen. Sie setzte sich auch für mehr Sitzgelegenheiten im Stadtgebiet ein und lag damit ganz auf der Linie des Stadtseniorenrats, wie dessen Vertreter Fritz Franz bestätigte.

Gedanken machten sich die Schüler außerdem über den öffentlichen Nahverkehr, die Ansiedlung einer Universität und das Internet. Ein neues Thema war das Tierheim, für das sich die Jugendlichen einen besseren Ruf, eine bessere Ausschilderung und mehr ehrenamtliche Arbeit wünschten. Und sie machten gleich den Vorschlag: »Wir könnten selber auch helfen«.

In der Abschlussdiskussion wurde deutlich, dass alle Teilnehmer des Jugendforums den Tag positiv empfunden hatten. »Das hat schon irgendwie Sinn«, meinte eine Teilnehmerin und schlug vor, das Jugendforum sogar zwei bis drei Mal pro Jahr zu organisieren.

Ob Julian Osswald zeigte sich über die große Aktivität und Meinungsvielfalt der jungen Freudenstädter überrascht und versprach spontan, mit dem Forst Verhandlungen zwecks Renovierung des Hüttenteich-Grillplatzes aufzunehmen. Auch für einen Jugendraum hatte er bereits eine Idee, wie er eventuell relativ schnell in einem Haus der Stadt in der Nähe des Stadtbahnhofs umgesetzt werden könnte. »Die Politik findet vor Eurer Haustür statt!«, rief der OB den Jugendlichen zu, um sie zu ermuntern, weiter am Ball zu bleiben und sich mit Ideen in die kommunalpolitische Arbeit einzubringen. Auch die Stadträte hatten viele Anregungen bekommen und meldeten sich zu Wort.

Günter Braun von der SPD, die sich seit langem für einen Jugendgemeinderat stark macht, meinte: »Uns geht es darum, für Freudenstadt die beste Mitbestimmung von Jugendlichen zu haben«. Falls ein Jugendgemeinderat nicht gewünscht werde, solle man doch jährlich ein Jugendforum auf die Beine stellen, so seine Meinung.

Am Ende des Jugendforums war der Anteil der Teilnehmer, die sich nicht für Politik in der Stadt interessierten auf null gesunken.