Wolfgang Günther, der Leiter der Erlacher Höhe in Freudenstadt. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Ein-Mann-Betrieb wächst zu stattlicher Einrichtung / Jubiläum bei Erlacher Höhe

Angefangen hat die Erlacher Höhe vor 25 Jahren in Freudenstadt mit der Wohnungslosenhilfe, inzwischen hat sich die Einrichtung in acht Gebäude niedergelassen und erreicht täglich etwa 400 Menschen.

Freudenstadt. Wolfgang Günther war von Anfang an dabei. Er war damit beauftragt worden, die Erlacher Höhe in Freudenstadt zu etablieren. Die erste Einrichtung war damals an der Lauterbadstraße untergebracht, erzählt er. Der erste Bewohner, der dort unterkam, war ein Koch, der seine Stelle in der Gastronomie und damit auch seine Unterkunft verloren hatte. Er stellte ihn gleich als Koch an.

In den 25 Jahren habe sich einiges getan, blickte Günther bei einem Pressegespräch im "Windrad", der Tagesstätte der Erlacher Höhe, zurück. Als es losging, habe er noch nach einer Unterkunft suchen müssen, inzwischen ist die Freudenstädter Abteilung der Erlacher Höhe auf acht Gebäude verteilt und beschäftigt 25 hauptamtliche Mitarbeiter. Sie verfügt über ein Volumen von 2,5 Millionen Euro im Jahr.

Man erkenne eines bei dieser Arbeite, betonte Günther: Der Markt, von dem viele glaubten, er regle alles, auch Wohnungsmangel oder ähnliches, richte es eben nicht. Und deswegen habe der Staat eine Verantwortung, auch für den Wohnraum.

Günther hat in den vergangenen 25 Jahren einiges erlebt: von Ostdeutschen, die nach der Wende im Schwarzwald strandeten, bis zu einem beispielgebenden Gerichtsverfahren unter freiem Himmel. Dabei wurde festgestellt, dass es keinen Milieuschutz in Wohngebieten gebe und man soziale Einrichtungen dort nicht verhindern könne, weil einem das Milieu dann nicht mehr passen würde.

Dazu kam die Entscheidung in den frühen 2000ern, nicht in einen Neubau auf der grünen Wiese zu ziehen, sondern in der Innenstadt direkt vor Ort zu bleiben und auch den Kontakt mit den Nachbarn zu suchen, erzählte Günther. In dieser Zeit nahm die Erlacher Höhe in Freudenstadt auch einiges an Fahrt auf, Mitarbeiter und Aufgaben wurden deutlich mehr.

So kam unter anderem die "Kommode" dazu, später wurde die Erlacher Höhe in Freudenstadt auch als Bildungsträger zertifiziert. Seitdem sind auch Coachingangebote für den Beruf im Angebot. Das 25-jährige Bestehen soll bei mehreren Veranstaltungen gefeiert werden. Eine davon ist ein Vortrag am 15.Oktober von Susanne Gerull, die an der Alice-Salomon-Universität mit den Schwerpunkten Armut, Arbeits- und Wohnungslosigkeit sowie niedrigschwellige Sozialarbeit befasst ist. Der Vortrag findet im Rahmen der Vernissage zur Ausstellung Kunst trotz(t) Artmut im Kongresszentrum statt.

1994: Die Fachberatungsstelle und das Aufnahmeheim "Am Georgstollen" wird eröffent.

1998: Die Werkstatt zieht in die Gottlieb-Daimler-Straße in Freudenstadt.

2000: Die Fachberatungsstelle und das Aufnahmeheim ziehen in den Margarethenhof an der Rappenstraße.

2001: Das "Windrad - Bistro für Bürger mit und ohne Wohnung" wird im Oktober eröffnet. Zudem wird eine Wohngemeinschaft in der Badstraße eingerichtet.

2002: Ehrenamtliche steigen in die Arbeit mit ein und die Kreativ-Werkstatt nimmt ihre Arbeit auf.

2003: Im Aufnahmeheim wird ein Frauenwohnbereich eingerichtet, und der Gebrauchtwarenladen "EH-Kommode" an der Bahnhofstraße nimmt seinen Betrieb auf.

2005: Das "Windrad" wird dank einer Spende umgebaut.

2006: Das "Stattlädle" öffnet erstmals.

2008: Die Werkstatt wird als Tischlerei in die Handwerksrolle eingetragen und ein Laden azum Verkauf restaurierter Möbel der Werkstatt und Produkten der Kreativ-Werkstatt wird eröffnet.

2009: Die Erlacher Höhe steigt in die Straßensozialarbeit ein. Zudem wird die "Kommode" in Horb eröffent.

2010: Das Frauenwohnheim an der Alfredstraße wird eröffnet.

2011: Der "Laden" an der Straßburger Straße wird geschlossen.

2012: Das Stattlädle zieht in die Ludwig-Jahn-Straße.

2013: Das Inklusionsprojekt "Infopunkt" am Stadtbahnhof startet.