Vor der Treibjagd: Noch sind die Helfer guter Dinge. Foto: Altendorf-Jehle

Große Treibjagd bleibt erfolglos. Parallel verlaufende Jagden kommen sich in die Quere.

Freudenstadt-Musbach/Hallwangen - Die Hatz gegen die Schwarzkittel, die unter anderem mehrfach den Musbacher Flugplatz umgegraben hatten (wir berichteten), ging aus wie das Hornberger Schießen. Weder in Hallwangen noch in Musbach wurde ein Wildschwein erlegt.

Diese Runde ging 1:0 an das Schwarzwild. Der Jäger weiß, dass diese Tiere intelligent sind – scheinbar sogar so intelligent, dass sie sogar Zeitung lesen können und damit genau informiert waren, dass man Jagd auf sie machen wollte. Während mehr als 100 Freiwillige den Wald durchstreiften, ließ sich kein Schwein blicken – als seien sie vom Erdboden verschluckt.

 Der für Musbach zuständige Jagdpächter Hans Schmelzle vermutet allein im Suchraum Musbach fünf bis sechs Rotten mit bis zu je 30 Borstentieren. Doch nur ein Tier wurde angeschossen. Den Hallwangern ging es nicht anders, lediglich ein Fuchs und ein Reh wurden dort nach fast sechsstündiger Treibjagd geschossen. Doch Jagdpächter Ralf Kossman glaubt den Grund zu kennen: Die fehlende Koordination zwischen den beiden Jagden in Hallwangen und Musbach.

Er  und Teile seiner Jägerkollegen sind verärgert. Laut Kossmann habe Schmelzle das zuvor vorgeschlagene Miteinander bei der Wildschweinjagd kurz davor aufgekündigt. Bei den beiden parallel verlaufenden Jagden seien die Wildschweine daher nicht aufgescheucht und zusammengetrieben, sondern  eher weggescheucht worden.

 In ihrem Lob für das große Engagement der Bevölkerung waren sich die beiden Jagdpächter jedoch einig. Die Bereitschaft zur Mithilfe liegt wohl daran, dass die Wildschweine in Hallwangen auf den Feldern viel Schaden anrichten. In Musbach wird die Freifläche der Segelflieger immer wieder von den Wildschweinrotten durch gepflügt. So haben sich viele Freiwillige zusammengefunden, um  der Wildschweinplage Einhalt zu gebieten. In Hallwangen war das vorab mit großen Vorarbeiten, Absperrungen, Informationstafeln und Verhaltensschulungen für die Treiber verbunden gewesen.

Die hohe Population der Wildschweine führt Schmelzle auf die Buchenmast (die Bäume bilden Früchte, beispielsweise  Bucheckern)  zurück. In dieser Zeit haben die Schweine viel zu fressen, weshalb die Sauen statt einmal, mehrmals im Jahr werfen. Gibt es Jahre ohne Buchenmast, weichen die Wildschweine auf die Felder aus und suchen dort nach Essbarem.

Mais ein gefundenes Fressen

Ein weiterer Grund: Der Maisanbau – ein gefundenes Fressen für die Waldtiere. Während die Wildschweine früher dieses Angebot nicht hatten, steigt der Anteil des Maisanbaus mit steigender Zahl der Biogasanlagen. In Musbach, so Schmelzle, werde zwischenzeitlich auf 50 Hektar Mais angebaut.

Wie das Fehlen der Leitbachen, die möglicherweise von Jägern abgeschossen werden, auf das Paarungsverhalten innerhalb der Wildschweinfamilie Einfluss nimmt, darüber ist man sich unter Jägern uneins. Manche behaupten die Leitbache gebe die Rauschzeit (Paarungszeit) vor. Fehle die Leitbache, würden sich die anderen weiblichen Tiere ihrer Lust unkontrolliert hingeben.  Das bezeichnen manche wiederum als Jägerlatein.

"Als Ortschaftsrat habe ich es als meine Pflicht angesehen als Treiber mitzuwirken", erklärte  Uwe Flaschenträger aus Musbach. Sibylle Züfle ist mitgegangen, weil sie das auch mal erleben und ihrem Sohn zeigen wollte. 

Halten sich die Treiber an die Vorsichtsmaßnahmen kann im Grunde auch nichts passieren, erklärt einer der Treiber. Allerdings kam es am Samstag dennoch zu einer gefährlichen Situation. Das in Musbach angeschossene Wildschwein ergriff die Flucht und musste von den Jägern aufgestöbert werden. Der Nachsuchtrupp mit erfahrenen Jägern und ihren Hunden geriet dabei genau in die Hallwanger Treibjagd.

Jäger Fritz Weidner hörte ein Geräusch, hatte schon seine Büchse hochgehoben, als er sah, dass es ein Hund des Suchtrupps war. "Das war unverantwortlich", meint Weidner. Jagdpächter Kossmann, beim Ende der Jagd in Hallwangen noch völlig aufgebracht, erklärte: "Das wird ein Nachspiel haben. Den Vorfall muss ich bei der  unteren Jagdbehörde melden."