Das Projekt "Stolpersteine" wird nach drei Jahren auf Eis gelegt. Foto: Charisius

"Stolpersteine" führt nach drei Jahren zu keinem Ergebnis. Großer Arbeeitsaufwand. Projekt wird eingestellt. 

Freudenstadt - "Stolpersteine" gib es in vielen Städten in Deutschland. Das Projekt wurde von dem Künstler Gunter Demnig im Jahr 1992 ins Leben gerufen. "Stolpersteine" sind würfelförmige Betonsteine, auf deren Oberseite sich eine beschriftete Messingplatte befindet. Sie werden meist vor den letzten Wohnhäusern der NS-Opfer in den Belag des Gehwegs eingelassen. Die "Stolpersteine" gelten als das größte dezentrale Mahnmal der Welt.

Petra Weinbrecht vom Amt für Bildung, Familie und Sport berichtete in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Verwaltung, Tourismus und Soziales (VTS) über die bisherigen Aktivitäten der Stadt und einer eigens für die "Stolpersteine" gegründeten Arbeitsgruppe. Es seien umfangreiche Recherchen in Verbindung mit dem Freudenstädter Stadtarchiv angestellt worden, um Informationen über eventuelle Opfer des NS-Regimes aus Freudenstadt zu erhalten, betonte sie.

"Man müsste jetzt nach weiteren Informationen suchen"

Petra Weinbrecht erläuterte auch die Voraussetzungen, die geschaffen werden müssen, um einen "Stolperstein" zu verlegen. Man müsse Angehörige suchen, die ihr Einverständnis geben können, man müsse die betreffenden heutigen Hauseigentümer nach der Erlaubnis zur Verlegung eines Steins fragen, der Gemeinderat müsse zustimmen und letztlich entscheide dann der Künstler Gunter Demnig, ob die betreffende Person für einen "Stolperstein" in Frage kommt. Fast alle Steine in anderen Städten würden durch das Engagement von Bürgern oder Vereinen verlegt, betonte Weinbrecht und nannte als Beispiel den Träger- und Förderverein ehemalige Synagoge Rexingen bei Horb.

In Freudenstadt hätten sich vor allem Mitglieder des Gemeinderats in der Arbeitsgruppe "Stolpersteine" engagiert. Die angedachte Beteiligung von Schulen an den Recherchen sei von den Schulleitern abgelehnt worden. Nach den Nachforschungen des Stadtarchivs sei schnell klar geworden, dass es aus Freudenstadt wohl keine jüdischen Opfer des Nationalsozialismus gab, betonte Petra Weinbrecht. Dies betätigte Stadtrat Friedrich Volpp (Freie Wählervereinigung), der in der Arbeitsgruppe mitarbeitete. 1933 habe es in ganz Freudenstadt nur acht Bürger mit jüdischer Abstammung gegeben, ergänzte er.

In Freudenstadt habe man deshalb die Recherche auf politisch Verfolgte, Euthanasieopfer und Homosexuelle ausgedehnt, so Petra Weinbrecht weiter. Dazu seien sogar internationale Suchdienste, beispielsweise des Roten Kreuzes, eingeschaltet worden. Auch mit dem Rexinger Synagogenverein habe es eine Besprechung gegeben. Eingeschaltet habe man zudem das Dokumentationszentrum der Gedenkstätte Grafeneck, das Staatsarchiv Sigmaringen und die Gemeinde Zwiefalten, wo zur NS-Zeit eine psychiatrische Anstalt war.

"Wir können auch ohne ›Stolpersteine‹ zufrieden sein"

Zahlreiche Namen, bei denen Freudenstadt auftauchte, seien von den Institutionen genannt worden. "Man müsste jetzt nach weiteren Informationen suchen", so Petra Weinbrecht. Doch der Aufwand sei enorm, deshalb habe die Arbeitsgruppe entschieden, das Thema "Stolpersteine" auf sich beruhen zu lassen.

Weinbrecht dankte der Arbeitsgruppe und vor allem Anja Staubitz vom Stadtarchiv für ihre mühevollen Recherchen. Doch immer wieder sei man in Sackgassen gelaufen. Die Gründung eines Vereins oder einer Organisation, die sich des Themas annimmt, sei nicht in Sicht. "Wir haben wirklich versucht, dem Antrag gerecht zu werden", betonte Oberbürgermeister Julian Osswald. Doch keiner von der Stadtverwaltung könne diesen Aufwand leisten.

Stadtrat Friedrich Volpp ergänzte, dass man immer noch tätig werden könne, falls sich neue Anhaltspunkte ergeben. Auch Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle von der Bürgeraktion, die seinerzeit den Antrag gestellt hatte, zeigte sich mit der Einstellung der Recherchen einverstanden. "Wir können auch ohne ›Stolpersteine‹ zufrieden sein, meinte sie.

Stadträtin Carola Broermann schlug vor, an bestimmten Plätzen Tafeln mit Namen von ehemaligen Bürgern, die in der NS-Zeit verfolgt oder verschleppt wurden, aufzuhängen. Auch so eine Tafel müsse Kriterien erfüllen, sah OB Osswald diese Idee eher kritisch. Stadträtin Esther Kießling von der Bürgeraktion schlug vor, im Museum im Stadthaus rein informell eine Liste mit den Namen aufzuhängen.