Zieht sich um den Wolf bald die Schlinge zu? Mitarbeiter des Nationalparks wurden im Umgang mit Fallen geschult. Foto: Stratenschulte

FDP wittert Skandal durch Lehrgang im Nationalpark. Ministerium: Alles ganz korrekt. Mit Kommentar

Freudenstadt - Neues aus dem Wolfsrevier: Das Land hat Mitarbeiter des Nationalparks und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) im Umgang mit Lebendfallen ausbilden lassen. Die FDP im Landtag nimmt Anstoß daran.

Der Fall datiert noch aus dem November. Mit einer sogenannten "kleinen Anfrage" an die Regierung verlangte Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke (Pforzheim) Auskunft darüber, ob es stimme, dass Bedienstete des Nationalparks Schwarzwald den Umgang mt Schlingenfallen geübt haben. Die Antwort kannte er zu diesem Zeitpunkt wohl längst. Aber jetzt liegt auch die offizielle Antwort aus dem Haus des Ministers Franz Untersteller (Grüne) vor: stimmt.

Auslöser waren offenbar Videos und Fotos eines spanischen Händlers für Tierfallen, die durch soziale Medien geisterten. Darauf zu sehen seien Mitarbeiter des Nationalparks bei einer Schulung im Umgang mit den Fallen. Die Liberalen wittern einen Verstoß gegen das Bundesjagdgesetz, das den Einsatz von Schlingen und Fallen grundsätzlich verbietet.

Antworten des Ministeriums fallen knapp aus

Die Antworten des Ministeriums auf die sieben Fragen der FDP fallen kurz aus. Im Nationalpark habe eine einwöchige Schulung mit dem internationalen Experten Albert Roura stattgefunden. Der Spanier wies demnach zehn Ranger und FVA-Mitarbeiter ins Thema ein, vor allem in den Umgang mit Fallen des Typs "Belisle Foot Snare". Rund 1550 Euro habe das Seminar gekostet.

Worum es geht, lässt sich aus einer weiteren Antwort ablesen: Eine "Belisle Foot Snare" sei "prinzipiell zum selektvien und unversehrten Fang von Wölfen geeignet". Vermittelt worden sei im Kurs auch, wie ein Tier wieder "fachgerecht" aus der Falle geholt werde. Dabei seien weder Fallen über Nacht im Nationalpark aufgestellt worden, noch sei es im Kurs überhaupt darum gegangen, ein Tier zu fangen. Es habe sich um einen reinen Trainings-Workshop gehandelt, der "keinen praktischen Fang umfasste". Nur Theorie also.

Laut Ministerium liege auch sonst kein Verstoß gegen das Jagdgesetz vor. Denn Ausnahmen vom Verbot des Falleneinsatzes seien "sowohl nach Jagd- als auch nach Naturschutzrecht möglich". Etwa, um ein Wildtier mit einem Sender zu versehen, um seine Wege verfolgen zu können. Im Übrigen sei das Jagdgesetz bezüglich des Einsatzes von Fallen nicht verschärft worden, wie die FDP behauptete. Es bleibe weiterhin grundsätzlich verboten, "Schlingen jeder Art, in denen sich ein Wildtier fangen kann, aufzustellen". Der Passus, wonach bereits Herstellung, Angebot und Kauf von Schlingen ein Gesetzesverstoß darstellen, sei gestrichen worden – "da sich diese Verbote in der Praxis nicht durchsetzen lassen", so das Ministerium.

Über das Internet lassen sich zahlreiche Angebote von Herstellern abrufen, etwa aus Kanada. Fallen sind für umgerechnet rund 25 Euro erhältlich. Einige Hersteller versprechen aber keine gänzliche Unversehrtheit der Tiere, sondern sprechen lediglich von einem geringstmöglichen Verletzungsrisiko. Überhaupt steht ein Teil der Jägerschaft dem Thema Fallen kritisch gegenüber. Es habe schon Fälle gegeben, in denen sich ein gefangenes Tier den eigenen Fuß abgenagt habe, um freizukommen.

Auch bei den Freudenstädter Jägern wird der Fall diskutiert: "Für das Team des Nationalparks gelten wohl eigene Regeln", so ein Jäger. Sie würden im Umgang mit Fallen ausgebildet, für deren Einsatz er "mit einem Einzug des Jagdscheins" bestraft würde. Ob das alles im Sinne des Naturschutzes sei?

Info: Schlingen-Falle

Eine "Foot snare" ist eine Schlingen-Falle. Sie wird verankert, vergraben und ist nicht sichtbar. Ausgelöst wird sie beim Tritt auf einen Teller. Bei den nach internationalen Abkommen zulässigen Fallen zieht sich die Schlinge um den Lauf der Tiere nicht komplett zu. Der Durchmesser der Schlinge lässt sich in der Weite einstellen. Durch die Schlingenweite, den Köder oder Lockstoffe sollen auch gezielt nur die Tierarten angelockt und festgehalten werden, auf die es der Fallensteller abgesehen hat.

Kommentar: Kein Skandal

Von Volker Rath

Wieder einer dieser vermeintlichen Skandale im Nationalpark: Ranger üben den Einsatz von Wolfsfallen. Das ist doch gut. Jäger, unter der Maßgabe von Sicherheit und Naturschutz mit etlichen Auflagen belegt, mag das auf den ersten Blick ärgern. Der Staat tut, was er anderen verbietet. Aber was soll das Land machen? Würde es sich gar nicht auf den umherstreifenden Wolf einstellen, der regelmäßig Schafe reißt, wäre es auch nicht recht. Als Fraktionschef in der Opposition ist es Rülkes Aufgabe, der Regierung auf die Finger zu schauen. Die FDP lässt dabei keine Gelegenheit aus, die Grünen schlecht aussehen zu lassen. Das ist legitim. Politik eben. Als Pforzheimer kann Rülke nicht wirklich was dagegen haben, dass das Ministerium dem Wolf im Nordschwarzwald auf die Pfoten schaut – und im Notfall Mittel hat, ihn sanft aus dem Verkehr zu ziehen.