Prächtige Kulisse: Jens Zimmermann während der Siegerehrung im Olympic Parc. Foto: Privat

Prächtige Kulisse: Jens Zimmermann während der Siegerehrung im Olympic Parc.

Wenn man mit Kollegen verschiedener Nationen zusammen arbeitet, gibt es selbstverständlich auch immer einen teaminternen Wettstreit um den Medaillenspiegel. Da wir keine Holländer im Team haben – die mit drei Gold-Medaillen ja bislang mächtig abgeräumt haben – sondern vor allem Russen und meinen französischen Kollegen Thomas Bray, kann ich mit dem bisherigen Verlauf der Spiele ganz gut leben.

Alle gemeinsam waren wir gestern bei der Siegerehrung im Sochi Olympic Parc. Zweimal erklang hierbei die deutsche Nationalhymne. Felix Loch und Maria Höfl-Riesch freuten sich zu Recht über ihre Olympiasiege. Ein ohrenbetäubender Aufschrei erfolgte schließlich, als das erfolgreiche russische Eiskunstlaufteam geehrt wurde. Das ist schon wirklich ergreifend, in die stolzen und glücklichen Gesichter der vielen Zuschauer zu schauen. Das erste Gold für die Gastgeber wurde überreicht und eine ganze Nation ist jetzt noch mehr im Fieber.

Ok, etwas überrascht waren wir schon, dass bei der Siegerehrung selbst die großen Champions wie eben Maria Höfl-Riesch und Ireen Wüst mit einem vergleichsweise bescheidenen Applaus der Russen bedacht wurden. Aber wir dürfen hier auch nicht den Fehler machen und das nur eindimensional betrachten. In den vergangenen Tagen habe ich mich viel mit meinen russischen Kollegen unterhalten. Es fehlten schlichtweg bisher die Großveranstaltungen oder traditionellen Weltcupwettbewerbe. Aus meiner Sicht kann man den russischen Besuchern deshalb auch keinen Vorwurf machen. Immer wurde ihnen der Nationalstolz eingeimpft, jetzt wollen sie ihn verständlicherweise auch ausleben.

Die zum Teil völlig überzogenen Kommentare einiger Journalisten ärgern mich deshalb maßlos. Aber es ist wohl auch typisch deutsch, vor allem das schlechte herauszustellen und das Haar in der Suppe zu suchen.

Fakt ist, die Russen sind sehr freundliche und bemühte Gastgeber, das fängt beim fröhlichen "Dobroje Utro", dem "Guten Morgen" im Frühstücksraum an und hört beim "Dobroje Vecher", also "Guten Abend", auf. Ich fühle mich hier auf jeden Fall sehr wohl.

Wenn wir dann noch im Medaillenspiegel weiter erfolgreich sind, dann macht auch das gegenseitige Sticheln mit den Kollegen Spaß. Thomas durfte ja vorgestern durch Martin Fourcade auch seine erste Goldmedaille feiern.

Heute war aber erst mal der Tag der Norweger. Ola Vigen Hattestad und Maiken Casparsen Falla heißen die Sprintkönige von Sotschi – und das vor den Augen von Norwegens Kronprinz Haakon. Ganz verrückte Rennen waren das, mit vielen Stürzen, aber am Ende sicher auch mit verdienten Siegern, auch wenn es am Ende fast meine Stimme gekostet hat. Aber am Abend gibt es bestimmt einen kleinen Wodka als Medizin von Andre, dem russischen Kollegen.