Der iLint der Firma Alstom kurz nach seiner Ankunft im verschneiten Freudenstadt Foto: Gieger

Ohne Emissionen mit dem Zug von der Ortenau in den Schwarzwald. OB Julian Osswald überzeugt Technik.

Freudenstadt/Offenburg - Züge mit Brennstoffzellenantrieb sind eine umweltschonende Alternative zu Diesel-Zügen, wenn Oberleitungen fehlen. Bei einer Sonderfahrt von Offenburg nach Freudenstadt wurde nun ein Wasserstoff-Triebzug der Firma Alstom vorgestellt. 

Die Zeiten des Diesel-Motors auf der Straße scheinen gezählt. Und auch im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) sieht es so aus, als würde der Verbrennungsmotor nach und nach ersetzt werden. Die umweltschonenden Alternativen stehen schon in den Startblöcken. So wie beispielsweise der "Coradia iLint", gebaut vom französischen Zughersteller Alstom, der derzeit eine Fusion mit der Bahnsparte von Siemens anstrebt.

Mit an Bord: OB Julian Osswald

Am Mittwoch wurde nun der weltweit erste Wasserstoff-Triebzug, der die Energie für seinen Antrieb durch eine Brennstoffzelle auf dem Dach generiert und dadurch geräuscharm unterwegs ist, bei einer Sonderfahrt von Offenburg nach Freudenstadt präsentiert und auch in einer bergigen Umgebung getestet. Denn bereits seit September kommt der Zug im Rahmen eines Pilotprojektes in Niedersachsen im Linienverkehr zum Einsatz. Dass für die erste Fahrt im Südwesten nun die Strecke Offenburg-Freudenstadt ausgewählt wurde, hat seinen Grund. Denn das Ortenau-Netz – Netz 8 des baden-württembergischen Schienennetzes – wird wohl das erste im Land, in dem ein Zug mit Brennstoffzellen- oder Batterieantrieb fahren wird. Das ist eine Vorgabe, die in der Ausschreibung für das Netz gemacht wurde.

Umweltfreundliche Erschließung von abgelegenen Strecken

Welche Technologie am Ende die Nase in der Ortenau vorn haben wird, entscheide sich aber erst nach einer "technologieoffenen Ausschreibung", erklärte der Ministerialdirektor im Verkehrsministerium Uwe Lahl während der Zugfahrt durch den Schwarzwald. Denn "die Zukunftsfragen sind noch nicht entschieden", sagte Lahl weiter. Zusätzlich zu Brennstoffzelle und Batterie seien auch regenerative Antriebe denkbar.

"Es wird nicht eine Antwort geben", weiß auch Jörg Nikutta, Alstom-Geschäftsführer für Deutschland und Österreich. Der Wasserstoffzug sei jedoch "eine gute Alternative" und könne überall dort eingesetzt werden, "wo Diesel im Einsatz" sei. Also überall dort, wo keine Oberleitungen sind und wo es sich auch ökonomisch nicht rechne, eine solche zu bauen. Vor allem schwer zugängliche Nebenstrecken, wie sie im Schwarzwald vorkommen, könnten durch den "iLint" emissionsfrei befahren werden. Denn der Antrieb mit Brennstoffzellen gilt als umweltfreundlich.

Das Freudenstädter Stadtoberhaupt hat die Testfahrt überzeugt: Grundprinzip ist meist die Verbrennung von Wasserstoff mit Sauerstoff zu Wasser. Die erzeugte Energie treibt dann einen Elektro-Motor an. Zusätzlich gewinne der Zug auch beim Bremsen wieder Energie, erklärte Nikutta während eines Zwischenhalts in Hausach. Und mit einer Reichweite von 1000 Kilometern pro Tankfüllung könne man genauso weit fahren wie ein Diesel-Zug, erklärte der Alstom-Geschäftsführer weiter. "Sektorenkopplung" soll Wasserstoffantriebe auch auf die Straße bringen Und nicht nur auf die Schiene könne man den Brennstoffzellenantrieb nutzen. "Wasserstoff koppelt Sektoren", sagte Nikutta. Als Beispiel nannte er die Fahrzeuge der Müllabfuhr, die ebenfalls so angetrieben werden könnten. In der Anschaffung kosten Züge mit Wasserstoffantrieb indes "geringfügig mehr" als Diesel-Züge, sagte Nikutta. Allerdings seien die laufenden Kosten geringer, sodass man nach zehn Jahren den Break-even erreiche.

Genaue Zahlen konnte der ehemalige Manager bei der Deutschen Bahn aufgrund laufender Ausschreibungsverfahren allerdings nicht nennen. Die Sorge, dass sich die Reisezeit bei emissionsfreier Fahrt verlängere, muss man sich übrigens nicht machen. In der Spitze fährt der "iLint" 140 Stundenkilometer. Und auch von der Beschleunigung des blauen Zuges wurde am Mittwoch der ein oder andere Fahrgast überrascht, der nach einem Zwischenhalt noch nicht seine Sitzposition eingenommen hatte.