Ein Blick aus dem Ersatz-Bus für die polizeiliche Rekonstruktion auf den Anschlagsort mit der Hecke, wo die drei Bomben gezündet wurden, aufgenommen in Dortmund. Foto: dpa

Verdächtiger Sergej W. bricht sein Schweigen: "Ich habe die Tat nicht begangen".

Freudenstadt/Karlsruhe/Dortmund - Im Fall des Anschlags auf den BVB-Mannschaftsbus ist die Bundesanwaltschaft überzeugt, den richtigen Täter zu haben. "Der dringende Tatverdacht besteht nach wie vor", sagte ein Sprecher der Behörde am Freitag.

Der Anwalt des Verdächtigen hatte gegenüber dem "Spiegel" sowie "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR gesagt, sein Mandant bestreite die Tat. Der Bundesanwaltschaft zufolge hat der Mann vor dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofes "kein Geständnis" abgelegt. Aber, so betonte ein Sprecher der obersten Anklagebehörde: "Der Tatvorwurf ist schon gewichtig." Die Ermittlungen dauern nach wie vor an.

Sergej W.: "Ich habe die Tat nicht begangen"

Offen sei unter anderem die Frage, woher der Sprengstoff kam: "Dazu gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse."

Die "Süddeutsche Zeitung", NDR und WDR berichteten, bei der Untersuchung des verwendeten Sprengstoffs seien Kriminaltechniker zu dem vorläufigen Ergebnis gekommen, dass es sich nicht - wie nach dem Anschlag häufiger spekuliert - um militärische Zünder und auch nicht um gewerblichen Sprengstoff gehandelt habe. Der Täter soll eine Art Selbstlaborat mit den dafür üblichen Stoffen gebastelt haben.

Nach Überzeugung der Bundesanwaltschaft handelte Sergej W. aus Habgier. Er soll an der Börse auf große Kursverluste der BVB-Aktie spekuliert haben. Ihm wird versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Damit droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. Der Deutschen Presse-Agentur sagte der Tübinger Anwalt Reinhard Treimer am Freitag, sein Mandant habe gegenüber dem Ermittlungsrichter nach der Festnahme gesagt: "Ich habe die Tat nicht begangen."

Der Anschlag geschah am 11. April, kurz vor dem Champions-League-Viertelfinalspiel gegen AS Monaco bei der Abfahrt des Busses vom Mannschaftshotel. Ein Spieler und ein Polizist wurden verletzt. Das Spiel wurde daraufhin um einen Tag verschoben.

Zum Tatzeitpunkt hielt sich der Verdächtige im Mannschaftshotel des BVB auf. Den "Ruhr Nachrichten" sagte Treimer, sein Mandat habe am Tag des Anschlags in Dortmund lediglich "Urlaub gemacht, er war deshalb zur Tatzeit dort". Die Ermittler nahmen den Mann am 21. April in Tübingen fest. Sie hatten ihn zuvor tagelang beobachtet.

Laut "Welt" gehen die Ermittler auf der Suche nach möglichen Komplizen auch der Spur einer Auto-Anmietung nach. Unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet die Zeitung, dass der Tatverdächtige nur einen Monat vor dem Anschlag auffällig weite Strecken mit einem Mietwagen zurückgelegt haben soll, obwohl er ein eigenes Auto besaß.