Eine Gruppe Nordic-Walker: Doch auch die Verkehrssituation im Nordschwarzwald soll nach dem Willen der Landesregierung verbessert werden. Foto: Deck

Nationalparkgebiet soll Musterbeispiel für nachhaltige Mobilität werden. Hermann stellt 50.000 Euro zur Verfügung.

Freudenstadt/Stuttgart - Die Region des geplanten Nationalparks Schwarzwald könnte gleichsam Modellregion für nachhaltige Mobilität werden. Das kündigte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) in Stuttgart bei einer Besprechung mit dem künftigen Nationalparkrat an.

Anfang der Woche haben sich nach Informationen unserer Zeitung die Landräte und Bürgermeister aus der Region des geplanten Nationalparks im Ministerium von Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) zur Besprechung getroffen. Ihr Thema: Die wichtigen Eckpunkte, die sie als Mitglieder eines künftigen Nationalparkrats in Angriff nehmen müssen.

Mit am Beratungstisch saß diesmal nicht nur der Agrarminister, sondern auch sein Kollege Winfried Hermann aus dem Ministerium für Verkehr und Infrastruktur, der in der Runde für Überraschung sorgte. Die Nationalparkregion im Nordschwarzwald, so Hermanns Ausführungen, könnte im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Modellregion für die Umsetzung nachhaltiger Mobilität werden.

Um die Entwicklung entsprechender Verkehrskonzepte zu unterstützen, will Hermanns Ministerium zunächst 50.000 Euro zur Verfügung stellen. Damit soll eine Vorstudie finanziert werden, die Verkehrsaufkommen, Verkehrsfluss und Mobilitätsangebote im Nordschwarzwald analysiert. Diese Bestandsaufnahme könnte dann Grundlage für die Entwicklung nachhaltiger Konzepte werden, mit dem Ziel, die Verkehrssituation in der Region zu verbessern.

Dabei, heißt es in informierten Kreisen, will Hermann nicht nur auf den Einsatz erneuerbarer Energie setzen, sondern auch besonderen Wert auf die Einbindung von Experten aus der Region legen. So wurde angedacht, dass ein Gremium mit Vertretern der vom Nationalparkgebiet betroffenen Landratsämter ausarbeitet, was die Vorstudie erfassen und analysieren soll.

Breite Zustimmung bei den Mitgliedern des künftigen Nationalparkrats

Auf Grundlage dieser Bestandsanalyse könnten in einem weiteren Schritt dann in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsministerium Arbeitsgruppen gebildet werden, die Konzepte für die einzelnen Regionen der Parkkulisse erstellen und deren Umsetzung und Finanzierung erarbeiten.

Dabei sollen nach Auskunft des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur vor allem folgende Punkte berücksichtigt werden: die Anreise zum Nationalpark, der Transport im Nationalpark sowie der den Nationalpark tangierende sonstige Verkehr.

"Kluge Verkehrskonzepte sind dabei solche, die die Mobilität mit geringen Umweltwirkungen sicherstellen, beispielsweise durch durchdachte Parkmöglichkeiten in Verbindung mit Shuttle-Bussen, eine Vernetzung mit dem ÖPNV und den Einsatz von klimafreundlicher Technologie", sagte gestern eine Sprecherin des Ministeriums auf Anfrage. Der Zeitplan sehe derzeit vor, dass die Ergebnisse der Vorstudie im Laufe des nächsten Jahres den Mitgliedern des Nationalparkrats zur Verfügung gestellt werden können. Ein Auftragnehmer sei allerdings noch nicht benannt.

Bei den Mitgliedern des künftigen Nationalparkrats erntete Hermann für seinen Vorstoß breite Zustimmung: "Das Thema Verkehrsaufkommen und Besucherlenkung wurde bei vielen Besprechungen zum geplanten Nationalpark und auch von der Opposition bislang kritisch gesehen. Ich freue mich daher, dass sich das Verkehrsministerium jetzt in das Projekt einbringt und zeitgleich mit der Nationalparkplanung innovative Verkehrskonzepte für die Region und mit der Region entwickelt werden sollen", sagte gestern Freudenstadts Landrat Klaus Michael Rückert (CDU) unserer Zeitung.

Rückerts Landkreis hat den größten Flächenanteil in der Kulisse des mit 10.000 Hektar Größe geplanten Nationalparks im Bereich Ruhestein (Ortenaukreis und Kreis Freudenstadt) und Hoher Ochsenkopf/Plättig (Kreis Rastatt und Stadtkreis Baden-Baden).

Zustimmung auch auch bei den Naturschützern: "Der NABU begrüßt den Vorschlag des Verkehrsministers ausdrücklich, weil er damit den Wunsch insbesondere der Nationalparkgemeinden aufgreift, die Verkehrssituation im Umfeld des geplanten Nationalparks Schwarzwald deutlich zu verbessern", sagte gestern NABU-Landeschef Andre Baumann unserer Zeitung.