Wolfgang Neher ist im Alter von 89 Jahren gestorben. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

Nachruf: Ehemaliger Stadtrat Wolfgang Neher starb im Alter von 89 Jahren / Verdienste bei der Polizei

Freudenstadt. Nahezu 20 Jahre engagierte er sich in der Kommunalpolitik in Freudenstadt und kämpfte beruflich gegen das Verbrechen als Leiter des Kriminalkommissariats der Polizeidirektion Freudenstadt. Wolfgang Neher ist im Alter von 89 Jahren gestorben.

Wolfgang Neher war ein Freudenstädter Urgestein. Er wurde am 1. April 1928 in Freudenstadt als Sohn des Handelsschulrats Anton Neher und seiner Frau Paula geboren. Seine Mutter starb auf dem Wochenbett an einer Infektion. 1929 heiratete Wolfgang Nehers Vater seine zweite Frau Else.

Wolfgang Neher besuchte das Kepler-Gymnasium und wurde 1945 mit 16 Jahren noch zur Wehrmacht eingezogen. Im Raum Sonthofen musste er sich an Rückzugsgefechten beteiligen. Als er wieder nach Freudenstadt zurückkam, war die Wohnung der Eltern zerstört. Der Vater war in Gefangenschaft, und die Mutter war bei Bekannten untergekommen. Wolfgang Neher arbeitete aus diesem Grund bis 1949 in der Landwirtschaft auf Schloss Hohenmühringen und auf dem Rittergut Dürrenhardt bei Gündringen. In Nagold machte er in dieser Zeit an der Landwirtschaftsschule seinen Abschluss als Landwirtschaftsgehilfe.

In Ehingen an der Donau besuchte Wolfgang Neher das dortige Gymnasium und legte den Abschluss der Mittleren Reife ab. 1951 heiratete er seine erste Frau Johanna aus Nagold. In jenem Jahr zog es ihn zur Polizei – zunächst war er bei der Schutzpolizei in Reutlingen, Calw und Bad Herrenalb. In Calw wechselte er 1953 zur Kriminalpolizei. Zwei Jahre war Neher bei der Kripo in Rottweil und kam 1960 zur Kriminalhauptstelle Tübingen. 1963 begann Wolfgang Neher noch ein Studium zum gehobenen Polizeidienst und heiratete seine zweite Frau Antonie aus Horb.

Von 1965 bis 1986 war Neher in Tübingen Leiter des Dezernats für Kapitalverbrechen. 1968 kam Wolfgang Neher zurück zur Schutzpolizei und wurde Leiter des Streifendienstes bei der Polizeidirektion Reutlingen. Auch Tochter Iris wurde in diesem Jahr geboren und wuchs in Tübingen, Reutlingen und Freudenstadt auf. Sie lebt seit 1995 in Toronto in Kanada und arbeitet an der dortigen Universität im Management.

1973 führte Nehers berufliche Laufbahn zurück zur Kriminalpolizei. Er wurde in seine Heimatstadt Freudenstadt versetzt, um dort ein Kriminalkommissariat aufzubauen, dessen Leiter er wurde. Ab 1983 war Wolfgang Neher Leiter der Abteilung II bei der damals neu gebildeten Polizeidirektion Freudenstadt. 1988 wurde er in den Ruhestand versetzt.

Politisch betätigte er sich seit 1977, als er in die SPD eintrat. Von 1980 bis 1999 war Neher für die SPD im Gemeinderat. In dieser Zeit setzte er sich mit Besonnenheit und Sachkenntnis für die Bürger ein. Er war zunächst Mitglied im Verwaltungsausschuss, später im Kur- und Werksausschuss sowie im Zweckverband Abwasserreinigung und weiteren Gremien. Für seine Verdienste wurde er mit der silbernen Ehrennadel des Gemeindetags und mit dem silbernen Christophstaler der Stadt Freudenstadt ausgezeichnet. Die SPD ehrte ihn an Weihnachten vergangenen Jahres noch für seine 50-jährige Mitgliedschaft.

Von 1992 bis 1994 war Wolfgang Neher außerdem für die SPD Mitglied im Kreistag. In seiner Freizeit spielte er gerne Handball und Faustball und war dem TSV Freudenstadt verbunden. Außerdem war er Mitglied in der International Police Association (IPA) der Polizei. Mit seiner Familie ging Wolfgang Neher gerne zum Bergwandern.