Szenenfoto von der Aufführung "druck." mit (von links) Sonni Maier, Stefanie Linnenberg und Tobias Vorberg. Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Aufführung im Kinder- und Jugendzentrum überzeugt mit spannender Geschichte

Den Science-Ficton-Thriller "druck.", spielte das Wittener Theater Sonni Maier im Kinder- und Jugendzentrum Freudenstadt. Es ging um das Thema Leben und Überleben in der digitalen Gesellschaft.

Freudenstadt. Die Aufführung überzeugte mit überwältigender Energie und einer spannenden Geschichte. Siegfried Kögel, Leiter des Kinder- und Jugendreferats der Stadt Freudenstadt, hat es sich zum Ziel gesetzt, im Kinder- und Jugendzentrum (KiJuz) auch Themen aufzugreifen, die Jugendliche bewegen und nicht ausschließlich ihre Altersklasse ansprechen.

In einem ersten Anlauf konnte er das westfälische Theater Sonni Maier mit einer Produktion zu Medienmissbrauch und Medienkompetenz verpflichten. Bei dem rasanten Bühnenstück mit drei Akteuren entwickelte sich aus einer App, die sich um die Selbstoptimierung kümmert, eine teuflische Spirale, die zwei beste Freunde, Cynthia und Andi, voneinander entzweit.

Während Andi, gespielt von Tobias Vorberg, sich der digitalen Welt entzieht und in einem internetfreien Keller haust, wird Cynthia (Sonni Maier) im Sog von einem steilen Aufstieg auf der Karriereleiter zur immer perfekteren Businessfrau, die über einen implantierten Chip mit ihrem Unternehmen verbunden ist. Über diesen Chip sind alle persönlichen Daten und Aktivitäten abzulesen. Die Firma hat die Menschen, die nach gewisser Zeit alle mit diesem Chip ausgestattet werden, in der Hand und optimiert deren Leben durch immer stärker ansteigende Leistungen. Durch einen perfiden Plan will Andi die von ihm verehrte Cynthia aus den Fängen von Elisa Bathory (gespielt von Stefanie Linnenberg) und dem dahinterstehenden Unternehmen, für das Cynthia diese App entwickelt hatte, befreien.

Es kommt zu einer wilden Verfolgungsjagd mitten durch das Publikum im KiJuz. Doch letztlich geht die Geschichte gut für Andy und Cynthia aus. Die Handlung zeigt deutlich die Auswirkungen von Smartphone- und Onlinesucht, aber auch den Leistungsdruck in der heutigen Gesellschaft. Lebensfreude mit Spaß und Freundschaften wird gegen Leistung getauscht, die immer mehr von den Menschen abverlangt und sie zu Online-Zombies mutieren lässt. Eine Thematik, die nicht nur für die Jugend – das Publikum im KiJuz kam auch nicht nur aus der jüngeren Generation – geschaffen wurde.

Eindrucksvoll, mit wenig technischem Aufwand und mobilen Kulissen, die nach Bedarf von den Akteuren an ihren Platz geschoben wurden, nahm das Bühnenstück die Zuschauer ohne erhobenen Zeigefinger gefangen und erzeugte neben Betroffenheit auch den Wunsch zum Nachdenken und Weiterdenken über den vernünftigen Umgang mit sozialen Medien sowie Smartphone und Konsorten. Spätestens im Anschluss an die Aufführung wird dem Betrachter klar, dass sich das Leben nicht ausschließlich in der digitalen Welt abspielt, sondern seine Reize in der Realität hat, und welche Bedeutung und Wichtigkeit Freiheit und Selbstbestimmtheit, aber auch ehrliche und tiefgehende persönliche Kontakte einnehmen. Mit großem Applaus dankte das Publikum den Akteuren, die nach dem Theaterstück noch für ein Nachgespräch zur Verfügung standen.