­Kandidaten für die Gemeinderatswahl in Freudenstadt diskutierten mit Jugendlichen (von links): Andreas Bombel, Andreas Stark, Beate Gernsheimer, Eberhard Haug, Bärbel Altendorf-Jehle und Moderatorin Marianne Wesle Foto: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunalwahl: Jugendliche diskutieren mit Gemeinderatskandidaten / Pro und kontra Jugendgemeinderat

Kostenloser Nahverkehr, WLAN an den Schulen, Klimaschutz und Jugendgemeinderat sind Themen, die bei einer Podiumsdiskussion mit Gemeinderatskandidaten in Freudenstadt angesprochen wurden.

Freudenstadt. Das Kinder- und Jugendzentrum Freudenstadt (KiJuz) hatte Kandidaten für den Freudenstädter Gemeinderat aller Parteien und Gruppierungen zu einem Diskussionsabend unter der Überschrift "Deine Stimme für die Zukunft – Wählen ab 16" eingeladen. Rund 40 Jugendliche und einige Erwachsene hatten den Weg ins KiJuz gefunden.

Zunächst gab es Statements der fünf Kandidaten. Den Auftakt machte Bärbel Altendorf-Jehle von der Bürgeraktion, die ihre Fraktion selbst als "die Verrückten im Gemeinderat" bezeichnete. Die Bürgeraktion setze sich für den Erhalt der Natur ein, habe sich für die Schulsozialarbeit stark gemacht und dafür gekämpft, dass Jugendliche und Studierende zum ermäßigten Preis ins Kurtheater gehen können. Der 71-jährige Eberhard Haug (SPD) plädierte für einen Jugendgemeinderat, der bislang nicht verwirklicht worden sei und für kostenlose Kindertagesstätten.

Beate Gernsheimer von den Freien Wählern rückte die gute Bildungslandschaft von Freudenstadt in den Vordergrund ebenso wie die gute Infrastruktur mit ihrer starken Wirtschaft, die gute Berufschancen ermöglichten. Andreas Stark (FDP) will mit seiner Partei nach 20 Jahren wieder in den Gemeinderat einziehen. Er sieht ein Problem der Jugend darin, dass sie nicht in Freudenstadt bleiben will. Er wünscht sich zwei Gemeinderäte, einen für die Erwachsenen und einen für die Jugend. WLAN sollte an den Schulen vorhanden sein.

Andreas Bombel (CDU) machte darauf aufmerksam, dass für das WLAN im Freibad, für das sich die CDU eingesetzt habe, nach einer Ablehnung im ersten Durchgang jetzt eine Mehrheit erreicht worden sei. Er sprach sich gegen einen Jugendgemeinderat aus, da dieser selbst keine Entscheidungen treffen könne.

Lebenswerte Stadt nicht nur für Senioren

Moderatorin Marianne Wesle, Schülerin des Kepler-Gymnasiums, moderierte die Diskussionsrunden mit den Podiumsteilnehmern. Mit Blick auf den demografischen Wandel stellte sie die Frage, ob es mehr Ältere als Junge im "Altersheim Freudenstadt" gebe. Aus den Antworten der Kandidaten wurde deutlich, dass Freudenstadt eine sehr lebenswerte Stadt ist, die nicht nur für Senioren geeignet sei. Fraglich sei nur, wie man die jungen Menschen nach einem Studium in einer Universitätsstadt wieder in den Schwarzwald zurückholen könne.

Die Themen bezahlbarer Wohnraum, guter öffentlicher Personennahverkehr, flexible Arbeitszeiten mit flexibler Kinderbetreuung wurden ebenso angesprochen wie die Tatsache, dass im Raum Freudenstadt viele Handwerker nach Auszubildenden suchen.

Eingegangen wurde auch auf den kulturellen Aspekt von Freudenstadt, die Förderung von Vereinen und das ehrenamtliche Engagement. In einer weiteren Runde standen die Mobilität und die Frage, welche Änderungen in diesem Bereich auf kommunaler Ebene zu erwarten sind, im Vordergrund. Dabei fielen die Stichworte kostenloser Nahverkehr und Ausbau eines Netzes mit Elektroladestellen für E-Bikes und E-Scooter. Aber auch die Schwierigkeiten der Finanzierung, um Lösungen zu finden, wurden thematisiert.

Im weiteren Verlauf des Abends stellten sich die Kandidaten der Frage, was in ihrer Hand liegt, um das Klima zu schützen. Blühwiesen und Nistkästen-Aktionen wurden ebenso vorgeschlagen wie das Benutzen von Dienstfahrrädern und der Einsatz von erneuerbaren Energien beim Bauen. Auch solle die Jugend die älteren Generationen aufwecken, ihre Forderungen stellen und um ihre Zukunft kämpfen, nicht nur mit Freitagsaktionen auf dem Marktplatz.

Ablehnungen gehören zur Demokratie

Anschließend an die Diskussion hatten die Gäste im Saal Gelegenheit, Fragen an die Gemeinderatskandidaten zu stellen und Statements abzugeben. Gleich der erste Jugendliche fand den Abend nur "semi-spannend" und stellte die Frage, wie es auf kommunalpolitischer Ebene in den nächsten Jahren weitergehen soll. Auf die Frage, welche Gruppierung sich für oder gegen einen Jugendgemeinderat ausspricht, antworteten die Podiumsteilnehmer von SPD und FDP mit einem Ja, während die FWV ebenso wie die CDU diesen ablehnte. Die Bürgeraktion zeigte sich grundsätzlich dafür, sieht aber das Jugendforum als Ideenschmiede.

Einige Jugendliche fühlten sich vernachlässigt, weil die Idee mit der Solarpalme abgelehnt wurde. Die Podiumsteilnehmer verdeutlichten, dass auch Ablehnungen zur Demokratie und zum Leben dazugehören. Zur Sprache kamen auch das schnelle Internet, das für die Jugend einen sehr hohen Stellenwert einnimmt und das Sommernachtsfest.