Mit Leistungsausweitung soll mit dem bisherigen Personal mehr Leistung abgedeckt werden. Foto: © Sudok1/Fotolia.com

Krankenhaus: Geschäftsführer Heimbach geht auf 30-Jahres-Rechnung ein. Stellenabbau nicht zwingend.

Freudenstadt -  KLF-Geschäftsführer Ralf Heimbach hat in der Debatte um den Neubau des Krankenhauses in Freudenstadt eine umstrittene 30-Jahres-Gewinn- und Verlust-Rechnung vorgelegt. In einem Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten geht er auf dieses Thema nochmals ein.

Horber Kreisräte kritisieren die angenommenen Steigerungen als zu niedrig. Bereuen Sie die 30-Jahres-Rechnung?

Nein. Was die 30-Jahres-Rechnung erbringen sollte, hat sie erbracht. Sie hat einen relativ validen Hinweis darauf gegeben, was an Zins, Tilgungen und Abschreibungen auf den Landkreis zukommt. Und, ob das Konzept tragfähig ist oder nicht. Was natürlich allen Beteiligten von Anfang an klar war, dass eine 30-Jahres-Rechnung nur eine grobe Planrechnung ist und die Realität Stand heute nach bestem Wissen und Gewissen abbildet. Aber das Ergebnis in der Detailausprägung wird anders aussehen. Das kann ja auch gar nicht anders sein, weil wir planerisch ein lineares Szenario unterstellt haben. Und die Welt nicht linear ist.

Die Personal- und Materialkosten sind aber mehr gestiegen als in Ihren Annahmen… Das ist an dieser Stelle relativ risikolos dargestellt, weil die Steigerung im Material- und Personalbereich über die entsprechenden Budgetanpassungen ausgeglichen wird. Der Gesetzgeber hat die Vergütung so aufgesetzt, dass die Finanzierung auskömmlich sein muss. Abzüglich einem kleinen Delta, welches durch Effizienzsteigerungen der Krankenhäuser ausgeglichen werden muss. Der Hinweis, in der Vergangenheit seien die Kosten höher gestiegen, ist müßig. Wir wären nicht da, wenn die Kosten in Freudenstadt nicht aus dem Ruder gelaufen wären. Natürlich ist die Vorgabe da, das Ganze effizienter zu gestalten, als es in den Jahren vorher gelaufen ist.

Droht ein Stellenabbau in Freudenstadt?

Das ist nicht zwingend. Wir sind überbesetzt, das ist richtig. Wir werden sicherlich nicht jede frei werdende Stelle wieder besetzen. Zielvorstellung ist, dass wir über eine Leistungsausweitung mit dem bisherigen Personal mehr Leistung abdecken. Wenn uns das nicht gelingt, werden wir insgesamt weniger Personal haben am Ende der Tage. Man muss allerdings sagen: Im Jahr 2015 ist massiv Personal aufgebaut worden. Wir sind jetzt – nach intensiven Bemühungen – da, wo wir Ende 2014 waren an Personal. Wir haben etwa 25 bis 30 Stellen nicht besetzt. Wenn Personalkosten insgesamt 70 Prozent der Gesamtkosten im Krankenhaus abbilden, wird man ein Krankenhaus nur vernünftig führen können, wenn man die Personalkosten zurückführt.

Die Horber Kreisräte fordern eine Überprüfung, was das Krankenhaus an Pflicht- und an freiwilligen Leistungen anbieten muss. Ist der Neubau zu groß geplant?

Aus meiner Sicht ist der geplante Neubau nicht zu groß. Bei den jetzt angesetzten 350 Betten sind 280 somatische Betten. Angesichts einer Wohnbevölkerung von 110 000 bis 115 000 Einwohnern im Landkreis Freudenstadt ist diese Zahl – gemessen an anderen Landkreisen – eher knapp. Wir sind hier in einer Situation, wo wir nicht von Krankenhäusern an der Kreisgrenze umzingelt sind. Das nächste Krankenhaus ist 45 Kilometer entfernt. Der Standort Freudenstadt wird die Bevölkerung versorgen müssen. Natürlich werden wir die Zusammenarbeit mit anderen Krankenhäusern – wo es möglich ist – vertiefen. Aber Patienten fahren in der Regel nicht 50 Kilometer, um ins nächste Krankenhaus zu kommen.