Alle Hände voll zu tun haben Handwerker. Foto: Heller Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Handwerksbetriebe melden dicke Auftragspolster / Neue Arbeitsplätze

Die Baufirmen in der Region profitieren von der hohen Nachfrage nach Wohnimmobilien. 70 Prozent der Handwerksbetriebe erwarten für das Frühjahr ein deutliches Auftragsplus.

Region. "Die Stimmung im regionalen Handwerk ist gut, wenn auch nicht so euphorisch wie im Vorjahr", fasst Harald Hermann, Präsident der Handwerkskammer Reutlingen, das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage zusammen. Danach legten Auftragseingänge, Auslastung und Umsätze im ersten Quartal 2018 zu. Allerdings falle die Stimmung der Betriebe im Vergleich zum Vorjahr etwas gedämpfter aus.

Knapp zwei Drittel der befragten Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb bewerteten die Geschäftslage mit "gut", jeder zehnte als "schlecht". "Die Umfrageergebnisse liegen für ein Winterquartal eher im oberen Bereich", sagt Herrmann. Am stabilen wirtschaftlichen Umfeld habe sich nichts geändert, möglicherweise aber bei der Einschätzung der Risiken, wie etwa steigenden Zinsen oder den Folgen von Handelsbeschränkungen.

Jedes vierte Unternehmen verzeichne mehr Bestellungen. Der durchschnittliche Auftragsbestand liege mit 9,65 Wochen über dem Vorjahreswert. Im Bauhauptgewerbe seien es 16,2 Wochen, zweieinhalb Wochen mehr als vor einem Jahr. Auch die gewerblichen Zulieferer konnten ein Auftragspolster aufbauen, die einen Bestand von 9,6 Wochen meldeten (Vorjahr: acht Wochen).

Deutlich zugenommen habe die Auslastung der Unternehmen. 42 Prozent konnten ihre Kapazitäten im Winterquartal nahezu vollständig nutzen, 9,3 Prozent arbeiteten über der 100-Prozent-Marke, so die Kammer. Deutlich über dem Kammerdurchschnitt lägen die Metall- und Elektrobetriebe: jeder zweite Betrieb sei zu mindestens 90 Prozent ausgelastet, jeder vierte gehe über die Volllast hinaus.

Die hohe Auslastung führe mitunter zu längeren Wartezeiten. Nicht jeder Kunde habe dafür Verständnis. Deshalb sei es etwa bei Renovierungen sinnvoll, den Betrieb möglichst frühzeitig in der Planungsphase zu kontaktieren. Notfälle seien ohnehin nicht betroffen, betont Herrmann.

Die Frühjahrsprognose falle zuversichtlich aus. Rund die Hälfte der Betriebe rechne mit einer stabilen Entwicklung, fast genauso viele (47,2 Prozent) erwarten, dass sich ihre Geschäftslage im zweiten Quartal verbessert. Dies werde zu neuen Arbeitsplätzen führen. Mehr als 15 Prozent wollten zusätzliches Personal einstellen.

Die 13 600 Handwerksbetriebe im Kammerbezirk erwirtschaften einen Umsatz von 9,2 Milliarden Euro, beschäftigen über 78 000 Mitarbeiter und bilden rund 4900 Lehrlinge aus.