Die jungen Musiker des Landesjugendbarockorchesters begeisterten mit ihrem Barockkonzert. Foto: Lorek Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Landesjugendbarockorchester tritt mit anspruchsvollem Programm in der Freudenstädter Stadtkirche auf

Zum ersten Mal waren die jungen Musiker des Landesjugendbarockorchester Baden-Württemberg in der Stadtkirche in Freudenstadt zu Gast und bezauberten mit ihrem Konzert die zahlreichen Zuhörer. Mitgebracht hatten sie ein anspruchsvolles Programm mit Barockmusik von fünf Komponisten.

Freudenstadt. Kirchenmusikdirektor Jörg Michael Sander hatte den Zuhörern nicht zu viel versprochen, als er das Orchester als etwas ganz Besonderes ankündigte. Gekommen waren 14 junge Musiker, die sich allesamt der Barockmusik verschrieben haben. Gründer und künstlerischer Leiter des Landesjugendbarockorchester Baden-Württemberg (LJBO) ist Gerd-Uwe Klein.

Unter der Schirmherrschaft des Freiburger Barockorchesters werden die Jugendlichen von Dozenten in Freiburg ausgebildet und sollen viel Aufführungspraxis bei den Konzerten sammeln. Wichtig sei, dass die jungen Talente "trotz weicher Knie" auch das solistische Spiel erlernen und Erfahrungen bei Konzerten an unterschiedlichen Spielorten sammeln. Bei der Barockmusik komme es auf die Sprache und Tonart an, weshalb er gern auch eher unbekannte Stücke auswähle, informierte Klein die Konzertbesucher.

Auch tänzerische Elemente

Den Beginn des Konzerts bildete die Ouvertüren-Suite TWV 55:a2 des Komponisten Georg Philipp Telemann. Majestätisch erklang der Anfang der Ouvertüre. Fast gegensätzlich dazu spielte Johanna Boehm den Solopart der Barockblockflöte sehr gefühlvoll und filigran, begleitet von den Streichern. Tänzerisch anmutend wechselten sich zunächst Geigen und Blockflöte in "Les Plaisiers" ab, bis das gesamte Orchester seinen vollen Klang im Kirchenraum entfaltete.

"Rejouissance" war der wildeste Satz. Von Staccato bis fließendend nahm die Musik an Fahrt auf. Bei der "Polonaise" wurde durch die betonten Auf- und Abstriche der Streicher die barocke Tanzmusik deutlich. Vom venezianischen Komponisten Antonio Vivaldi wurde das Violinkonzert aus La Cetra, Op. 9 Nr. 5 aufgeführt. Zu Beginn spielten die Streicher eindringlich und wechselten dann mit leiser Zupftechnik zu sanften Klängen. Virtuos spielten Esther Danckaert und Lara Stegen solistisch auf ihren Geigen.

Unbekannt, aber eindrucksvoll

Fast andächtig lauschten die Zuhörer der eher unbekannten und dennoch sehr eindrucksvollen Musik, der Sonata 5 aus Armonico Tributo des deutschen Komponisten Georg Muffat, der bei seinen Kompositionen deutsche, französische und italienische Weisen vermischte. Zwei Oboen wurden solistisch von Johanna Boehm und Antoine Cottinet gespielt.

Die Musik des Komponisten und Glockenspielers Michael Ernst Heinsius wurde mit der Sinfonia op.2 Nr. 4, die in der Tradition der italienischen Opernsinfonie steht, ausdrucksstark präsentiert. Mit dem Erstlingswerk, dem Concertto grosso op. 1 Nr. 4 des Komponisten Pietro Antonio Locatelli, der zu den berühmtesten Geigenvirtuosen seiner Zeit zählte, hatte Gerd-Uwe Klein eine Auswahl getroffen, bei der die spieltechnischen Möglichkeiten der hochbarocken Tonsprache durch die jungen Musiker hörbar wurde.

Konzentriert und engagiert

Beim "Adagio" zeigte das Landesjugendbarockorchester erneut sein engagiertes und konzentriertes Spiel, bei dem mal das eine, mal das andere Instrument in den Vordergrund trat, bis alle Musiker in das harmonische und warm klingende Ganze einfielen.

Das Besondere bei dem Konzert war, dass die Musiker ohne Dirigent spielten und ihr Orchestergründer Klein lediglich die Rolle des Geigers übernahm. Für das beeindruckende, fein aufeinander abgestimmte Musizieren der jungen Talente spendeten die Konzertbesucher Zwischenapplaus. Mit einer Zugabe von Telemann mit Blockflötensolo und langem, begeistertem Applaus endete das eindrucksvolle Konzert.