Seltene Ehrungen wurden am Samstag in der Korntalhalle im Rahmen der Feuerwehr-Verbandsitzung vergeben. Foto: Morlok Foto: Schwarzwälder-Bote

Verbandsversammlung: Zinser: Längerer Verbleib der Aktiven ist aber genauso wichtig für Erhalt der Personalstärke

Das Land Baden-Württemberg sichert ehrenamtliche Einsatzkräfte gegen Unfallschäden besser ab. Die entsprechende Verwaltungsvorschrift war Thema in der Versammlung der Kreis-Feuerwehren in der Göttelfinger Korntalhalle.

Kreis Freudenstadt. Maik Zinser, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands, legte dort seinen umfangreichen Bericht vor. Wichtigster Aspekt bei der Arbeit des Verbandes sei unverändert die soziale Absicherung der Feuerwehrleute und gegebenenfalls deren Angehörige, betonte er. Neu sind Unterstützungsleistungen des Landes für Gesundheitsschäden, die nicht primär durch den Einsatz entstanden sind und für die kein Anspruch auf Leistung in der gesetzlichen Unfallversicherung besteht. "Landläufig reden wir von einem schicksalsbedingten Leiden, dem berühmten Herzinfarkt im Einsatz." Mit dieser Verwaltungsvorschrift ist das Land einem dringenden und langjährigen Wunsch des Verbands gefolgt.

Er fügte an, dass ehrenamtlich tätige Feuerwehrangehörige für ihren Dienst gute Rahmenbedingungen bräuchten. Deshalb hat der Landesverband bereits 2015 das Strategiepapier "Freiwillig.stark!" zur Förderung des Ehrenamtes in den Feuerwehren des Landes erarbeitet. Gegliedert nach den Zuständigkeiten des Landes, der Kreise sowie der Gemeinden zeige das Papier zahlreiche Möglichkeiten auf, wie der ehrenamtliche Feuerwehrdienst gefördert werden kann. "Oftmals ist dies mit gutem Willen seitens der politisch Verantwortlichen und oft ohne besonderen finanziellen Aufwand schnell und einfach möglich", so Zinser.

Großes Thema war ferner die personelle Ausstattung der Feuerwehren. "Wir dürfen uns bei der Personalsicherung nicht nur auf die Mitgliedergewinnung konzentrieren, wobei hier eine gute Jugendarbeit das A und O bleibt, sondern wir müssen ebenso auch ältere Feuerwehrkameraden zu einem längeren Verbleib in den Einsatzabteilungen motivieren", so Zinser. Deshalb habe der Landesfeuerwehrverband vorgeschlagen, ein Aktionsprojekt: "50plus – bleib aktiv" zu entwickeln.

Als falsche Entwicklung wertete Zinser jedoch die Inklusion als Thema in den Jugendfeuerwehren. "Die Deutsche Jugendfeuerwehr spricht sich für eine prinzipielle Aufnahme von Jugendlichen mit Behinderungen in die Jugendfeuerwehr aus". Allerdings müssten die Feuerwehren Aufnahmeanträgen von Behinderten dann im Grunde genommen uneingeschränkt zustimmen. Ein anderes Anliegen des Verbandes sei es, dass Arbeitgeber Feuerwehrleute für ihre Aufgaben freistellen. Qualifizierte Feuerwehrangehörige seien für jeden Betrieb ein Gewinn. "Feuerwehrangehörige haben ein hohes Gefahrenbewusstsein, technisches Verständnis und Führungsqualitäten." Der Kreisaktionstag "Feuerwehr in Bewegung" findet am 9. September in Kooperation mit der Feuerwehr Baiersbronn statt. Schatzmeisterin Doris Schatz stellte die Kassenlage vor. Kreisjugendwart Peter Finkbeiner erklärte, dass der Verband mit derzeit 574 Kindern und Jugendlichen in Jugendfeuerwehren so langsam am selbstgesteckten Ziel von 600 kratze.

33 Jugendliche seien in die Einsatzabteilungen übernommen worden. Kreisstabführer Hubert Rasch berichtete, dass in den beiden Zügen Talheim und Horb-Stadt je 17 Musiker die Tradition der Spielmannszüge hochhalten; es gebe jedoch massive Nachwuchsprobleme. Der Kommandant der Alterswehren des Kreises, der Talheimer Hans Dettling, hat aktuell insgesamt 455 erfahrene Kameraden unter seinem Kommando. Außerdem gebe es noch den Kameradschaftsbund, der 2017 sein 30. Jubiläum feiere.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Saskia Esken stellte fest: "Sie sind die wahren Helden des Alltags." Für Landesbranddirektor Karsten Homrighause funktioniert die Freiwillige Feuerwehr nur durch die Akzeptanz der Familie. Werte wie Respekt, Akzeptanz, Kameradschaft, Toleranz und Zuverlässigkeit hätten in jeder Abteilungswehr bis heute Gültigkeit. "Bitte zerstören sie nichts, was gut und wichtig ist", so der Appell von Frank Jahraus Richtung Armin Jöchle, der in seinem Grußvortrag andeutete, dass man sich überlegen müsse, ob eine gut funktionierende Feuerwehrstruktur mit vier Abteilungen ein Erfolgsmodell für die Zukunft sein könne. Landrat Klaus Michael Rückert lobte den Einsatz der "Bürgerinitiative Feuerwehr". Zur Großübung "Auerhahn 2016 stellte Rückert fest: "Es tut gut zu spüren, wie gut wir aufgestellt sind, wie gut die Zusammenarbeit klappt und wie die Zahnräder der Hilfsorganisationen ineinander greifen." Der Rottweiler Polizeidirektor Peter Westhoff stellte zur Diskussion um die Standorte der Polizeidirektionen des Landes fest: "Es ist egal, von wo aus sie betreut werden." Johannes Braun, Vize-Präsident der Kreisverbands Freudenstadt des Roten Kreuzes, sagte: "Es passiert nichts, wenn bei einem Fest die Musik nicht spielt – doch wenn‘s brennt und die Feuerwehr nicht kommt, dann ist der Schaden groß."

Die Ehrenmedaille des Kreisfeuerwehrverbands gingen an Brandmeister Jörg Burkhardt (Tonbach) sowie an Brandmeister Manfred Flaig (Wittlensweiler). Das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Bronze erhielten Brandmeister Manfred Flaig (Wittlensweiler), Oberbrandmeister Tobias Plaz (Eutingen) sowie Hauptbrandmeister Bernd Züfle (Freudenstadt). Das Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber erhielten Oberbrandmeister Dieter Fischer (Werksfeuerwehr fischer) und Hauptbrandmeister Markus Franz (Dornstetten). Hauptbrandmeister Albrecht Teufel (Eutingen) wurde mit dem höchsten Ehrenzeichen, das in Deutschland vergeben wird, dem Deutschen Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold, ausgezeichnet. Mit der Ehrenmedaille in Silber des Landesfeuerwehrverbands wurden Kreisbrandmeister Frank Jahraus und Bürgermeister Armin Jöchle ausgezeichnet. Empfingens Bürgermeister Albert Schindler erhielt die Ehrenmedaille der Deutschen Feuerwehr. Schindler wurde für seinen Einsatz für die Ausstattung der Empfinger Wehren mit der höchsten Auszeichnung geehrt, die die Feuerwehr für nichtaktive Personen bereithält.