Emmi Haas hatte ein großes Herz für jüdische Gäste. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Gedenken am Emmi Haas / Nach der Gründung des Staates Israel beginnt ein neuer Abschnitt

Freudenstadt. Aus dem Saarland, aus Freudenstadt und aus anderen Orten waren im Martin-Haug-Stift in Freudenstadt Gäste zusammengekommen, um mit einer Trauerfeier von Emmi Haas, die im Alter von 96 Jahren verstorben war, Abschied zu nehmen.

Wenige Jahre nach Gründung des Staates Israel hatte Emmi Haas zusammen mit ihrem Mann in der Kolpingstraße in Freudenstadt ein Haus für jüdische Gäste eröffnet. Es sollte ihr Lebenswerk werden. Einer Initiative des Kreis- und Stadtarchivs Freudenstadt und der Freudenstädterin Christa John war es zu verdanken, dass im November 2012 anlässlich des 90. Geburtstags von Emmi Haas die Geschichte und Vorgeschichte des Gästehauses Haas und seiner jüdischen Gäste ins Licht der Öffentlichkeit gelangte und dokumentiert wurde. In seiner Ansprache bei der Trauerfeier berichtete Pfarrer i. R. Ulrich Müller von den Startschwierigkeiten der jungen Ehe. Für die aus dem Saarland stammende katholische Emmi Marx und den Freudenstädter Kaufmannssohn Fritz Haas war im September 1947 in Freudenstadt zunächst nur eine standesamtliche Eheschließung möglich, denn bereits 1931 war die gesamte Familie Haas aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Eugen Haas, der Vater von Fritz Haas, hatte Hitlers "Mein Kampf" früh mit einem geradezu prophetischen Scharfblick gelesen. Er war entsetzt, dass die evangelische Kirche den "Wolf im Schafspelz" nicht erkannte.

Für ihren Abschied hatte sich Emmi Haas Worte aus dem Buch des Propheten Jesaja gewünscht. Pfarrer Ulrich Müller bemerkte dazu: "Was für Israel ›Erlösung‹ bedeutete, hat Emmi Haas selbst ein wenig miterlebt." Als am 14. Mai 1948 durch David Ben Gurion die Gründung des Staates Israel ausgerufen wurde, habe für das junge Paar Emmi und Fritz Haas ein neuer Lebensabschnitt begonnen.

Pfarrer Müller erläuterte auch, dass Emmi Haas 1953 nach Israel reiste. In Haifa habe sie Juden getroffen, die aus Deutschland stammten und die – trotz allem was geschehen war – ihre einstige Heimat wieder besuchen wollten. Sie hätten damals jedoch ein Gästehaus gesucht, dessen Betreiber keine Nazis waren. Und so seien sie zu Familie Haas nach Freudenstadt gereist und hätten dort ein gastfreundliches Haus mit Liebe zu Israel gefunden. Das habe sich dann herumgesprochen.

Hunderte von jüdischen Gästen, überwiegend aus Israel, aber auch aus den USA, aus der Schweiz, aus Frankreich und aus Deutschland wohnten von 1953 bis 1993 im Gästehaus Haas in Freudenstadt, von wo aus sie Tagesausflüge und Wanderungen in den Schwarzwald unternahmen. Karten und Eintragungen im Gästebuch zeigen, was für ein großes Herz Emmi Haas für ihre Gäste hatte. Dies kam auch in der Trauerfeier zum Ausdruck, die von Liedern aus Israel umrahmt wurde, vorgetragen von Constanze Emele und begleitet von Werner Finis am Klavier.