OB Julian Osswald und Veranstaltungsleiterin Corinna Helfrich schütten sich für einen guten Zweck einen Eimer Eiswasser über den Kopf und lassen sich dabei filmen. Foto: Facebook/Jansen

Kälteschock für einen guten Zweck: An Aktion beteiligen sich auch prominente Freudenstädter wie Julian Osswald.

Freudenstadt - Was tut man mit einem Eimer voll Eiswasser? Am liebsten übergießt man damit natürlich jemand anderen. Nur ungern sieht man sich selbst unter so einer Dusche. Denkste: Genau das ist seit Erfindung der "Ice Bucket Challenge" Inhalt vieler privater Videos auf facebook – darunter eines von OB Julian Osswald.

Mit einem entschlossenen "Jetzt schreiten wir zur Tat" hebt Oberbürgermeister Julian Osswald im roten Polo-Shirt einen Eimer Eiswasser in die Höhe und schüttet den kompletten Inhalt über seinen Kopf. Warum er das getan hat? "Ich finde das ist eine tolle Aktion. So kann man durch die heutige Medienlandschaft Aufmerksamkeit für einen Spendenzweck wecken", meint Osswald. Er bezieht sich dabei auf die "Ice Bucket Challenge" (deutsch: Eiskübelherausforderung), die Anfang des Jahres von dem ehemaligen Baseballspieler Peter Frates ins Leben gerufen wurde.

So amüsant die Aktion ist, so erschütternd ist der Hintergrund: Vor zwei Jahren erhielt Frates die Diagnose ALS (Amyotrophe Lateralsklerose). Die seltene Nervenkrankheit bewirkt ein Absterben der Nervenzellen. Er verliert nach und nach die Kontrolle über seinen Körper. Der Betroffene erlebt den Zerfall seines Körpers bei vollem Bewusstsein. Bisher gibt es keine Möglichkeit, das Absterben der Nervenzellen aufzuhalten – die Krankheit gilt als unheilbar.

Seit seiner Diagnose engagiert sich Peter Frates vielfältig, um genau das zu ändern. In einem Video nominierte er viele seiner Bekannten, sich mit einem Kübel Eiswasser zu übergießen oder aber 100 Dollar an die Organisation ALS Association zu spenden. Ziel dieser Aktion war nicht nur die Menschen auf die weitgehend unbekannte Krankheit aufmerksam zu machen, sondern auch Spenden für deren Erforschung zu sammeln. Damit löste Frates einen riesigen Hype aus. Prominente wie Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, Microsoft-Erfinder Bill Gates, Schauspieler Justin Timberlake und Ex-Präsident George Bush nahmen die Challenge an und stellten sich für ALS und Peter Frates unter einen Eimer Eiswasser. Schnell wurde es üblich, sowohl zu spenden, als auch einen Eimer Eiswasser zu ertragen. Innerhalb weniger Wochen verbreitete sich die Challenge dank sozialer netzwerke wie facebook, Twitter und Co. blitzartig.

Schließlich schwappte die "Eiskübelherausforderung" auf Europa und Deutschland über. Inzwischen gibt es auch in Freudenstadt viele Menschen, die die "Ice Bucket Challenge" angenommen haben. Mit dazu gehören Oberbürgermeister Julian Osswald und Corinna Helfrich, Veranstaltungsleiterin bei der Freudenstadt Tourismus.

Der Kübel Eiswasser sei nebensächlich, meint Osswald. Viel wichtiger sei es, tatsächlich zu spenden. Als Oberbürgermeister habe er es jedoch auch gemacht, um damit noch mehr Menschen zu erreichen. Seine Spende richtete sich an die Charité in Berlin, die sich ebenfalls mit der Erforschung von ALS befasst. Als Gründe dafür nennt Osswald vor allem die aufkommende Kritik an der amerikanischen Organisation, was Tierversuchte betrifft, aber auch die vielen Spenden, die bereits auf das Konto der ALS Association eingegangen sind.

Für Veranstaltungsleiterin Corinna Helfrich steht das Spenden ebenfalls im Vordergrund. Die Challenge hat sie jedoch trotzdem ohne zu zögern angenommen. "Ich bin nicht der Typ, der so was gerne auf sich sitzen lässt", meint sie. Im Gegenzug dazu nominierte sie natürlich drei weitere Personen. Ob die sich über die Nominierung gefreut haben? Helfrich lacht. Der Freudenstädter OB hat sich seine Nominierung wohl überlegt. "Ich habe darauf geachtet, Leute zu nominieren, die den Spaß auch verstehen."

Naturschutzminister Alexander Bonde gehört nicht zu dieser Sorte Mensch: Er hat auf seiner facebook-Seite eine Nachricht gepostet, in der er die "Ice Bucket Challenge" als "tolle Idee" bezeichnet, aber auch schreibt, dass er sich entschlossen hat, direkt zu spenden, anstatt die Challenge anzunehmen.

Das Eiswasser ist übrigens nicht allein zur Belustigung gewählt: Der durch den kalten Guss verursachte Schock soll den Teilnehmer die Lähmung nachempfinden lassen, von der ein ALS-Erkrankter betroffen ist.