Voll war das Kongresszentrum in Pforzeim beim Sommerempfang. Foto: IHK Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Mehr als 400 Besucher beim Sommerempfang der IHK / Suche nach Konzepten für die Zukunft

Mehr als 400 geladene Gäste aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft nahmen am Sommerempfang der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald teil.

Region. Der Festakt im Kongresszentrum Pforzheim stand unter dem Motto "Verantwortung übernehmen – Zukunft gestalten", teilt die IHK mit. Gleich zu Beginn der Veranstaltung machte IHK-Präsidentin Claudia Gläser deutlich, dass für sie an diesem Abend vor allem der persönliche Austausch zwischen den Gästen im Mittelpunkt stand: "Eine enge Vernetzung zwischen Wirtschaft, Politik und Verwaltung ist der Schlüssel, damit der Nordschwarzwald auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleibt und sich in Deutschland und der ganzen Welt weiterhin als attraktive Wirtschaftsregion positionieren kann."

Begeistert zeigte sich die Horber Familienunternehmerin, die seit einem Jahr an der Spitze der Industrie- und Handelskammer steht, von der Auftaktveranstaltung zur "Entwicklungsstrategie 2030 plus" im vergangenen Monat. Die positive Resonanz auf das Projekt, mit dem die IHK gemeinsam mit zahlreichen Unternehmen und Partnern die Weichen für eine erfolgreiche Regionalentwicklung stellen will, habe ihr gezeigt, wie tief das "Wir-Gefühl" im Nordschwarzwald verankert sei, so Gläser.

Die Voraussetzungen für die regionale Wirtschaft seien aktuell so gut wie schon lange nicht mehr, betonte die IHK-Präsidentin. Laut aktuellen Konjunkturdaten habe das Wirtschaftswachstum in der Region auch im vorigen Jahr weiter angehalten, und die meisten Unternehmen seien mit der Auftragslage sehr zufrieden. Erfreulich sei auch der weitere Rückgang der Arbeitslosenzahlen.

In ihrer Ansprache ging die IHK-Präsidentin aber auch deutlich auf die aktuellen Herausforderungen und Hemmnisse ein, die den Nordschwarzwald und auch andere Regionen beschäftigen. Dazu zähle die ausufernde bürokratische Belastung, etwa durch die Datenschutz-Grundverordnung, für deren Bewältigung immer mehr Ressourcen aufgewendet werden müssten. Die Leidtragenden seien vor allem kleine und mittlere Unternehmen.

Mit Sorge äußerte sich die IHK-Präsidentin auch zum anhaltenden Fachkräftemangel, der nach wie vor ein großes Wachstumshemmnis für die regionale Wirtschaft sei. Hier versprach sie weitere Anstrengungen durch die Industrie- und Handelskammer. Außerdem sollen die bedarfsorientierten Aus- und Weiterbildungsangebote noch stärker an die aktuellen Erfordernisse angepasst werden, um Fachkräfte in der Region ausbilden und halten zu können.

Dringenden Handlungsbedarf äußerte die Familienunternehmerin auch beim Thema Digitalisierung. Besonders bei der Breitbandversorgung und der Funknetzabdeckung müsse die Region dringend aufholen, um den Anschluss an die großen Wirtschaftszentren nicht zu verlieren. Doch es gab auch Positives zu berichten: Die Entscheidung des Landes, den Aufbau eines regionalen "Digital Hub" mit drei Standorten zu fördern, sei ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg in einen Nordschwarzwald 4.0. Bei der Euphorie um die Digitalisierung sei es jedoch wichtig, verantwortungsvoll mit den Mitarbeitern umzugehen, so die IHK-Präsidentin.

Ähnlich äußerte sich der Gastredner des Abends, Julian Nida-Rumelin. Der ehemalige Staatsminister für Kultur und Medien ist Professor für Philosophie. Er sprach sich für einen respektvollen Umgang mit den Menschen in einer digitalen Gesellschaft aus. "Unternehmen werden in Zukunft noch stärker darauf achten müssen, die neuen Technologien zum Wohl der Menschen einzusetzen, um die Arbeitswelt human zu gestalten", sagte der Philosoph aus München, der zu den führenden Experten für die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Gesellschaft und Arbeitswelt zählt. Die große Herausforderung sei es, die Mitarbeiter durch digitale Anwendungen zu unterstützen, ohne sie dabei zu bevormunden.