Haschisch wird meist zu Platten oder Klumpen gepresst. Mehr als 3,5 Kilogramm der Droge fand die Polizei bei einer Durchsuchung in einem Rucksack am Wohnsitz des Angeklagten. Er sagt vor Gericht, den Stoff für 10.000 Euro gekauft zu haben. (Symbolfoto) Foto: Von Erichson

27-Jähriger vor Landgericht wegen Betäubungsmittelhandel. Angeklagter in Drogenszene bereits bekannt.

Rottweil/Kreis Freudenstadt - In Fußfesseln wird der 27-jährige Angeklagte aus dem Kreis Freudenstadt direkt aus der Haftanstalt zum ersten Prozesstag in den Schwurgerichtssaal des Rottweiler Landgerichts geführt. Zur Last gelegt werden ihm Drogenhandel und vorsätzlicher Besitz unerlaubter Waffen.

Im November vergangenen Jahres wurden bei dem Angeklagten bei einer polizeilichen Durchsuchung in seiner Wohnung und auf dem dazugehörigen Gartengrundstück größere Mengen Rauschgift gefunden und beschlagnahmt, darunter mehr als 3,5 Kilogramm Haschisch und 180 Gramm Amphetamine. Dies führte zur Festnahme des Mannes, der sich seither in Untersuchungshaft befindet. Bis dahin wohnte er in einer Kreisgemeinde im Haus seines Großvaters zusammen mit seiner Freundin. Diese wiederum sitzt wegen Mittäterschaft und Beihilfe bei Betäubungsmitteldelikten ebenfalls auf der Anklagebank. Den beiden werden mehrere Delikte in Verbindung mit Betäubungsmitteln zur Last gelegt.

Der Angeklagte ist in der Drogenszene kein unbeschriebenes Blatt und stand schon längere Zeit immer wieder unter polizeilicher Beobachtung. Im April vergangenen Jahres soll es in Klosterreichenbach zu einem Drogendeal gekommen sein, nach dem dem Angeklagten der Besitz und der Handel mit Betäubungsmitteln zur Last gelegt werden.

Im August 2015 wurden bei ihm infolge einer Fahrzeugkontrolle nach vorheriger Observation eines Mobilen Einsatzkommandos (MEK) auf einer Autobahnraststätte bei Hockenheim in einer Bauchtasche zwei Amphetaminbrocken und 25,7 Gramm Haschisch gefunden. Bei der anschließenden Hausdurchsuchung in seiner Wohnung fanden die Polizeibeamten weitere 19,4 Gramm Haschisch sowie Haschischöl.

Polizei stellt auch eine Vielzahl von Waffen sicher

Der dritte Anklagepunkt, der schließlich zur Verhaftung führte, war der Fund von mehr als 3,5 Kilogramm gebunkerten Rauschgifts auf dem Dachboden über der Garage auf dem Wohngrundstück. Weiter wurden in der Wohnung des Mannes eine Vielzahl von unerlaubten Waffen sichergestellt – Schlagringe, Teleskoptotschläger, Schlagstöcke, verschiedene Kampfmesser, Wurfmesser, CS-Gas-Spray und Elektroschocker. Die Waffen habe er "hobbymäßig" gesammelt und meist über chinesische Internetportale bestellt, sagt er vor Gericht. Bei der Fahrzeugkontrolle in Hockenheim befand sich ein Stellmesser im Handschuhfach des Fahrzeugs der Freundin des Angeklagten.

Nach Verlesen der Anklageschrift gibt der Vorsitzende Richter den beiden Angeklagten beim Prozessauftakt am Mittwoch Gelegenheit, sich zu den Tatvorwürfen zu äußern. Während die mitangeklagte Freundin des Haupttäters von ihrem Schweigerecht Gebrauch macht, zeigt sich der Mann geständig, erzählt dem Gericht seine Lebensgeschichte und berichtet von seinen Absturz in den Drogensumpf.

Mit sechs Jahren hätten sich seine Eltern getrennt. Danach sei er mit seinen Schwestern und der Mutter von Freudenstadt nach Niedersachsen gezogen. Der Kontakt zum Vater sei bis heute abgerissen, erzählt er. Mit 16 Jahren sei er wegen Drogenproblemen bei der Mutter rausgeflogen und wieder in den Schwarzwald zu seinen Großeltern gezogen. In deren Haus durfte er eine Wohnung beziehen.

Drogen hätten in seinem Leben schon früh und immer eine Rolle gespielt, gibt er an. Bereits im Alter von zehn Jahren habe er sich zum ersten Mal mit Schnaps "zugedröhnt", der erste Cannabis-Kontakt sei mit elf oder zwölf Jahren gewesen. Von da an habe er täglich gekifft. Später, in seiner "Probierphase", habe er auch immer wieder andere Drogen wie Speed, Ecstasy, LSD, Kokain und auch Heroin ausprobiert. Nach seiner ersten Haftzeit habe er sich mit Drogenersatzmedikamenten beruhigt, um sich keine Gedanken über sein verkorkstes Leben machen zu müssen.

Trotz all der Drogen habe er einen recht ordentlichen Realschulabschluss gemacht und nach einer Durchhängephase auch noch eine Feinwerkmechaniker-Ausbildung. Drogen genommen habe er jedoch ständig, und mit 17 Jahren sei er zum ersten Mal wegen Dealens verurteilt worden, so der Angeklagte. Einen Führerschein habe er nicht, denn wegen seiner Vorgeschichte wäre dafür eine MPU (medizinisch-psychologische Untersuchung) erforderlich gewesen, wie er dem Gericht auf Nachfrage mitteilt. Seine Freundin habe einen Führerschein und auch ein Auto.

Angeklagter zeigt sich teilweise geständig

Vor Gericht gesteht der Angeklagte den Drogendeal im April vergangenen Jahres – "eine einmalige Sache". Beim zweiten Anklagepunkt habe es sich nicht um eine "Beschaffungsfahrt", sondern um den Besuch bei Freunden in Darmstadt gehandelt. Der bei ihm gefundene Stoff sei für den Eigenbedarf gewesen. Geständig zeigt er sich, was den Besitz der 3,5 Kilogramm Haschisch angeht, die in einem Rucksack auf dem Garagendachboden gefunden wurden. Den Stoff habe er zwei Monate zuvor für rund 10. 000 Euro gekauft, gibt er an. Seine Freundin habe davon nichts gewusst, sie habe mit der ganzen Sache nichts zu tun.

Ein Kommissar der Polizei Freudenstadt informiert im Zeugenstand ausführlich über die polizeilichen Ermittlungen und zeigt die in der Wohnung sichergestellten verbotenen Waffen. Nachdem sich das Gericht Audiomitschnitte von Telefongesprächen angehört hat, die Aufschluss zu den Taten geben sollen, und zwei mutmaßliche "Geschäftspartner" des Angeklagten verhört worden sind, die aber jeglichen derartigen Kontakt bestreiten, beendet der Richter den ersten Prozesstag und gibt Schöffen, Staatsanwaltschaft und Verteidigung als "Hausaufgabe" die Vorstrafenakte in Kopie mit – zur Durchsicht bis zum nächsten Prozesstag am kommenden Montag, 9. Mai.