Früher war Fernsehen vielleicht auch nicht immer besser, dafür war wenigstens irgendwann Programmschluss. Fabian Schläper und Iris Kuhn im Freudenstädter Stadthaus. Foto: Blaich Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur am Dobel: Fabian Schläper taucht ab ins seichte Gewässer des Fernsehens

"Das große Glotzen" brach im Freudenstädter Stadthaus aus. Das Publikum erlebte scharfzüngige Geschichten, geistreiche Lieder und gekonnten Wortwitz.

Freudenstadt. Die Macher von "Kultur am Dobel" hatten dazu Fabian Schläper engagiert. Er und seine charmante "Tastenmuse" Iris Kuhn boten einen schonungslosen, jedoch sehr unterhaltsamen Streifzug durch die Fernsehlandschaft. Es war bereits der vierte Auftritt von Fabian Schläper in 20 Jahren Kulturverein. Wiederum hatte er seine sympathische Klavierbegleitung im Schlepptau, die ihn nicht nur zu seinen Liedern begleitete, sondern die auch bei dem perfekt eingespielten Programm mit geistreichen Wortpassagen assistierte. Es hätten zwar einige Gäste mehr im Schweizersaal Platz gehabt, aber vermutlich zog es so mancher potenzielle Comedyfan vor, den drückend schwülen Abend doch lieber im Freien zu verbringen als unter dem Stadthausdach zu schwitzen.

Loblied aufs Testbild

Schläper betrat die Bühne im bunten Anzug mit "Testbild-Muster". Er prophezeite seinen Gästen: "Ganz egal, was wir heut’ noch mit ihnen vorhaben – sie können uns nicht wegzappen." Witzig und unterhaltsam mit Pointen am laufenden Band nahm Schläper das TV-Geschehen unter die Lupe. Dabei ließ er weder den "Mutantenstadl" noch die "Blindenstraße" aus und sinnierte über alte Zeiten, als es noch Sendeschluss gab und die Zuschauer genau wussten, "wann Ruhe im Karton ist". Auch das früher übliche "Samstagabendritual" wurde von dem smarten Kleinkunstpreisträger wieder neu aufgerollt. Nachdem die ganze Familie "durchs Badewasser gegangen" war, seien alle gemeinsam vor der "Glotze" gesessen, um nach dem Testbild das Familienprogramm anzusehen. Live und in Farbe brachten er und Iris Kuhn am Klavier Chanson artige Lieder zu Gehör, die nicht nur witzig, doppeldeutig und zum Nachdenken anregten, sondern die auch Tiefgang besaßen. Auch über die ganze "Kochshow-Welle" wurde unmissverständlich und bissig Klartext gesprochen, um im Anschluss daran das fröhliche Liedchen "Ich kann prima essen gehen – aber Hühnern nie den Hals umdrehen" zu trällern.

Nach einer "Werbepause" erinnerten die beiden an alte Werbeklassiker. Der Musikkabarettist und seine "Lady in red" am Piano regten sich über Männer mit dicken Autos auf und berichteten Märchenhaftes von Erbsenzählern, Linsenlottis und Männerrestbeständen. Sie machten unterhaltsame Abstecher durch die seichten Tiefen der TV-Kanäle und erklärten ihren Gästen, dass die Dinger nicht umsonst "Flach-Bildschirm" heißen. Mit roter Zopfperücke erläuterte der Kabarettist "Pippis Probleme in der Villa Kunterbunt" und war davon überzeugt, dass die Glotze aggressiv macht und das Erbgut schädigt. Gegen Ende des Programms quälte sich Schläper dann auch noch in High-Heels und sang mit blonder Langhaarmähne und in Helene-Fischer-Manier für das begeisterte Publikum vom Schönheitswahn, Krähenfüßen und der Farbenblindheit der Menschen: "Im Neonlicht seh’n alle scheiße aus". Das sympathische Duo erhielt viel Beifall vom Publikum und war nach Programmende und Sendeschluss auch noch für Zugaben bereit.