Das Kultusministerium Stuttgart geht davon aus, dass es in Baden-Württemberg 700. 000 bis 800 .000 Erwachsene gibt, die nicht richtig lesen und schreiben können. (Symbolbild) Foto: dean bertoncelj/ Shutterstock

Landtag richtet Grundbildungszentrum ein. Zusammenarbeit mit Firmen geplant.

Kreis Freudenstadt - Der Landkreis Freudenstadt erhält eines von acht neuen Grundbildungszentren im Land, die Erwachsenen mit Schreib- und Leseschwächen helfen sollen. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) gab am Mittwoch in Stuttgart bekannt, welche neue Zentren eingerichtet werden. Freudenstadt ist eins davon. Der Landtag hatte dafür insgesamt 1,2 Millionen Euro für die Jahre 2019 und 2020 bereitgestellt.

Das Grundbildungszentrum soll bei der Kreisvolkshochschule Freudenstadt angesiedelt werden. Sie hatte sich im Frühjahr für das Projekt beworben. Das Kultusministerium geht davon aus, dass es in Baden-Württemberg 700 000 bis 800 000 Erwachsene gibt, die nicht richtig lesen und schreiben können. Heruntergerechnet seien es etwa 8000 Menschen im Landkreis Freudenstadt, sagt Volkshochschuldirektor Sascha Falk auf Anfrage unserer Zeitung. Ziel sei es, diesen Menschen zu helfen und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht.

Demnach soll es sowohl in Freudenstadt als auch in Horb ein Lese- und Schreibtraining geben, das durch die Vermittlung von Grundkenntnissen in Englisch und Mathematik (Grundrechenarten) sowie von Basiswissen für die Arbeit am Computer ergänzt wird. Wichtig ist es Sascha Falk, dass diese Angebote nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund ansprechen, sondern auch Einheimische. Für eine effektive pädagogische Betreuung sollen zwei Lehrkräfte pro Kurs sorgen.

Laut Falk gibt es verschiedene Gründe, warum erwachsene Menschen nicht richtig lesen, schreiben oder rechnen können. Es könne sein, dass die Schulzeit lange zurückliegt und sich große Lücken gebildet haben oder ein Schulabschluss gänzlich fehlt. Denkbar sei, so Falk, dass auch Vorbereitungskurse auf den Hauptschulabschluss angeboten werden können. Das werde sich im Verlauf des Projekts zeigen.

Gastronomie und Handwerk im Fokus

Ein weiterer Bereich des Grundbildungszentrums werde ein berufsbezogenes Lese- und Schreibtraining sein, erläutert der Direktor der Kreisvolkshochschule. Das sei notwendig, damit Beschäftigte mit Lese oder Schreibschwächen Anweisungen im Betrieb verstehen und umsetzen können. Im Fokus stünden dabei die Gastronomie und das Handwerk. Dabei sei auch die Zusammenarbeit mit Firmen von großer Bedeutung. Er könne sich vorstellen, dass Kurse oder Unterricht auch in Seminarräumen von Firmen abgehalten werden.

Das Projekt soll offiziell im Juli starten. Am 25. Juli gebe es im Kultusministerium eine Auftaktveranstaltung, bei der die acht neuen Projektpartner begrüßt werden, weiß Sascha Falk. Für den Kreis Freudenstadt rechnet er, dass die Umsetzung des Projekts im Herbst beginnen kann. Betreut wird es von Marc Vogt, dem Leiter des Fachbereichs Sprachen und Stellvertreter von Sascha Falk. Er habe federführend auch die Bewerbung für das Grundbildungszentrum entwickelt, betont Falk.

Der Direktor der Kreisvolkshochschule Freudenstadt ist überzeugt, dass die Grundbildung auch in Zukunft ein wichtiges Thema sein wird, besonders für die Gewinnung von Fachkräften. Für das zeitlich begrenze Projekt könne der Landkreis Freudenstadt eine Fördersumme von 100 000 Euro abrufen. "Wir sind positiv gestimmt, dass es nach den knapp zwei Jahren weitergeht", so Sascha Falk. "Wir freuen uns, dass wir für das Projekt ausgewählt wurden".

Doch so ganz überrascht ist er über den Zuschlag gar nicht. Die Kreisvolkshochschule Freudenstadt sei im Land bekannt für gute Arbeit, vor allem im Bereich der Integrationskurse, und für qualifizierte Lehrkräfte.