Demonstrationsflug am Golfplatz Freudenstadt: Alexander Blome (rechts) und sein Geschäftspartner Jens Homuth machen mit Hilfe ihrer einzigartigen Kamerakonstruktion unter einem Modellhubschrauber besonders ruhige Foto- und Filmaufnahmen aus der Luft. Foto: Müssigmann

Alexander Blome aus Freudenstadt hat besondere Kamera-Halterung für unverwackelte Aufnahmen aus der Luft entwickelt.

Freudenstadt - Alexander Blome (30) aus Freudenstadt hatte die Idee für eine besondere Kamerahalterung, mit der er unverwackelte 360-Grad-Aufnahmen aus der Luft machen kann. Er ist damit für Filmaufträge in ganz Deutschland unterwegs.

Die Rotorblätter des Modellhubschraubers zerschneiden die Luft, mit einem zischenden Geräusch erhebt er sich am Freudenstädter Golfplatz für einen Demonstrationsflug in die Luft. Unter dem Körper des Hubschraubers hängt eine bewegliche Metallkonstruktion, in der eine Spiegelreflexkamera eingespannt ist. Der Hubschrauber sieht damit aus wie ein Greifvogel, der seine Beute in den Klauen trägt.

Am Boden stehen Alexander Blome und sein Geschäftspartner Jens Homuth (57) aus Hamburg. Homuth steuert den Hubschrauber, Blome bedient per Fernbedienung die Kamera und die schwenk- und drehbare Metallkonstruktion. Das Ergebnis eines solchen Flugs: Dynamische Hochgeschwindigkeits-Kameraflüge mit vibrationsfreien Bildern in HD-Qualität. Blome und Homuth haben nach eigenen Angaben schon Naturaufnahmen für eine Dokumentation des Norddeutschen Rundfunks gedreht und hoffen auf weitere große Auftraggeber.

Ihre Erfindung, die bewegliche Kamerahalterung, sei einzigartig, weil sie auch bei hohen Geschwindigkeiten ein stabiles Bild liefere. Blome sagt: "Andere Systeme bekommen das Bild bis Tempo 40 stabilisiert, wir fliegen bis zu 130 Stundenkilometer und der Horizont bleibt immer noch sauber."

Kleinbus als Firmenzentrale

Blome nennt ein Beispiel: Er könne für einen Werbespot mit einem Motorradfahrer starten, ihn auf Personenhöhe verfolgen und irgendwann höher fliegen, ihn aus der Luft zeigen. Bisher sei das mit einem Modellhubschrauber nicht zu filmen gewesen.

Blome ist Kameramann und technischer Redakteur. Er bezeichnet das Geschäft seiner Firma Speedcopter als "logische Erweiterung dessen, was im Filmbereich geflogen wird". Er fülle damit die Lücke zwischen Kameraflügen mit Drohnen (langsam) und echten Helikoptern (schnell, aber teurer und aufwendiger).

Blome gehört die Firma Speedcopter und das Equipment, das seinen Angaben zufolge etwa einen Marktwert von 30 000 Euro haben dürfte. Genau kann er den Wert aber nicht einschätzen – oder wie bewertet man ein Jahr Entwicklungsarbeit in Euro? So lange hat Homuth in Blomes Auftrag an der beweglichen Kamerakonstruktion gearbeitet, auf der eine Spiegelreflexkamera, aber auch eine Videokamera mit bis zu vier Kilo Gewicht festgeschraubt werden kann. Erst vor Kurzem wurden sie damit fertig.

Blome erhält für sein neu gegründetes Unternehmen Speedcopter einen besonderen Zuschuss des Landkreises für innovative Existenzgründungen: zwei Euro pro Quadratmeter Fläche des Büros und Lagers seiner Firma. Blomes Firmenzentrale ist allerdings nicht besonders groß: ein Kleinbus, mit dem er quer durch Deutschland fährt. Im vergangenen Jahr war er nur etwa 20 Tage in Freudenstadt, sagt er.

Das liegt auch daran, dass er seinen Geschäftspartner in Hamburg gefunden hat: Jens Homuth. Blome sagt: "Es gibt vielleicht eine Handvoll Piloten, die gute Kameraflüge machen können. Hier habe ich keinen gefunden." Über zehn Jahre Modellflugerfahrung seien dafür notwendig. Die bringt Homuth mit, er hat bereits Luftaufnahmen für Musikvideos des Künstlers Max Herre und für die Sendung Akte X gedreht. Homuth hat auch die Kamerahalterung gebaut.

Ira Schübel, zuständig für Wirtschaftsförderung im Landkreis, freut sich besonders über das Projekt Speedcopter, weil die Zahl der innovativen Existenzgründungen zurückgegangen sei: Blome war ihren Angaben zufolge im vergangenen Jahr der einzige, für den der Zuschuss bewilligt wurde.