Mit dem Handy am Ohr rauscht ein Autofahrer über den Zebrastreifen auf der Turnhallenstraße ohne auf die Schülerin zu achten, die über die Straße will. Foto: Käser-Funk

Verkehrssituation an Hartranft-Grundschule birgt seit Jahren Gefahren für die Kinder. Mit Diskussion & Umfrage

Freudenstadt - Weil viele Eltern meinen, sie müssten ihre Kinder morgens direkt vor der Schultüre absetzen und Mittags wieder abholen, herrscht rund um die Hartranft-Grundschule in der Bahnhofstraße regelmäßig ein Verkehrschaos, das die Schüler in Gefahr bringt.

Sei vielen Jahren ist das Problem bei den Lehrern der Schule und auch bei der Stadtverwaltung Freudenstadt bekannt. Doch eine Lösung ist nicht in Sicht. "Es handelt sich um ein individuelles Fehlverhalten, das Gefahrensituationen erzeugt", sagt Christoph Gerber, Leiter des Baurechts- und Ordnungsamts der Stadt, dem das Problem ebenfalls hinlänglich bekannt ist. "Es gelingt nicht, die Leute zu sensibilisieren".

Der Elternbeirat der Hartranft-Grundschule hatte kürzlich alle Eltern dazu eingeladen, sich vor Ort ein Bild von der Situation zu machen. Neben dem Elternbeiratsvorsitzenden Felix Käser-Funk und seinem Stellvertreter Marc Bernhardt waren gerade mal drei Elternteile gekommen. "Sehr enttäuschend", sagt Marc Bernhardt.

Kurz vor 12 Uhr machen sich täglich ein Großteil der rund 400 Grundschüler auf den Heimweg. Die meisten sind zu Fuß unterwegs. Doch am Zebrastreifen auf der Turnhallenstraße lauert schon die erste Gefahr. Dort seien Autofahrer zum Teil mit dem Handy am Ohr ohne Rücksicht auf die Kinder drübergerauscht, so Felix Käser-Funk, der das mit Fotos dokumentiert hat. In der Bahnhofstraße hätten mehrere Fahrzeuge vor der Schule im absoluten Halteverbot geparkt, in der Reichsstraße sei der Gehweg von bis zu sechs Autos von Eltern, die ihre Kinder abholen wollten, blockiert gewesen. Auch der Lehrerparkplatz an der Reichsstraße werde zeitweise von Autos von Eltern zugestellt.

Regelmäßig Briefe an die Eltern

Regelmäßig appelliert der Elternbeirat in Briefen an die Eltern, den Parkplatz beim Landratsamt zu nutzen, um die Kinder abzuholen oder zu bringen – vergeblich. Bei der Vor-Ort-Aktion seien manche Autofahrer nach Hinweisen auf die Problematik einsichtig gewesen und seien auf den Parkplatz gefahren. Andere hätten den Hinweisgebern mit körperlicht Gewalt gedroht, berichtet Felix Käser-Funk. Der Elternbeiratsvorsitzende hat zwar auch keine Patentlösung parat, versteht aber nicht, warum, die Tempo-30-Zone vor der Hartranftschule nicht bis zur Falkenrealschule eingerichtet wurde und warum der Zebrastreifen am Kreishaus entfernt wurde. Auch dieser habe zur Sicherheit auf dem Schulweg beigetragen. Außerdem sei es schlecht, dass auf der Turnhallenstraße nicht Tempo 30 gilt. Der Elternbeirat wünscht sich außerdem, dass die Einhaltung der Verkehrsregeln im Bereich der Hartranft-Grundschule besser überwacht wird.

Daniel Braun ist kommissarischer Konrektor und arbeitet seit 15 Jahren an der Hartranft-Grundschule. "Ich bin froh, dass noch nichts Schlimmes passiert ist", sagt er. Man weise die Schüler beim Schulwegtraining auf die besondere Situation an der Schule hin. "Doch die Eltern nehmen ihre Vorbildfunktion nicht an". Braun spricht von teilweise chaotischen Verhältnissen zu den Stoßzeiten rund um die Schule. Oft gebe es böse Kommentare, wenn man die Autofahrer auf ihr Fehlverhalten hinweist. Karl Müller, Verkehrserzieher bei der Polizei, habe sich in Zivil unter die Leute gemischt und habe bissige Kommentare bekommen. "Die Eltern sind beratungsresistent", stellt der Konrektor fest. Bei jedem Elternabend werde darauf hingewiesen, die Schüler nicht direkt vor dem Schulgebäude abzuholen und aussteigen zu lassen. Meistens seien es eben die Eltern, die morgens knapp dran sind, die direkt vor der Schule halten. "Mir ist es aber lieber, ein Kind kommt zwei Minuten zu spät zum Unterricht", so Braun. Man habe auch schon die Kennzeichen von Fahrzeugen aufgeschrieben und ans Ordnungsamt weitergeleitet. Die Verstöße seien aber nicht weiterverfolgt worden.

Probleme auch an anderen Schulen

"Privatleute gehören nicht zur Ordnungsbehörde", klärt Christoph Gerber auf, warum die Meldungen an die Stadt ohne Wirkung blieben. Das "Elterntaxi" sei seit langer Zeit als Problem bekannt, und zwar nicht nur an der Hartranft-Grundschule. "Was wir können, haben wir gemacht", schildert Gerber und meint damit Tempo 30 auf der Bahnhofstraße und in der Reichsstraße sowie die Halteverbote. In der Turnhallenstraße werde auch noch Tempo 30 folgen, kündigt er an. Doch das alleine löse die Probleme eben nicht.

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