Werner Hertrampf, Karl-Wilhelm Wölper und Vorsitzender Reinhold Beck (von links) freuen sich über die neu eingerichtete Vitrine mit altem Handwerksgerät. Foto: Museum Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Ehemaliger Friseur schenkt Heimatmuseum Freudenstadt Relikte alter Handwerkskunst

Brenneisen, Rasiermesser und eine handgemachte Damen-Perücke: Der ehemalige Friseur Karl-Wilhelm Wölper hat alte Geräte aus den Geschäften seiner Vorfahren gesammelt und dem Freudenstädter Museum zur Ausstellung geschenkt.

Freudenstadt. Seltsame Utensilien liegen da im Dachgeschoss des Stadthauses Freudenstadt: Dinge, die man – je nach Alter des Betrachters – noch nie oder schon lange nicht mehr gesehen hat. Die Damen-Perücke für alle Tage war einst das Meisterstück, das Wölper zu seiner Meisterprüfung im Jahr 1963 in vielen Stunden aus echtem Haar geflochten hatte. Damals lagen bereits drei Jahre Lehrzeit im elterlichen Friseurgeschäft und fünf Gesellenjahre hinter dem jungen Meister. Inzwischen längst im Rentenalter, hat Wölper alte Kämme, Bürsten, Haarschneidemaschinen im Handbetrieb und andere Utensilien aus den Geschäften von Großvater und Vater gesammelt und geordnet. Darunter sind auch ein alter Frisierstuhl und eine Trockenhaube, die wie ein abenteuerlicher Astronautenhelm aussieht.

Viele dieser Relikte aus der Nachkriegszeit – dazu das erste Protokollbuch der Freudenstädter Friseurinnung aus dem Jahr 1913 – sind im Museum für Stadt und Landkreis Freudenstadt in einer Vitrine ausgestellt. Mit einigen davon hat Wölper noch selbst gearbeitet. Er erinnert sich an Dauerwellen, die mit heißen Drähten und Bolzen eingedreht wurden. "Später kamen dann Lockenwickler aus Metall oder Plastik hinzu", so der Figaro.

Stammbaum reicht zurück bis ins Jahr 1604

Der Stammbaum der Familie Wölper reicht in Freudenstadt bis ins Jahr 1604 zurück. 1905 gründete Großvater Friedrich Wölper als Friseurmeister mit seiner Frau Luise das Geschäft in der Stuttgarter Straße, das er 1937 an seinen Sohn Fritz – ebenfalls Friseurmeister – übergab. Im Bombenhagel im April 1945 brannte auch das Geschäft der Wölpers nieder. Es wurde am alten Platz wieder aufgebaut, 1950 eröffnet und weitgehend von Antonie Wölper geführt. Ihr Mann Fritz war 30 Jahre lang Innungsobermeister und widmete sich als Gemeinderat engagiert der Stadtpolitik. Auch Sohn Karl-Wilhelm lernte das Friseurhandwerk im elterlichen Geschäft, arbeitete später in Düsseldorf und in England, paukte Englisch und Französisch im Abendunterricht und war fast 14 Jahre als "Charles" im Salon von Starfriseur Guillaume, in dem Prominente ein- und ausgingen. 1976 kam er mit seiner Frau Brigitte zurück nach Freudenstadt, wo sie das elterliche Geschäft übernahmen und umbauten.

Zeugen alter Handwerkskunst und alter Berufe gibt es im Museum im Stadthaus einige. Darauf verweist Reinhold Beck, Vorsitzender des Museumsvereins, der mit Vorstandsmitglied Werner Hertrampf die Vitrine bestückt und dekoriert hatte. Es gibt Zeugnisse von Bergleuten und aus dem Hotelgewerbe, von Flößern, Schreinern, Feilenhauern, Zimmerern und Schustern, vom Nagelschmied und anderen mehr. Beck und Hertrampf dankten Karl-Wilhelm Wölper für die Schenkung. "Sie macht unser Heimatmuseum reicher und vielseitiger", meinte Beck.