Oberbürgermeister Julian Osswald (links) mit Familie Sengstock (von links): Christian, Michael Stengstock mit dem jüngsten Sohn Daniel, Florian, Stefanie, Philipp, Simon, Katharina und Sabine Sengstock. Foto: Michel Foto: Schwarzwälder-Bote

Urkunde: Bundespräsident übernimmt Ehrenpatenschaft von Daniel / Siebtes Kind

Wenn Familie Sengstock beim Essen sitzt, geht es nicht unbedingt leise zu – klar, bei einer neunköpfigen Familie, bei der jeder was zu erzählen hat. Viereinhalb Monate alt ist das jüngste Familienmitglied – Daniel. Und er hat einen besonderen Paten, den Bundespräsidenten.

Freudenstadt. Eine lange Warmwerdphase brauchen sie nicht, Sabine und Michael Sengstock und ihre Kinder bei ihrem Besuch bei Oberbürgermeister Julian Osswald. Alle Kinder sind mit dabei: Christian (19), Stefanie (17), Philipp (15), Florian (14), Katharina (11), Simon (3) und Daniel (viereinhalb Monate). Simon erobert gleich den Chefsessel im Amtszimmer des Oberbürgermeisters, und schnell entwickelt sich ein lockeres Gespräch.

Auch für Osswald ist der Besuch etwas Besonderes. Er glaube, er habe in seiner Amtszeit von neun Jahren bisher erst einmal eine Urkunde über eine solche Ehrenpatenschaft überreicht, sagt der OB, der auch gleich noch vom Besuch Frank-Walter Steinmeiers im Nationalpark erzählt, sehr sympathisch sei der Bundespräsident. Doch der OB hat neben der Urkunde über die Ehrenpatenschaft des Bundespräsidenten auch Geschenke der Stadt parat: einen Gutschein für den kleinen Daniel, für den die Stadt ab dem dritten Lebensjahr den Kindergartenbeitrag übernimmt, und Karten fürs Panorama-Bad. Da könnten ja jetzt die Portionen beim Eisessen, das nach dem OB-Besuch geplant sei, so richtig groß ausfallen, scherzt Sabine Sengstock.

Schnell gibt’s ein weiteres Thema: Fernsehen. Denn die Sengstocks haben zwar einen Fernseher, aber keinen Anschluss. Als die Familie größer geworden war, sei der Fernseher irgendwann ständig gelaufen, erzählt der älteste Sohn Christian. Dann, so sein Vater Michael, habe die Familie im Urlaub mal ausprobiert, ohne Fernsehen auszukommen. Etwa zehn Jahre sei das jetzt her. Es funktioniert. Allerdings heißt das nicht, dass die Familie ganz ohne Filme lebt. Dafür gibt es das Kino und DVDs. Und wichtige Fußballspiele schaut die Familie über das Internet.

Mit Kindergarten noch nicht ganz einverstanden

Ein doch noch etwas heikles Thema schneidet Osswald mit dem Kindergarten an. Der dreijährige Simon soll bald in den Kindergarten kommen. So ganz damit einverstanden ist er aber nicht, weil er seine Mutter nicht mitnehmen kann. Seit 21 Jahren sind Sabine und Michael Sengstock verheiratet. Seitdem leben sie in Freudenstadt. Sie kommt ursprünglich aus Frankfurt am Main, er aus Rottweil. In Sulgen haben sie sich in einem kirchlichen Jugendcafé des Jugendmissions- und Sozialwerks kennengelernt.

In Freudenstadt fühlt sich die Familie wohl. "Ich könnte mir gar nicht mehr vorstellen, woanders zu wohnen", sagt Sabine Sengstock. Besonders genieße sie die Arkaden am Marktplatz.

"Haushaltshaus" sorgt für Ordnung

Wie das Leben so ist, in einer so großen Familie, will Osswald wissen. Es sei schon schön, sagt Stefanie. "Wenn einer von uns fehlen würde, wäre das wie ein großes Loch." Und so lange das Haushaltshaus funktioniere, sei alles in Ordnung. Das Haushaltshaus? Das ist eine Art Plan, mit dem in einem rollierenden System die Pflichten aufgeteilt werden vom Tischdecken bis zum Holzhacken – denn bei einer so großen Familie muss jeder mithelfen, außer den Jüngsten natürlich.

Der 19-jährige Christian lebt inzwischen in Bielefeld und besucht dort die Schule. Was er am meisten vermisse, sei, morgens aufzustehen und an einen gedeckten Frühstückstisch zu kommen. "Ein negativer Punkt ist, dass wir halt nicht so viel Zeit für jedes einzelne Kind haben, wie in Familien mit weniger Kindern", stellt Sabine Sengstock fest.

Auf die Frage, ob sie denn auch mal frei hat, antwortet sie mit einem Lachen und der Feststellung, dass sie unheimlich gerne backt. Ein Haushalt mit so vielen Kindern ist halt ein Fulltime-Job, auch wenn ihr Mann sie unterstützt, soweit es der Beruf zulässt. Und für einander nehmen sich Sabine und Michael Sengstock auch ab und zu eine Auszeit und verreisen mal über ein Wochenende ohne die Kinder. Eine große Familie haben sich die beiden immer gewünscht. "Ich bin froh über jedes Kind", sagt Michael Sengstock.