Das vierblättrige Kleeblatt ist ein Symbol für Glück. Inzwischen gibt es auch das Schulfach "Glück" – allerdings noch nicht im Kreis Freudenstadt. Foto: Försterling

Was Rektoren im Kreis Freudenstadt von Unterricht in Sachen "Glück" halten / Thematik bereits in anderen Fächern umgesetzt

Von Gerhard Keck

Kreis Freudenstadt. Kann man Glück lernen, indem man den traditionellen Fächerkanon in der Schule ergänzt? An einer Heidelberger Schule ist das Fach seit Jahren eingeführt und kann sogar im Abitur mündlich geprüft werden.Die Schüler finden es interessant und machen ganz neue Entdeckungen, auch sie selbst betreffend. Der Schwarzwälder Bote fragte schulische Führungskräfte im Kreis Freudenstadt, was sie über die Einführung eines Schulfachs "Glück" denken.

Oberstudiendirektorin Sabine Dieskau, Leiterin des Richard-von-Weizsäcker-Gymnasiums in Baiersbronn, meint, das Schulfach "Glück" sei bereits eingeführt. Wer mit "Herz, Hand und Verstand" unterrichte, vermittle Glück in jedem Fach und in "jeder Kommunikationssituation". Glück bedeute, über Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein, Urteilsvermögen zu verfügen und Freude an Leistung und am Erfolg zu empfinden. Dabei gehe es auch darum, Begabungen zu entdecken und Verantwortung übernehmen zu wollen.

"Mein erster Gedanke war: Was soll die Schule denn noch alles leisten?", formuliert Dieter Eberhardt, Rektor der Freudenstädter Kepler-Werkrealschule. Das Fach könne allerdings für jeden Schüler gewinnbringend sein, wenn es dazu beitragen würde, dass sich Jugendliche intensiv mit ihrer persönlichen Auffassung von Glück und den damit verknüpften Wechselwirkungen beschäftigen.

Der Heidelberger Schulleiter wolle "Lebenskompetenz und Lebensfreude im Schulalltag stärker realisieren", sagt Oberstudiendirektorin Gabriele Reeb, Leiterin der Luise-Büchner-Schule Freudenstadt. Dazu würden einzelne "Glücksbausteine" im Unterricht umgesetzt, beispielsweise "Freude am Leben und an der Leistung". Die Erfahrungen an ihrer eigenen Schule zeigten, dass die Schüler auch ohne ein spezielles Schulfach "Glück" ihre vielfältigen Potenziale entdeckten und Freude an ihrem Tun hätten, zum Beispiel in der Projektarbeit, an Praktika und bei der Ganztagsbetreuung.

Rektor Rolf Kiefer, Chef der Freudenstädter Falkenrealschule, erkennt "wenig Möglichkeiten, ein besonderes Schulfach ›Glück‹ einzuführen". Entsprechende Inhalte sieht er schon in Fächern wie Deutsch und Ethik verwirklicht. Ohnehin gebe es im Realschulbereich bereits viele über den normalen Schulalltag hinaus gehende Spezialangebote wie fächerübergreifende und themenorientierte Projekte, auch schon in unteren Klassen.

Auf den ersten Blick schreibt Rektorin Waltraud Günther, Leiterin der Freudenstädter Christophorus-Schule, dem Fach "Glück" eine "interessante Ausweitung des traditionellen Fächerkanons" zu. Sie fragt sich allerdings, ob man "Glück" didaktisch umsetzen und in einem Unterrichtsfach festschreiben kann. Nach ihrer Ansicht müssten hierfür notwendige Kompetenzen definiert, geeignete Handlungsfelder beschrieben und Methoden wie Selbsterfahrungs-, Kommunikations- und Wahrnehmungsübungen im Bildungsplan verankert werden. Dies spreche nicht grundsätzlich gegen ein solches Fach. Aber jeder gute Unterricht vermittle selbstredend Lebenskompetenz und -freude und fördere die Persönlichkeitsentwicklung.