Polizisten legen vor dem Schulzentrum ihre Schutzausrüstung an. Foto: Müller

Straftat gegen Lehrer angekündigt. Polizei riegelt Komplex ab. Besonnen gehandelt.

Freudenstadt - Ein aufregender Morgen am beruflichen Schulzentrum in Freudenstadt: Wegen einer Drohung gegen einen Lehrer der Heinrich-Schickhardt-Schule wurde am Mittwoch das gesamte Schulzentrum durch die Polizei abgeriegelt. Eine ernsthafte Bedrohung gab es allerdings nicht.

Wie die Polizei mitteilte, ging in der Nacht zum Mittwoch bei der Heinrich-Schickhardt-Schule und bei der Polizei eine E-Mail ein, in der ein vermeintlicher Schüler ankündigte, "etwas" gegen einen Lehrer unternehmen zu wollen. Mehrere Streifenwagenbesatzungen fuhren bereits gegen 7 Uhr zur Schule und riegelten den Gebäudekomplex, in dem rund 3000 Schüler unterrichtet werden, vorsorglich ab.

An den Eingängen postierten sich bewaffnete Polizisten. Auch Rettungskräfte des Roten Kreuzes waren angefordert worden. Die eintreffenden Schüler und Lehrer wurden nicht ins Gebäude gelassen, sondern zu den festgelegten Sammelplätzen im Steinbeisweg und auf die Parkplätze am Friedhof und in Richtung Panorama-Bad gelotst. Die Schüler, die bereits in den Gebäuden waren, wurden über Lautsprecher aufgefordert, sich zu den Sammelplätzen zu begeben. Es sei kein Amokalarm ausgelöst worden, bei dem die Schüler aufgefordert werden, sich in den Klassenzimmern zu verbarrikadieren, betonte der geschäftsführende Schulleiter des beruflichen Schulzentrums, Armin Wüstner. Alles sei ruhig und besonnen abgelaufen. Bei einer Gefahrenlage werde immer das gesamte Schulzentrum geräumt, da es 20 Ein- und Ausgänge gebe und die einzelnen Schulen nicht voneinander abgetrennt werden können.

Vermutlicher Absender der E-Mail will sie nicht verschickt haben

Als erkennbar gewesen sei, dass es ein längerer Polizeieinsatz wird, habe man die Schüler und Lehrer aufgefordert, sich in die Sporthalle der Luise-Büchner-Schule und in die Kreissporthalle beim Panorama-Bad zu begeben, bis neue Nachrichten vorliegen, erläuterte Wüstner.

Weil viele Schüler gar nicht erst kamen oder die Eltern sie wieder abholten, entschloss sich die Schulleitung, den Unterricht komplett abzusagen. Bereits gegen 9 Uhr war klar, dass es keine ernsthafte Bedrohungslage in der Schule gibt, und die Polizei reduzierte ihre Einsatzkräfte. Kontrolliert wurde nur noch der Haupteingang an der Eugen-Nägele-Straße, die anderen Eingänge hatte man geschlossen.

Auch wenn sich die Drohung nur gegen eine Person und nicht gegen die gesamte Schule richte, nehme man eine solche Lage sehr ernst, erläuterte ein Polizeisprecher. "Nichts machen ist keine Option."Man gehe immer davon aus, dass etwas passieren kann, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering sei. Aufgrund der Ermittlungen gebe es bereits einen wagen Tatverdacht, erläuterte der Polizeisprecher. Bei der Suche nach dem Autor der E-Mail wurde die Polizei prompt fündig und hatte auch Kontakt zum mutmaßlichen Absender. Der will die Mail jedoch nicht verschickt haben. "Er sagt, er war es nicht", so der Polizeisprecher.

Die Beamten ermitteln nun weiter, wer die fragliche Mail tatsächlich verschickt hat. Auf den Absender wartet nicht nur eine hohe Geld- oder Freiheitsstrafe wegen der Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten, sondern ihm können auch die Kosten des Einsatzes der Polizei und der Rettungskräfte auferlegt werden, teilte das Polizeipräsidium Tuttlingen mit. Gegen 11.30 verließen die letzten Polizeibeamten das Schulzentrum und der Spuk war vorbei.

Über die Bedrohungslage wurde auch das Landratsamt als Schulträger unterrichtet. Wie Schulleiter Armin Wüstner erklärte, habe sich der Erste Landesbeamte Reinhard Geiser sofort vor Ort informiert. Auch Freudenstadts Oberbürgermeister Julian Osswald machte sich ein Bild von dem Geschehen. Im Krisenplan des Schulzentrums ist auch vorgeschrieben, dass das Regierungspräsidium informiert werden muss. Dazu gibt es eigens ein "Krisenhandy". Damit habe er das Regierungspräsidium in Karlsruhe angerufen, so Wüstner. Dadurch sei zudem die schulpsychologische Beratung in Rastatt informiert worden. "Die hätten mit Schulpsychologen kommen können", doch als erkennbar gewesen sei, dass es keine akute Gefahrenlage gab, habe er das Regierungspräsidium auch darüber informiert. Wüstner lobte den besonnenen Einsatz der Polizei unter der Leitung von Polizeioberrat Gerold Schumacher.

Die Ereignisse am beruflichen Schulzentrum hatten auch Auswirkungen auf die Kepler-Schule. In Absprache mit der Polizei habe man die Schüler in der ersten großen Pause nicht auf den Schulhof gelassen, um die Arbeit der Polizei nicht zu stören, schrieb Schulleiter Peter Stübler vom Kepler-Gymnasium in einer E-Mail an die Eltern. Die Polizei habe frühzeitig damit begonnen, auch die Zugangswege zur Kepler-Schule zu kontrollieren. Zu keinem Zeitpunkt habe jedoch eine reale Bedrohungssituation bestanden.