Philipp Herz, Gebietsverantwortlicher. Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Warum Hamburger Rasierpinsel jetzt auch in Freudenstadt kaufen / Vierte Filiale eröffnet bald

Die Drogeriemarkt-Kette "dm" expandiert. Im Kreis Freudenstadt eröffnet sie in knapp drei Wochen ihre vierte Filiale. Außerdem beflügelt die Digitalisierung die Geschäfte.

Kreis Freudenstadt. Derzeit prägen Handwerker noch das Bild im Gewerbekomplex "Sonneneck" in der Stuttgarter Straße in Freudenstadt. Kabel hängen bündelweise von der Decke. Aber das Lager des neuen "dm"-Markts wird bereits gefüllt. Am Donnerstag, 8. November, soll er eröffnen, sagt Philipp Herz, der zuständige Gebietsverantwortliche von "dm".

Märkte betreibt der Drogeriermarkt außerdem in Baiersbronn und Pfalzgrafenweiler. Herz ist gespannt, wie sich die zweite Filiale der Kette in Freudenstadt entwickelt. Denn der bisherige Markt in der Max-Planck-Straße bleibe bestehen. An beiden Standorten gebe es künftig das volle Sortiment, kleine Unterschiede gebe es lediglich an den Stationen, an denen Fotos ausgedruckt werden können. Vier weitere Mitarbeiter habe das Unternehmen eingestellt. Außerdem soll ein Teil des bisherigen Markts in die neue Filiale wechseln. Die Lage direkt an der Bundesstraße sei gut, die Kombination dort mit anderen Einkaufsmöglichkeiten wie Bäckerei und Schnellrestaurant verspreche eine gute Kundenfrequenz.

Rund 650 Quadratmeter Verkaufsfläche habe die neue Filiale, etwa 30 Quadratmeter weniger als in der Innenstadt. Rund 13 000 verschiedene Artikel umfasse das Sortiment. Die 30 Quadratmeter Verkaufsfläche machen dabei kaum einen Unterschied, zumal sich ein Teil der Geschäfte trotz der Präsenz vor Ort ins Internet verlagert.

Digitale Offensive

Digital rüstet "dm" derzeit kräftig auf. Jeder Mitarbeiter bekommt von der Firma ein internetfähiges Mobiltelefon, so Herz. Über zwei Apps, die darauf installiert sind, sind sie miteinander vernetzt. Änderungen bekommt jeder Angestellte so direkt auf sein Gerät. Darüber hinaus könnten Mitarbeiter auch untereinander in Kontakt treten, sich beispielsweise ansehen, wie die Kollegen eine Aktion umgesetzt hätten. Die Geschäftsleitung könne auf sehr einfachem und schnellen Wege Mitarbeiter-Befragungen starten. "Das ist schon ein echter Schritt nach vorne", so Herz.

Auch die Kunden profitierten durch die Digitalisierung. Durch das Telefon könne jeder Mitarbeiter Kunden sofort Auskunft über das Produkt geben, etwa Preise und Verfügbarkeit. Darüber hinaus verschwimmen die Grenzen des jeweiligen Einzugsgebiets: Seit Juli 2018 hat "dm" einen Internet-Laden mit zusätzlichen 18 000 Artikeln, die in den Regalen im Markt vor Ort nicht erhältlich sind. Sie können über die Filiale vor Ort oder den Postweg ausgeliefert werden.

Eine andere Möglichkeit ist, dass etwa die Mannschaft des Markts Freudenstadt II einen Kunden beliefert, der irgendwo ganz anders sitzt. Bestellungen über das Internet können abgerufen werden, ebenso die aktuellen Bestände des gewünschten Artikels. "Wenn ein Kunde in Hamburg etwa vier Rasierpinsel online bestellt, kann die Filiale in Freudenstadt ihren Lagerbestand abrufen und sich den Auftrag schnappen", so Philipp Herz. Kommissionierung, Verpackung und Versand erfolgten in der Filiale vor Ort, das Paket wird dem Kunden dann von einem Lieferdienst gebracht. "Kunden können einen solchen Auftrag daran erkennen, wenn eine Mitarbeiterin der Filiale mit einer Plastikwanne unterwegs ist", so Herz. Die Zuwachsraten im Geschäft über das Internet seien im zweistelligen Bereich, was aber vor allem daran liege, dass es ein junges Modell ist und der Großteil des Umsatzes im klassischen Verkauf erzielt werde. "Beide Modelle stehen auch nicht in Konkurrenz zueinander, sondern sollen miteinander verzahnt werden", sagt der Gebietsleiter.  Zur Eröffnung der neuen Filiale in Freudenstadt plant "dm" eine Benefizaktion mit Andrea Rothfuss. Die Paralympics-Teilnehmerin und Ski-Rennläuferin sitzt am Samstag, 10. November, von 14 bis 15 Uhr an der Kasse. Der gesamte Umsatz, den sie in dieser Stunde macht, geht als Spende an das Kinderhaus "Luftikus" in Baiersbronn.

"dm" steht als Abkürzung für Drogeriemarkt. Das Unternehmen wurde 1973 in Karlsruhe gegründet und hat dort seine Zentrale. Der Konzern hat nach eigenen Angaben aktuell rund 3600 Filialen in Europa und beschäftigt etwa 62 000 Mitarbeiter. In der Gebietsregion mit den Landkreisen Freudenstadt, Rottweil, Zollernalb und Schwarzwald-Baar unterhält "dm" 37 Filialen mit etwa 760 Mitarbeitern (plus 24), davon 71 Lehrlinge. In den vier Kreisen erzielte das Unternehmen zuletzt rund 178 Millionen Euro Umsatz (plus 2,2).