Endlich vereint: Die Grömbacher Borussen-Eagles und die Weisweiler-Elf posieren vor dem Spiel für ein Gruppenbild. Auch für Karlheinz Buchholz (darunter, im Diebels-Trikot) wird ein Traum wahr, als er endlich mit seinem Idol Martin Schneider (links) ins Gespräch kommt. Für (daneben, von links) Bernhard Schwarz, Ralf Ferl, Oliver Kranefeld und Enrico Ferl vom Fanclub Schwarzwälder Borussen-Fieber aus Dornstetten ist das Gastspiel der Weisweiler-Elf in Grömbach natürlich ein Pflichttermin. Fotos: Geideck/Stock Foto: Schwarzwälder-Bote

FußballWeisweiler-Elf aus Mönchengladbach zu Gast bei den Grömbacher Borussen-Eagles / Gastgeber erreichen Teil des erklärten Ziels

Von Tim Geideck und Michael Stock

Die Fohlen-Familie trifft sich im Gladbach-Dorf: Zu ihrem 25. Geburtstag forderten die Grömbacher Borussen-Eagles am Samstag die Weisweiler-Elf heraus – und kassierten wenig überraschend eine deutliche 2:12-Niederlage.

Die Borussia-Hymne schmettert aus den Lautsprechern, am Spielfeldrand wehen Fahnen mit der schwarz-weißen Raute, die ersten Fangesänge werden angestimmt. Spätestens aber, als die altgedienten Bundesliga-Recken den Grömbacher Rasen betreten, wird klar, dass dieser Flecken des Nordschwarzwalds fest in schwarz-weiß-grüner Hand ist: Jubelnd wird die Weisweiler-Elf empfangen – und mit ihr geht ein lange gehegter Traum der Borussen-Eagles in Erfüllung. Pünktlich zum 25. Geburtstag des Fanclubs.

Wochenlang haben sich die Eagles, die auf dem Rasen von AH-Spielern der Spvgg Grömbach unterstützt werden, auf diesen größten Tag ihrer Fanclub-Geschichte vorbereitet. Eagles-Chef Volker Roller, der zugleich Mitglied des Vorstandteams der Spvgg Grömbach ist und treibende Kraft bei der Organisation dieses – im wahrsten Sinne des Wortes – Freundschaftsspiels war, trainierte sogar mit seinen 47 Jahren die gesamte Saison bei der ersten Mannschaft der Spvgg Grömbach mit, um fit zu werden. Zwölf Kilo nahm er dabei ab.

Aber auch die Kicker der Traditionsmannschaft des Bundesligisten vom Niederrhein wollen in Grömbach zeigen, dass sie es immer noch können. Allein der Name des Gladbacher Teams bürgt für Qualität. Ist es doch benannt nach einem der Größten seiner Zunft, dem legendären Trainer Hans, genannt "Hennes" Weisweiler. Die Namen der Akteure, die für die Weisweiler-Elf auf dem Platz stehen, sind auch für Fans anderer Klubs keine unbekannten. Peter Wynhoff, "Kalla" Pflipsen, Hans-Jörg Criens oder Bachirou Salou, sie alle waren in der Vergangenheit feste Bundesliga-Größen.

Immerhin neun Minuten lang bleibt die Grömbacher Defensive dann sogar zugenagelt, ehe Peter Wynhoff die Schießbude eröffnet. Es folgen weitere Treffer für die Traditionsmannschaft von Borussia Mönchengladbach durch Hans-Jörg Criens (11.), Bachirou Salou (16.), Valandi Anagnostou (36./40.), Peter Wynhoff (49./59.), Chiquinho (66./76./80.) und Martin Schneider (79.) sowie ein Eigentor – ausgerechnet von Volker Roller (27.).

Überraschend: Ganz so alt wie gedacht sehen die Gastgeber bei rekordverdächtigen 36 Grad gegen die Weisweiler-Elf gar nicht aus. Das liegt zum einen am Grömbacher Keeper Andreas Hammacher, der so manch einen Schuss der Ex-Profis entschärfen kann. Vor allem aber Reinhard Schlegel ist es zu verdanken, dass zumindest ein Teil des erklärten Ziels der Eagles – nicht zweistellig verlieren, mindestens ein Tor schießen – in Erfüllung gehen kann: Dem Vorstandschef der Spvgg Grömbach gelingen nicht nur beide Treffer der Gastgeber (56./72.), sondern er hat in der 69. Minute auch noch seinen dritten Treffer auf dem Fuß. Der Ball prallt jedoch wembley-mäßig zunächst am Pfosten, dann an der Latte ab. Immerhin: Die Flasche Sekt, die er vorab dem ersten Grömbacher Torschützen versprochen hat, kann er selbst behalten.

"Das war ein Riesen-Spaß gegen die zu spielen"“, keucht Schlegel unmittelbar nach dem Abpfiff, "die haben sich auch ganz normal mit uns während des Spiels unterhalten." In den Genuss kommt vor allem der Grömbacher Oliver Kalmbach, der sich in den 80 Minuten mit seinem direkten Gegenspieler Bashirou Salou mehr Dialoge als Zweikämpfe liefert – da scheinen sich zwei gefunden zu haben.

Überglücklich und ebenso platt ist auch Volker Roller nach dem Schlusspfiff. Stolz hält er den Wimpel der Weisweiler-Elf in der Hand, der einen Ehrenplatz im Grömbacher Sportheim bekommen wird. "Das war ein einmaliges Erlebnis", strahlt der Fanclub-Chef, der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass sich das Gladbach-Fieber in den vergangenen 25 Jahren so sehr in Grömbach ausgebreitet hat. "Als kleines Kind habe ich von so einem Moment geträumt. Und die Jungs von der Weisweiler-Elf sind wirklich locker drauf, ohne irgendwelche Star-Allüren", lobt Roller, der aber auch seinem eigenen Team großen Respekt zollt: "Dafür, dass bei uns einige schon lange nicht mehr gekickt haben, haben wir ein gutes Spiel gemacht." Der unangenehmste Gegenspieler? "Ganz klar Chiquinho. Bei dem merkt man, dass der noch voll im Saft ist", grinst Roller, „aber die waren alle sehr gut. Wenn man den Ball nicht vor denen bekommt, hat man keine Chance. Die lassen den Ball dann einfach laufen."

"Wenn man uns ruft, kommen wir gerne"

Zumindest in einem Punkt kann die Weisweiler-Elf den Ball aber nur zurückgeben: "Alles super organisiert", lobt Peter Wynhoff, der zwischen 1989 und 1999 auf 240 Borussia-Einsätze kam. Er unterstreicht: "Wenn man uns ruft, kommen wir gerne. Was gibt es Besseres, als gegen einen Fanclub zu spielen? Und gerade bei den Jungs hier muss man sagen: Das ist schon phänomenal, was die machen." Denn natürlich freut es Wynhoff ganz besonders, dass es mit Grömbach tatsächlich einen Ort im Schwarzwald gibt, in dem nicht der VfB Stuttgart oder Bayern München den Ton angibt, sondern seine Borussia. Einen Seitenhieb kann sich Wynhoff dabei nicht verkneifen: "Die Gladbacher haben momentan ja auch deutlich mehr zu feiern als die Stuttgarter."

Rührende Geschichten spielen sich an diesem Nachmittag aber auch am Spielfeldrand ab. Da ist zum Beispiel Karlheinz Buchholz, Vorsitzender der SG Busenweiler/Römlinsdorf und bekennender Borussia-Fan. Für das Gastspiel der Weisweiler-Elf hat er sogar sein eingerahmtes Martin Schneider-Trikot von der Wohnzimmerwand genommen und unterstützt sein großes Idol als Ein-Mann-Fanblock mit permanenten "Martin Schneider Fußballgott"-Schlachtrufen. Keine Frage: Als der 46-Jährige, der 266-mal für die Borussia-Profis im Einsatz war, eine Minute vor dem Schlusspfiff das 11:2 erzielt, führt ihn der Torjubel schnurstracks zu Karlheinz Buchholz, den er prompt umarmt. "Das war ein fantastischer Moment", schwärmt der Vorsitzende der SG Busenweiler/Römlinsdorf, "ich habe seit 20 Jahren bei Gladbach eine Dauerkarte und war sowieso total aus dem Häuschen, als ich gehört habe, dass die Weisweiler-Elf hierher kommt." Nur ein Wunsch bleibt unerfüllt: Schneiders Trikot mit der Nummer 13 fährt wieder zurück an den Niederrhein. "Das darf ich leider nicht hergeben", entschuldigt sich der Ex-Profi.

Eine noch kürzere Anreise haben die vier Jungs vom 1994 gegründeten Fanclub Schwarzwälder Borussen-Fieber aus Dornstetten hinter sich. Für Bernhard Schwarz, Ralf Ferl, Oliver Kranefeld und Enrico Ferl ist das Gastspiel der Weisweiler-Elf in Grömbach natürlich ein Pflichttermin. "Das ist unser erstes Gladbach-Spiel direkt vor der Haustür", unterstreicht Enrico Ferl. Die Elf vom Niederrhein – das ist für ihn eine Familienangelegenheit, denn auch sein Vater Ralf Ferl ist waschechter Borusse. "Wenn’s die Borussia irgendwann nicht mehr geben sollte, dann war’s das mit Fußball", sagt Enrico Ferl, der an diesem Nachmittag nur von der Zuschauerzahl enttäuscht ist. Mit 600 bis 800 hatten die Eagles im Vorfeld gerechnet, 500 sind es letztendlich. "So ein Event hätte mehr Zuschauer verdient, aber wahrscheinlich liegt es an der Hitze."

Enttäuscht von der Zuschauerzahl sind auch die Enztal-Fohlen, die mit acht Leuten nach Grömbach gekommen sind. Vor drei Jahren hat sich der Fanclub nur mit einer Handvoll Mitgliedern gegründet, heute sind es schon 41. Die Gladbach-Sympathie kommt im Enztal nicht von ungefähr: In den 70er-Jahren – den großen Zeiten mit Günter Netzer, Jupp Heynckes und Berti Vogts – stieg die Borussia immer in Höfen ab, wenn sie auswärts beim VfB Stuttgart antreten musste. "Das ist bei uns inzwischen angeborener Wahnsinn", grinst der zweite Fanclub-Vorsitzende Thomas Theurer.

Zumindest was die Zusammenkunft der Schwarzwälder Fohlen-Familie betrifft, scheint das Gastspiel der Weisweiler-Elf noch ein echtes Nachspiel zu haben, denn obwohl die drei Fanclubs aus Grömbach, Dornstetten und dem Enztal quasi Haustür an Haustür leben, standen sie bislang noch nicht in Kontakt. Das soll sich nun ändern. Enrico Ferl: "Mal zusammen mit 50 Mann im Bus nach Gladbach zu fahren wäre ein Riesen-Ding." Aufstellung Weisweiler-Elf: Jörg Kässmann (Tor), Jörg Jung, Peter Wynhoff, Bachirou Salou, Orkan Özkaya, Martin Schneider, Thomas Winkels, Hans-Jörg Criens, Markus Mohren, Karlheinz Pflipsen, Chiquinho, Valandi Anagnostou. Aufstellung Borussen-Eagles: Andreas Hammacher (Tor), Stefan Dürr, Tobias Zahn, Volker Roller, Frank Sackmann, Oliver Kalmbach, Edgar Kugler, Reinhard Schlegel, Uwe Schleh, Attila Steinwenger, Michael Ade, Uli Wochele, Rainer Spitschu, Ralf Schleh, Ralf Schlecht, Andreas Raisch.