Buch: Sänger und Schauspieler schreibt über seine Beziehungen – und stellt sich auf Ärger ein

Ein Künstler aus Freudenstadt legt ein Buch vor. Es geht um Liebe und viel Sex. Manche Personen werden sich darin wiedererkennen, kündigt Autor Tim Schmid an. Droht ein Skandal?

F reudenstadt. Der Autor jedenfalls schließt nicht aus, dass sein Buch Ärger bringen könnte. "Zwar sind die Namen verändert, ebenso die Orte", räumt Tim Schmid ein. Aber da er nun mal in Freudenstadt "ziemlich bekannt" sei, ließen sich viele Personen aus dem Buch leicht erkennen. "Das ist gefährlich", so Schmid. Proteste seien da so gut wie vorprogrammiert.

Einige Freudenstädter erkennen sich wieder

Nicht zuletzt, da es sich um ein ziemlich erotisches Werk handelt. "Ich glaube, ich liebe Dich nicht mehr", heißt der Titel des Buchs, das der Schauspieler, Sänger und Hausmeister Tim Schmid in Kürze vorlegt. 170 Seiten, Preis: 9,90 Euro. "Das Buch gehört eindeutig in die Erotikschiene", bekennt Schmid, "ein Beziehungsbuch", das hart an der Realität langspielt, die eigenen amourösen Erlebnisse der letzten Jahre erzählt. Ein bisschen "Freudenstadt intim" also. "Ziemlich schlüpfrig" sei es schon, meint Schmid.

Der Autor sitzt im Café Müller in Freudenstadt und erzählt, wie es zu dem Buch kam. Ein hochgewachsener, gut aussehender Mann, dem man seine 50 Jahre nicht ansieht. Markantes Gesicht, volle Lippen, allerdings sehr wenig Haare. Vielen Freudenstädter ist er eher unter seinem Künstlernamen Jack von Cuusen bekannt. Schmid spricht angenehm, mit der sonoren, kontrollierten Stimme des gelernten Schauspielers. Immerhin hat er in der Serie "Baron von Münchhausen" neben Jan Josef Liefers und Katja Riemann eine Nebenrolle gespielt. Auch in Heilbronn, Mannheim und Rottweil stand Schmid schon auf der Bühne, spielte etwa in Shakespeare-Stücken und in "Die Hexe von Schwabach".

Der Verlag spricht von "absolut leichter Kost"

Nun versucht er sich also mit einem Buch. Die Story, die er erzählt, könnte man geradezu klassisch nennen: Älterer Mann trifft junge Frau. Allerdings: Selbst Schmid räumt bereitwillig ein, dass Stil oder so etwas wie künstlerische Verarbeitung des Stoffes bei ihm – gelinde gesagt – nicht gerade im Vordergrund standen. Er räumt ein, leicht entflammbar zu sein und nicht lange zu fackeln. Das drückt sich auch in der Sprache aus. "Absolut leichte Kost", meint denn auch Jürgen Zarn vom Stuttgarter Verrai-Verlag, der das Buch im April auf den Markt bringen will. "Dabei haben wir manches bereits hochgetunt", sagt Zarn. Auf Kommas etwa habe der Autor so gut wie überhaupt nicht geachtet.

Schmid lebt seit 20 Jahren in Freudenstadt, war verheiratet, hat drei Kinder, zwei sind bereits erwachsen. "Das Buch erzählt auch die Auflösung einer anscheinend intakten Familie", so der Autor. "Ich sitze hier in meiner Zwei-Zimmer-Wohnung und denke darüber nach, was eigentlich passiert ist", heißen die ersten Zeilen. Im Buch heißt er kaum verbrämt Tom, die Frau seiner Begierde Tamara, auch im echten Leben hatten sie sich bei der Arbeit in der Gastronomie kennengelernt. "Wir hatten den geilsten Sex", sagt Schmid, und man weiß nicht, ob er damit die Realität im Buch oder das echte Leben meint oder beides. Auch Nebenpersonen werden sich wiedererkennen, meint Schmidt. Er weiß, dass allzu große Ähnlichkeiten der Romanfiguren mit den Menschen in der Wirklichkeit zuweilen selbst bei literarischen Schwergewichten zu erheblichem Ärger führt. Doch das nimmt er in Kauf.

Warum er das Buch geschrieben hat? "Ich will nicht mit 70 noch auf der Bühne stehen", antwortet Schmid. "Ich hatte einfach Lust, als Schauspieler und Sänger auch mal andere Wege zu gehen." Tatsächlich ist Schmid der ganz große Durchbruch als Schauspieler und Sänger bislang versagt geblieben. Das Besondere, ja Charmante an ihm ist: Freimütig räumt er ein, dass er ohne seinen Brot-Beruf Hausmeister kaum über die Runden käme. "Die künstlerische Arbeit allein würde nicht ausreichen, um zu leben." Eigentlich habe er Koch gelernt, bevor er zur Schauspielerei kam.

Band-Tour und zweites Buch in Planung

Berührungsängste zu so einem profanen Job wie Hausmeister kenne er überhaupt nicht: "Das ist doch eine anständige Arbeit." Dabei hat der 50-Jährige durchaus bereits weitere Pläne. Im Sommer will er mit einer Band auf Tournee gehen – und gleichsam nebenbei studiert er derzeit Psychologie, erzählt er. An der Fernuniversität Hagen, in einem Jahr sei er mit dem Studium fertig. Als Psychologe arbeiten wolle er allerdings eher nicht. Stattdessen plane er bereits ein zweites Buch. Und was ist im echten Leben aus der Beziehung und dem Sex geworden, der das Buch derart befeuert hat? Antwort Schmid: "Ich lebe derzeit allein und habe keine Freundin."