Ähnlich wie diese Wohnhäuser könnten nach Ansicht der Bürgeraktion auch Gebäude in einem Gewerbegebiet im Einklang mit dem Wald aussehen. Foto: Bürgeraktion

Architekt stellt Idee "Silikon Forest" für Gewerbegebiet vor. Einklang mit Natur. Stadt will Themen weiterverfolgen.

Freudenstadt - Der zweite Abschnitt des Gewerbegebiets Sulzhau in Freudenstadts Norden könne ein innovatives Gebiet mit ganz neuen, ganzheitlichen Ansätzen werden. Jörg Finkbeiner vom Architektenbüro Partner und Partner aus Obertal stellte dazu Konzepte im Gemeinderat vor.

Die Bürgeraktion im Gemeinderat hatte schon vor geraumer Zeit die Diskussion angestoßen, im zweiten Abschnitt des Gewerbegebiets Sulzhau, der noch nicht mal erschlossen ist, neue Wege zu gehen. Der Begriff "Silikon Forest", angelehnt an "Silicon Valley" in Kalifornien sollte für Innovation und neue Ideen im Einklang mit der Natur, abseits von langweiligen Gewerbe-Zweckbauten stehen. Dazu hatte die Gemeinderatsfraktion auch Bilder von Bürogebäuden als Baumhäuser vorgelegt, um den Wald, in dem das Gewerbegebiet liegt, nicht abzuholzen, sondern in die Nutzung zu integrieren.

Bei der Stadtverwaltung fand die Fraktion offene Ohren. Deshalb hatte sie jetzt Jörg Finkbeiner vom Büro Partner und Partner eingeladen, der einige neue Anregungen präsentierte. Zuvor machte der Wirtschaftsbeauftragte der Stadt, Ralf Heinzelmann, deutlich, dass innovative Gewerbegebiete dynamische Entwicklungen bräuchten.

Im Zentrum von Jörg Finkbeiners Vortrag stand das Prinzip "Cradle to Cradle" (Wiege zu Wiege). Dahinter verbirgt sich ein ganzer Themenkomplex mit dem Ziel der Nachhaltigkeit. Bei "Cradle-to-Cradle" geht es um das Zusammenwirken von Nutzer, Material, Technik, Umgebung, Lebensqualität und Gesundheit. So erläuterte Finkbeiner, dass eine Veräußerung oder Umnutzung einer Gewerbeimmobilie meist mit Wertverlust verbunden sei. Eine zweite Option sei alle Gebäude abzureißen und das Grundstück neu zu veräußern. Dies sei das gängige "Cradle to Grave"-System. Dabei blieben eine Menge Ressourcen auf der Strecke.

Die Philosophie des Büros Partner und Partner sieht anders aus und geht davon aus, dass schon in der Grundkonzeption eines Gebäudes ein konsequentes Kreislaufdenken stattfinden muss. Faktoren wie zum Beispiel Natur, Gesundheit und Qualität bilden dabei keinen Widerspruch, so Finkbeiner. Das Zusammenwirken von Umgebung, Haustechnik und Baukonstruktion sei hinsichtlich der Cradle-to-Cradle Prinzipien entscheidend.

Das Ziel solle sein, eine individuelle Qualität von Gebäuden zu erreichen, naturverträglich und zukunftsorientiert. Um das zu erreichen nannte Finkbeiner als Option für die Kommune Gewerbegrundstücke in Erbpacht zu veräußern, um nicht den Zugriff darauf zu verlieren. Ferner empfahl er Synergien zu nutzen, zum Beispiel bei Parkplätzen oder bei Konferenzräumen, die nicht jedes Unternehmen für sich alleine schaffen müsse, oder aber ein vernetztes Energiesystem.

"Black Forest Innovation Park", so könnte laut Finkbeiner ein innovatives Gewerbegebiet Sulzhau II heißen. Beispiele für solche Projekte gebe es vor allem in Holland und Skandinavien. Zwischen den Gewerbetreibenden und den Kommunen müsse ein dynamisches Verhältnis herrschen, betonte Finkbeiner. Am Ende seiner Präsentation standen die Begriffe mehr Qualität, mehr Dynamik und Flexibilität, mehr Wertschöpfung und mehr Spaß.

Oberbürgermeister Julian Osswald hielt es für sinnvoll, sich solche Ideen anzuhören und fand Gefallen an dem ganzheitlichen Ansatz des Obertaler Büros. Die Stadt wolle diese Themen weiterverfolgen und dem Gemeinderat erneut berichten, sagte er.

Für die Bürgeraktion lobte Stadträtin Bärbel Altendorf-Jehle die Präsentation von Jörg Finkbeiner. "Das sind ganz neue Ideen, bei denen wir gut mitziehen können", meinte sie und wiederholte die ursprüngliche Intention ihrer Fraktion, als sie die Diskussion um die künftige Entwicklung des Gewerbegebiets Sulzhau angestoßen habe. Dabei hob sie hervor, dass es wichtig sei im zweiten Teil des Gebiets nicht wieder den gesamten Wald abzuholzen, sondern Betriebe mit dem Wald in Einklang zu bringen. Dies biete auch Freiräume für Architekten.

Stadtrat Andreas Bombel von der CDU fand die Überlegungen "ansatzmäßig gut". Der Ausgangspunkt sei richtig und man könne die Ideen weiterentwickeln.