Zwei Baukörper entstehen in Anschluss an die Seniorenwohnanlage. Hier die Ansicht von der Talseite. Foto: Zeichnung: Schmelzle + Partner

Zwei Wohnblocks statt Hotel: Nochmals Schlagabtausch wegen geplanten Projekts an der Straßburger Straße.

Freudenstadt - Am Ende schien es noch mal knapp zu werden. Der geplante Bau von zwei Wohnblocks an der Straßburger Straße auf dem Gelände des ehemaligen Hotels Waldeck spaltete den Freudenstädter Gemeinderat. Am Ende fand sich dennoch eine deutliche Mehrheit.Es ging um die Änderung des Bebauungsplans "Straßburger Straße/Steinbruchgelände", der das Areal des Facharztzentrums (ehemaliges Kurmittelhaus), der betreuten Seniorenwohnanlage "Am Teuchelwald" und eine Wohnbebauung im nördlichen Teil umfasst. Hinter der Änderung verbirgt sich der Wunsch eines Investors neben der Seniorenwohnanlage zwei Komplexe mit Wohnungen des gehobenen Stils zu errichten. Bisher war diese Fläche für ein Hotel reserviert, das 1998 bereits einmal anvisiert war, aber nie gebaut wurde. Bereits bei der Einleitung des Bebauungsplanverfahrens gab es kontroverse Diskussionen über die Bebauung des parkartigen Geländes, an dem auch die Hartranftallee vorbeiführt. Obwohl das Verfahren inzwischen so weit gediehen ist, dass in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan anstand, entfachte das Thema eine weitreichende Grundsatzdiskussion, die die Bebauung zeitweise in Frage stellte.

Fußwegverbindung bleibt bestehen

"Wir schaffen keine neuen Baumöglichkeiten, sondern nur eine neue Nutzungsmöglichkeit", erläuterte Christoph Gerber, Leiter des Bauverwaltungs- und Umweltschutzamts. Bauamtsleiter Rudolf Müller ging auf die Planung ein, die die Fußwegverbindung entlang der Straßburger Straße bis zur Bässlerbrücke nicht beeinträchtigen soll. Um die Baufenster nicht zu groß dimensionieren zu müssen, wurde in den Festsetzungen des Bebauungsplans verankert, dass Terrassen und Balkone ausnahmsweise auch außerhalb des Baufensters zulässig sind.

Stadtrat Friedrich Volpp (Freie Wähler) stellte zu Beginn der Debatte gleich den Antrag, den Satzungsbeschluss zurückzustellen, noch eine Ortsbesichtigung zu organisieren, ein Schaugerüst wegen der Höhe der geplanten Gebäude aufstellen zu lassen und die Bäume zu markieren, die weichen müssen. "Das wäre bürgernah", meinte Volpp. "Aus Stuttgart 21 sollten wir lernen."

Damit stieß er bei Oberbürgermeister Julian Osswald auf wenig Gegenliebe. "Irgendwann muss man mal zu Potte kommen können", verwies er auf die lange Dauer des Verfahrens und nannte Volpps Vorstoß "reine Verzögerungstaktik". Volpps Antrag wurde am Ende auch mit 18:6 Stimmen bei drei Enthaltungen abgelehnt.

Auch Stadträte der Bürgeraktion meldeten sich zu Wort und kritisierten das Bauvorhaben. So gefielen beispielsweise Kurt Breuer die Dachlandschaft und die Anlage der Terrassen nicht. Sein Fraktionskollege Walter Trefz wollte wissen, wie weit die Terrassen über das Baufenster hinausragen dürfen und befürchtete einen Zielkonflikt zwischen den Fußgängern auf der Hartranftallee und den Hausbewohnern. Christoph Gerber versicherte ihm, dass die Terrassen so weit vom Weg entfernt sind, dass es keine Konflike geben kann. Die geplante Fällung von stattlichen Bäumen kritisierte Stadtrat Martin Franz.

Haug: Städtebaulich nicht sinnvoll

Eine flammende Rede gegen die Bebauung des Geländes an der Straßburger Straße trug Elmar Haug (SPD) zur Diskussion bei. Es könne nicht sein, dass die Stadt für die Fehlspekulation eines Investors nun eine der schönsten Flächen zur Bebauung mit zwei siebenstöckigen Wohnblocks hergibt. Städtebaulich sei dies weder sinnvoll noch notwendig.

Da platzte dem OB fast der Kragen. "Es scheint eine Krankheit in diesem Gremium zu sein, dass kurz vor dem entscheidenden Beschluss nochmals eine Grundsatzdiskussion losgeht. Das sollten wird grundsätzlich nicht tun", monierte er. Ansonsten könne sich die Stadt abschminken, dass Investoren noch irgendetwas bauen wollen. Elmar Haug entgegnete prompt, dass das Wohl und Wehe von Freudenstadt nicht von einem Investor abhänge und schon gar nicht an dieser Stelle.

Befürworter des Projekts kamen aus der CDU, wie Stadträtin Carola Broermann, die es für notwendig hielt, die Rahmenbedingungen für eine Bebauung mit Wohnungen gehobenen Stils zu schaffen. Auch ihr Kollege Andreas Bombel war dieser Meinung. Gespalten waren die Ansichten bei den Freien Wählern. Stadtrat Hermann John bemerkte, dass das Bebauungsplanverfahren einen Stand erreicht habe, "wo wir nicht mehr zurück können", Beate Gaiser betonte, dass sie eigentlich zugestimmt hätte, doch ihr während des Verfahrens Zweifel wegen der Massigkeit der Gebäude am Eingangsportal der Stadt gekommen seien.

So gab es bei der Abstimmung ein ebenso gemischtes Bild. Für den Satzungsbeschluss des Bebauungsplans stimmten insgesamt 16 Stadträte, darunter zwei von der Bürgeraktion, nur einer von der SPD und drei von den Freien Wählern. Ferner gab es acht Gegenstimmen und drei Enthaltungen.