Die Musiker führten die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach auf. Foto: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Musik: Freudenstädter Kantorei führt Johannes-Passion in der Stadtkirche auf / Feinfühlige Begleitung

Musik, Verkündigung und Gebet kennzeichneten die ergreifende Aufführung der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach in der Freudenstädter Stadtkirche.

Freudenstadt. Unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Jörg Michael Sander boten die Sänger der Freudenstädter Kantorei, unterstützt vom eigens für diese Aufführung zusammengestellten Barockorchester ’17 und bekannten Solisten, die alle in enger Verbindung zur Region stehen, eine bemerkenswerte Wiedergabe des oratorischen Dramas.

Bach behandelte die Kapitel des Johannes-Evangeliums, in denen das Leiden und Sterben Christi beschrieben wird. Rezitative, Arien, Chorsätze und Choräle lassen eindringlich das Bibelwort erklingen und bringen es dem Zuhörer in zu Herzen gehender Direktheit nahe.

Chor zeigt schon anfangs sein großes Können

Bereits im Eingangschor "Herr, unser Herrscher" zeigten die rund 60 Sänger der Kantorei ihr großes musikalisches Können. Bewegend, aufrüttelnd und mit schönen Koloraturen geschmückt, trug der Chor von Anfang an souverän und überzeugend zur gelungenen Aufführung bei, um sich im weiteren Verlauf der Aufführung immer weiter zu steigern.

Dem Evangelisten, Tenor Johannes Mayer, kam eine bedeutende Aufgabe zu, indem er mit klarer und fehlerfreier Oratorienstimme jedes einzelne Wort des biblischen Textes deklamierte. Sicher in den Höhen, exakt auch im Forte und in den schnellen Läufen, führte er gekonnt sowohl in den Rezitativen als auch in den Arien durch das dramatische Geschehen.

Präzise Wortbetonung und deutliche Artikulation gehörten auch zu den Stärken der übrigen Solisten. Helena Bickel (Sopran) ließ mit zarter Stimme die Freude des "Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten" ebenso wie die Trauer des "Zerfließe mein Herz" erklingen. Livia Kretschmann (Alt) erfreute mit warmer und weicher Stimme das Publikum mit Arien, von denen besonders "Es ist vollbracht" gegen Ende des Oratoriums die Herzen berührte. Die Rolle Jesu kam dem Bassisten Clemens Morgenthaler zu, der mit wunderbarer tiefer Stimme und überzeugender Dynamik der Bachschen Passionsdramaturgie voll gerecht wurde. Erschütternd und anrührend erklangen die Worte "Es ist vollbracht", die im Gegensatz standen zum überzeugenden: "Du sagst’s, ich bin ein König".

Strahlende Zuversicht am Ende

Frank Müller (Tenor) sang mit wohlklingender Stimme die Rolle des Dieners, und Gunnar Frietsch (Bass) erfreute das Publikum mit Arien, den Jünger Petrus und Richter Pilatus verkörpernd. Die Alpirsbacher Kantorin Carmen Jauch spielte höchst einfühlsam und präzise das Orgelpositiv und imponierte durch die feinfühlige Begleitung der Sänger. Der Chor sang, wo von Bach gewünscht, in zartem Piano etwa "O große Liebe", dann aber wieder hingebungsvoll im Forte "Dein Wille geschehe".

Besonders beeindruckend waren die schönen Choräle, besonders der Schlusschoral "Ach Herr, lass dein lieb Engelein", aus dem strahlende Zuversicht erklang.

Zum Glockenläuten der "Gloriosa" erhob sich ein dankbares Publikum und verharrte schweigend, der Bitte des Kantors folgend, nicht zu applaudieren. Doch Jörg Michael Sander muss gefühlt haben, wie andächtig und begeistert man der berührenden Aufführung des Passionsgeschehens gefolgt war.