Die Windenergie soll beim Klimaschutzkonzept eine tragende Rolle spielen. Foto: Archiv

Zehn-Jahres-Aktionsplan der Stadt nimmt konkrete Formen an. Windenergie spielt große Rolle.

Freudenstadt - Das Klimaschutzkonzept der Stadt Freudenstadt ist weit gediehen. Jetzt liegt der Rohentwurf vor. Er enthält 28 konkrete Maßnahmen zur CO2-Einsparung. Diese sollen, sofern der Gemeinderat sie im Herbst so beschließt, in den kommenden zehn Jahren umgesetzt werden.

Zwölf bis 14 Monate brauchen Kommunen nach den Erfahrungen des von der Stadt beauftragten Fachbüros endura-kommunal aus Freiburg in der Regel, um mit Hilfe von Experten ein Klimaschutzkonzept zu entwickeln. Die Freudenstädter – konkret waren es interessierte Bürger sowie Mitglieder der Klimaschutz-AG und der Verwaltung – haben Dampf gemacht. Sieben Monate nach dem Start und nach zwei Workshops mit 40 bis 50 Teilnehmern steht das Konzept für Freudenstadt laut Einschätzung von endura-Geschäftsführer Rolf Pfeifer bereits zu 80 Prozent.

Bis zum Jahr 2030 will die Bundesregierung 55 Prozent an CO2-Emissionen einsparen. Die Stadt hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Ziel auf die Kommune herunterzubrechen. Zurzeit liegen die CO2-Emissionen in Freudenstadt bei 198 000 Tonnen jährlich – 8,4 Tonnen je Einwohner. "Wenn Sie in den nächsten 20 Jahren nichts tun würden, wären es im Jahr 2030 6,9 Tonnen je Einwohner", erklärte Pfeifer jüngst dem Gemeinderat. Der CO2-Ausstoß ginge also auch zurück, wenn keine Maßnahmen ergriffen würden, was vor allem mit dem technischen Fortschritt zu tun habe. Der Rückgang reiche jedoch nicht aus, um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, das – auf Freudenstadt heruntergerechnet – für das Jahr 2030 bei vier Tonnen je Einwohner liegt. Ein Aktionplan muss also her. Die Stadt will zunächst ein Zwischenziel angehen. Bis 2022 sollen 38.000 Tonnen CO2 eingespart werden, bis 2030 68.000 Tonnen.

51 Maßnahmen hatten die Freudenstädter Arbeitsgruppen im zweiten Workshop aus zuvor festgelegten Zielen abgeleitet, 28 davon hat das Fachbüro jetzt zu einem Katalog zusammengestellt. Es sind diejenigen, die für die Stadt als am wirksamsten erachtet werden. Mit weitem Abstand der größte Beitrag – 31,1 Prozent im Hinblick auf die Zielerreichung – wird der Windenergie beigemessen. Der Rohentwurf des Fachbüros geht von vier Windkraftanlagen mit einer Höhe von 130 bis 150 Metern aus – laut Oberbürgermeister Julian Osswald eine realistische Zahl, hatte doch der Windkraftatlas bis zu sechs Anlagen auf einer Fläche nördlich von Igelsberg in Richtung Seewald als mögliche Standorte ausgewiesen, die zusammen mit weiteren aber noch näher untersucht werden müssen (wir berichteten).

Viel versprechen sich die Experten auch von einer Kampagne zur Kraft-Wärme-Kopplung beziehungsweise Blockheizkraftwerken (5,6 Prozent), der Erstellung eines Verkehrskonzepts (5,4 Prozent) und dem Aufbau einer Sanierungsinitiative (5,2 Prozent). Die weiteren Plätze der als am effektivsten angesehenen Maßnahmen belegen ein Energieeffizienz-Netzwerk der Industrie (3,7 Prozent), die Identifizierung von Nahwärmestandorten (3,5 Prozent) sowie die Prüfung der Kooperation mit einer Energieagentur und der Angliederung einer neutralen Energie- und Fördermittelberatung (2,6 Prozent). Auch kleinere Maßnahmen sind aufgelistet, die jeweils weniger als 0,1 Prozent zur Zielerreichnung beitragen: etwa der Aufbau einer Infrastruktur für E-Mobilität, das Fahrtraining "spritsparendes Verhalten" für kommunale Mitarbeiter oder der Ausbau des E-Bike-Verleihsystems. Die Stadtverwaltung, so Pfeifer, habe zwar auf die CO2-Emissionen insgesamt nur einen geringen Einfluss, sei aber "Vorbild und Motivator".

Stadtrat Friedrich Volpp (Freie Wähler) betrachtet den Klimaschutz als "Thema, um das wir nicht mehr rumkommen". Er regte an, die Bevölkerung noch mehr über CO2-Einsparmöglichkeiten im privaten Bereich zu informieren. Für Martin Franz von der Bürgeraktion (BA) ist der Rohentwurf des Aktionsplans für die nächsten zehn Jahre noch zu bescheiden: "Mir geht's nicht weit genug und auch nicht schnell genug." Seine Ratskollegen und die Verwaltung rief er dazu auf, "so viel Gas zu geben wie möglich". Walter Trefz (BA) legte Wert darauf, die Bürger in der Klimaschutz-AG der Stadt einzubeziehen. Mit dem Abschluss des Projekts ende die Bürgerbeteiligung nicht, versicherte Christoph Gerber, Leiter des Bauverwaltungs- und Umweltschutzamts.

OB Julian Osswald gab dem Gemeinderat eine Hausaufgabe mit: Die Fraktionen sollen sich über den Sommer mit dem Rohentwurf des Aktionsplans, der als Leitfaden all die Maßnahmen enthalte, bei denen es "Fleisch am Knochen gibt", beschäftigen, auch was mögliche Ergänzungen angeht. Im Herbst werde das Thema im Gemeinderat weiter diskutiert. Dann müsse man auch über Kosten sprechen. Er selbst halte viel davon, ab 2013 jährlich einen gewissen Betrag im Haushalt für Klimaschutz-Maßnahmen festzuschreiben.