Der Kirchplatz im Stadtteil Stühlinger bleibt ein heißes Pflaster. Foto: Deckert

Kirchplatz gilt als führender Umschlagplatz für Drogen. Ermittlungen gegen Erpresserbande "106er" kommen ins Rollen.

Freiburg - Der Stadtteil Stühlinger in Freiburg kommt nicht zur Ruhe: Seit Jahren schon gilt der dortige Kirchplatz als führender Umschlagplatz für Drogen, der mittlerweile vorwiegend von jungen Gambiern für ihre illegalen Geschäfte genutzt wird.

Nun kommt offenbar auch noch eine Erpresserbande dazu: Die Gruppe nennt sich in Anlehnung an die Postleitzahl 79106 des Stadtteils "Die 106er". Wer mitmachen will, muss Informationen unserer Zeitung zufolge einen Migrationshintergrund oder einen ausländischen Pass haben. Acht Mitglieder der Gruppierung hat die Polizei erwischt, fünf davon sitzen derzeit in U-Haft. Weitere könnten folgen, denn die Ermittlungen der Freiburger Staatsanwaltschaft sind gerade erst so richtig ins Rollen gekommen, wie Behördensprecherin Martina Wilke berichtet.

Das Geschäft der "106er" ist Polizei und Staatsanwaltschaft zufolge vor allem die Erpressung: Zuletzt wurden drei junge Männer im Alter von 16 bis 22 Jahren festgenommen, die Zeugen unter Druck gesetzt und erpresst haben sollen, um eine Kaution für fünf weitere Mitglieder der Gruppe aufzubringen. Diese wiederum waren bereits Ende April der Polizei nach längeren Ermittlungen ins Netz gegangen: Sie hatten im Januar die Besatzung eines Rettungswagens angegriffen, weil dieser angeblich "ohne Erlaubnis in ihrem Revier" im Stadtteil unterwegs war.

Bei den Ermittlungen gegen die fünf Verdächtigen waren weitere Körperverletzungsdelikte ans Licht gekommen, die im Stadtteil Stühlinger aber auch in der Freiburger Innenstadt an diversen Zufallsopfern begangen worden waren. Im Februar und März hatte die Gruppe beispielsweise einen vierstelligen Geldbetrag und ein teures Handy durch Gewaltandrohungen von einem Mitschüler erpresst.

Mittlerweile gehe man davon aus, dass ein Teil der Gruppe seinen Lebensunterhalt durch solcherlei Erpressungen bestritten hat, meint die Polizei, die angesichts des frühen Ermittlungsstadiums noch nicht von einer gefestigten Bandenstruktur der "106er" spricht und nun weitere Opfer und Zeugen sucht.