Vor dem Langericht Freiburg hat der Angeklagte die Tat gestanden. Foto: dpa

Angeklagter schildert Tat vor Landgericht. Studentin bewusstlos gewürgt und missbraucht.

Freiburg - Hussein K., der Tatverdächtige im Mordfall an der 19 Jahre alten Studentin Maria L., hat am Montag vor der Jugendkammer des Freiburger Landgerichts ein Geständnis abgelegt und die Familie der Getöteten um Verzeihung gebeten.

"Ich möchte mich wegen des Vorfalls entschuldigen", so K. in einer schriftlich abgefassten Erklärung, von der Pflichtverteidiger Sebastian Glathe sagte, dass der Angeklagte sie ausschließlich selbst verfasst habe. Er sei "traurig aus tiefstem Herzen", so K. weiter. Wenn er könne, würde er die Zeit zurückdrehen, um Maria wieder lebendig zu machen. Mit dem Tod der jungen Frau sei auch er selbst gestorben.

Am Tatabend betrunken und bekifft?

Er sei am Abend der Tat vollkommen betrunken und bekifft gewesen, sagte der Angeklagte: Angeblich will er eine Flasche Wodka, diverse Flaschen Bier, Wein und ein Gramm Haschisch konsumiert haben. Ob dies jedoch stimmt oder ob es nur ein taktischer Schachzug ist, um dem Gericht eine mögliche Schuldunfähigkeit aufgrund seines Rauschzustands vorzugaukeln, ist indes fraglich. Hussein K. schildert das Tötungsdelikt an Maria L. als Spontantat. Er sei in der Tatnacht eigentlich auf dem Weg nach Hause im Freiburger Osten gewesen, dann aber sei er mit dem Fahrrad, das er kurz zuvor unterwegs geklaut hatte, spontan an der Dreisam wieder Richtung Innenstadt losgezogen. Ihm sei schlecht gewesen vom vielen Alkohol. Er habe sich hingesetzt und versucht, sich zu übergeben.

Dann sei ihm das Fahrrad entgegengekommen, mit dem Maria L. auf dem Heimweg von einer Studenten-Party war. Er habe gegen das Rad getreten, vielleicht weil er Streit gesucht habe. Maria sei gestürzt und habe geschrien, da habe er sie aus Angst gewürgt. Erst mit den Händen, dann – "meine Hände waren müde" – mit seinem Schal, der am Tatort gefunden wurde. Nach etwa einer Minute habe sich Maria nicht mehr bewegt.

Erst als er die junge Frau schon tot glaubte, habe er die Idee bekommen, "mit ihr Sex zu machen". Er habe sein Opfer weitgehend ausgezogen, aber keine Erektion bekommen. Da habe er sich mit den Fingern an ihr vergangen und sie in die Dreisam gezerrt, da er Blutspuren von seiner Hand an ihrem Körper beseitigen wollte. Dann sei er geflüchtet.

In der Nacht mehrere Frauen belästigt

Auf die Frage der Richterin, ob er tatsächlich mit einer Toten Sex machen wollte, antwortet er, dass ihm das gleichgültig gewesen sei. Auf Detailfragen des Staatsanwalts antwortete K. dagegen häufig mit Worten wie "vielleicht" oder "ich weiß es nicht mehr".

Was nach einer Tat klingt, die nur wenige schreckliche Minuten dauerte, könnte sich der Polizei zufolge jedoch über eine Stunde hingezogen haben. Das ist der Zeitraum, den die Ermittler auf Indizien und Zeugenaussagen basierend für die Vorgänge in der Nacht zum 16. Oktober 2016 ausgerechnet haben. Gegen 3 Uhr traf Maria demnach auf ihren Peiniger. Aber erst kurz nach 4 Uhr ging ihr Handy aus, vermutlich weil es nass wurde im Wasser der Dreisam, wo die junge Frau am folgenden Morgen ertrunken aufgefunden wurde. Kurz danach fiel Zeugen zudem das geklaute Rad auf, das K. etwa 500 Meter vom Tatort entfernt stehen ließ. Dass er es nach der Tat benutzte, ist aufgrund von genetischen Spuren nachweisbar.

Der Verhandlungstag brachte zudem andere bedrückende Details ans Licht. Demnach haben Zeugen, die Hussein K. in der Tatnacht getroffen haben, Zweifel ausgedrückt an der These, dass der junge Mann betrunken gewesen sei. K. soll zudem in einer Schwulenbar versucht habe, sich zu prostituieren, aber keine Kunden gefunden haben. Außerdem soll er in den Stunden vor der Tat mehrere Frauen belästigt haben. Eine soll ihn weggeschubst haben. Eine andere rückte in der Straßenbahn von ihm ab.

Alles deutet darauf hin: Hussein K. wollte in der Tatnacht unbedingt noch Sex. Und: K. soll in der U-Haft einem Mitgefangenen erzählt haben, dass er als 14-jähriger im Iran eine Zwölfjährige vergewaltigt hat. Die Familien hätten dies aber nicht der Polizei gemeldet, sondern K. sei dafür verprügelt worden.