Der tatverdächtige Hussein K. – hat er schon einmal eine Frau attackiert?   Foto: privat/Facebook

Mutmaßliche Mörder der Freiburger Medizinstudentin soll schon einmal eine Frau angegriffen haben.

Freiburg - Wer ist Hussein K. wirklich? Wie alt ist er? Wo kommt er her? Und vor allem: War der Mord an Maria L. tatsächlich das erste Gewaltverbrechen des Tatverdächtigen?

Doch einen Schritt zurück: Mitte Oktober in Freiburg. Maria L. feiert mit Freunden auf einer Studentenparty. Kurz nach halb drei macht sich die 19-Jährige auf den Heimweg. Zuhause ankommen wird sie nie. Die Medizinstudentin trifft in dieser Nacht auf ihren Mörder. Unweit des Schwarzwaldstadions, auf einem Weg am Ufer der Dreisam, wird Maria L. angegriffen, vergewaltigt und getötet. Für ihre Familie, die aus dem Enzkreis stammt, beginnen schreckliche Wochen.

Die Polizei ermittelt akribisch, geht Hunderten von Spuren nach. Lange scheinen die Kriminalisten im Dunkeln zu tappen. Dann bringt ein blondiertes Haar den Durchbruch. Die Polizei nimmt einen Verdächtigen fest: Hussein K. Ein Flüchtling aus Afghanistan, nach eigener Aussage 17 Jahre alt. Doch stimmt das? Ein medizinisches Gutachten soll Klarheit bringen.

Dringend geboten, angesichts der jüngsten Entwicklungen. Nach Recherchen des Magazins "Stern" ist der Mord in Freiburg nicht das erste Gewaltverbrechen des Tatverdächtigen. Demnach soll Hussein K. in einer Nacht im Mai 2013 auf Korfu eine 20-jährige Studentin überfallen und über die Kante einer Steilklippe geworfen haben. Das Opfer überlebte schwer verletzt.

Auch in Griechenland wurden dem Bericht zufolge Zweifel an den Angaben des Täters laut. Der hatte bereits damals erklärt, 17 Jahre alt – und damit nicht voll strafmündig – zu sein. Die Ermittler hielten dies für unwahrscheinlich, konnten die Altersangabe jedoch nicht widerlegen.

In einem Gerichtsprozess soll der junge Mann dann im Februar 2014 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden sein. Sollte der Täter von Korfu tatsächlich mit dem Tatverdächtigen im Freiburger Mordfall identisch sein, hätte er davon noch nicht einmal zwei Jahre abgesessen. Warum ist unklar.

Fest steht jedenfalls, dass der als Hussein K. bekannt gewordene Mann im November 2015 nach Deutschland kam und von den Behörden als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling registriert wurde.

Sollte der Tatverdächtige tatsächlich 18 Jahre oder älter sein, hätte dies weitreichende Konsequenzen. Dann müsste der Prozess im Fall Maria L. nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, es könnte das Erwachsenenstrafrecht zur Anwendung kommen.

Der "Stern" beruft sich auf die Aussagen von zwei Flüchtlingen, die Hussein K. auf Fotos wiedererkannt haben wollen. Weitere Recherchen stützten die Aussagen der Männer. Dennoch lässt der Bericht aus polizeilicher Sicht einige Fragen offen: Man prüfe die Angaben und habe zu diesem Zweck ein Rechtshilfegesuch an die griechischen Behörden geschickt, erklärte Polizeisprecherin Laura Riske gestern.

Unklar sei vor allem, warum die DNA des jungen Mannes, die an der toten Medizinstudentin gefunden wurde, beim europaweiten Abgleich keinen Treffer in Griechenland ergeben hat, wenn er dort bereits inhaftiert war. Hussein K. schweigt weiter zu den Tatvorwürfen.