Martin Horn bei seiner Rede Foto: Deckert

Parteiloser 33-Jähriger kündigt zum Amtsantritt Mietpreisstopp an. Sozialpolitik soll Chefsache werden.

Freiburg - Seit Montagnachmittag ist er am vorläufigen Ziel seiner Karriereträume angelangt: Martin Horn (33) ist Oberbürgermeister der Stadt Freiburg – der jüngste OB einer Großstadt in Deutschland.

Auch wenn er dies bis auf Weiteres nur als sogenannter Amtsverweser ohne Stimmrecht im Stadtrat ist, da seine Wahl aufgrund einer Verwaltungsklage einer verhinderten Bewerberin noch nicht rechtskräftig ist. Einen "faden Beigeschmack" habe die Sache mit der Klage schon, sagte Horn in seiner Antrittsrede. Aber er werde sich davon nicht die Freude über seine Wahl nehmen lassen.

Horn startet mit ehrgeizigen Zielen. Er kündigte unter anderem einen vorläufigen Mietstopp für städtische Wohnungen bis zu seiner gewünschten "Neujustierung" des Wohnungsbauunternehmens an. Er plant, ein innenstadtnahes Wohngebiet mit 1000 Wohneinheiten im Stadtteil Stühlinger ausschließlich über Genossenschaften, die Stadtbau GmbH und andere sozial orientierte Unternehmen realisieren zu lassen. Freie Investoren sollen nicht zum Zuge kommen. Wohnungspolitik in Freiburg sei "Chefsache" und "die größte Herausforderung". Er werde daher in seinem Stab eigens eine Stelle für das Thema einrichten. Einen "Stadtteilreferenten" sowie eine "Social-Media-Referentin" hat Horn ebenso wie eine neue persönliche Referentin bereits benannt.

Die Menschen in die Politik einbinden

Freiburg müsse als junge Großstadt mit einem jungen OB die Digitalisierung mutiger anpacken, die Museen sollen zehn Mal mehr Geld für den Ankauf von Kunst bekommen, und für das kommende Jahr will Horn ein preisgünstiges Kurzstreckenticket realisieren, um den ÖPNV in der Stadt zu fördern. Einer Erhöhung der Kita-Gebühren erteilte der neue OB eine Absage. Er wolle Präsenz zeigen in den Stadtteilen und "die Menschen einbinden" in die Kommunalpolitik, sagte der aus der Pfalz gebürtige Pfarrerssohn, der zuletzt in Sindelfingen als Europa-Koordinator in der Stadtverwaltung tätig war.

Horn ließ in seiner Antrittsrede zudem durchblicken, dass er sich im Wahlkampf häufig angegriffen gefühlt habe – bis hin zur Verleumdung. Er betonte auch noch einmal, dass sein Wahlsieg für viele Freiburger sicher völlig unerwartet gewesen sei und klang dabei, als sei der Kampf ums Rathaus, den er haushoch gewonnen hat, für ihn noch immer nicht ganz vorbei.